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Manu Chao

La Radiolina

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Welche absurden Wellen der persönliche kommerzielle Erfolg schlagen kann, beweist Manu Chao Ende der 90er Jahre. Der als Weltmusiker gefeierte, sozialistische Dauerreisende Chao wurde schlagartige auch außerhalb Lateinamerikas bekannt.
Mit "Bongo Bong", einem ziemlich simplen, aber effektiven Song. Da hatte er sie plötzlich alle: die Peru-Begeisterten Soziologie-Studentinnen aus Weimar, den sakko-tragenden Sparkassenangestellten mit Kassengestell und den ewigen Revoluzzer mit obligatorischen Rastas. "Bongo Bong" und das dazugehörige Album "Clandestino" wurden zu Welthits. Das verstanden einige gar nicht mehr: die französische Punkband Les Wampas, Ex-Mitglieder des Kollektivs Mano Negra (unter Federführung Manu Chaos), polterten in mehreren Songs gegen den kommerziellen Erfolg des Sängers und meinten spießbürgerlich anfügen zu müssen, Manu Chao habe „das System akzeptiert.“ Gottseidank kümmern die ewig gleichen, automatisch abgefeuerten Reflexe der Linken herzlich wenig. Schließlich ist Manu Chao weiterhin ein Musiker mit einer weltumarmenden Herzlichkeit. Der Sänger und Gitarrist galicischer Abstammung versteht es bis ins Detail, sich als postmodernen Weltmusiker zu inszenieren, der zwar lateinamerikanisches Kommunismus-Verständnis getankt, dabei aber nie den Song vergessen hat. Auch bei "La Radiolina" nicht. Auf das Album mussten Fans nun schon einige Jahre warten. Jetzt ist es veröffentlicht, und wieder präsentiert sich manu Chao als Manu Chao. Pottenhässliches Cover trifft auf Rock, Rap, Ska, Reggae, französische Chansons, Salsa und Flamenco. "Rainin In Paradize", die erste Single, ist auch gleich mal wieder ein zackiger Clubhit, gewohnt kritisch gegenüber dem Imperialismus der großen Industriestaaten und sensibel gegenüber den Nöten der auf ewig verlorenen Armen dieser Erde. Das funktioniert zumindest musikalisch hervorragend. Allein: der monotone Sprechsingsang Chaos nervt bisweilen. Und auch der linke Ideologie-Kitsch geht streckenweise durch Stolperfallen. Aber das ist eben Manu Chao. Der einzige wirkliche Weltmusiker, der sich so nennen darf.


Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 35:34 / Weltmusik

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