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MISC - September 2007 l #07

heute: Straßenköter in der Hölle und große Lügen

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Diesmal mit:

Spoiler NYC | Hell Within | The Big Lie

Weil Alan Robert, seines Zeichens Vorsteher von Life of Agony, einen Haufen Songs ansammelte, die er mit seiner Hauptband nicht so einfach umsetzen konnte, gibt es Spoiler NYC. Auf deren Debüt-Album geht Robert seiner heimlichen Liebe nach: Street Punk, wie er nicht besser zum Mitgrölen einladen könnte. Der Bandname ist durchaus Programm, denn die Texte auf „Grease Fire In Hells Kitchen“ (I Scream Records / SPV) handeln von persönlichen Schicksalsschlägen inmitten des Lebens in den Häuserschluchten von New York mitsamt seinen ganzen Widrigkeiten. In Songs wie „High Friends In Low Places“ lässt die Band aber dann immer wieder das zugehörige Harter Hund-Image allzu plakativ raushängen. Auch wenn „Spoiler NYC“ musikalisch wirklich keine neuen Wege beschreiten, wird hier aber klassisch-räudiger Straßenpunk handwerklich souverän dargeboten, der in seinen angenehmen Momenten an solche Größen wie Social Distortion oder die Turbo A.C’s erinnert.

Ein wahres Potpourri aus Metalcore, Deathmetal und Bay Area-Sound bieten Hell Within auf ihrem bereits dritten Album „Shadows Of Vanity“ (Lifeforce Records / Soulfood Music). Sonderlich klischeefrei stellt man sich nicht gerade dar, zumindest wenn man sich Songtitel („Exit In Red“) und Covergestaltung betrachtet, musikalisch hat die Band aus Massachusetts aber durchaus anspruchsvolles Gedresche zu bieten. Schon der Opener „Shadows of Vanity“ wird auf der einen Seite von einem lupenreinen Trash-Teppich getragen, und auf der anderen Seite immer wieder von klassischem Metalcore unterbrochen. Die Vielseitigkeit wird durch den Gesang von Matthew McChesney nur noch verstärkt - sein Stimmvolumen reicht von cleanen Gesangsparts bis hinzu richtig fiesem Gegrunze. Immer wieder wird auch Richtung Göteborg („In The Absence Of Fire“) geschielt und sämtliche Stärken dann in dem grandiosen Abschluss „A Silent Prayer For The Haunted“ gebündelt, der gespickt ist mit durchaus ansehnlichen Klampfensoli und Doublebass-Attacken. Zwar geht es auf dem Album meist recht vorhersehbar zur Sache, doch dürften die neun Songs sowohl bei Testament-Fans als auch bei Metalcore-Jüngern für einen steifen Nacken sorgen.

The Big Lie sind eine durchaus bemerkenswerte Combo, dürften sie doch durch jedes klassische Bandraster fallen. Zwar hat man es mit dem üblichen Bandgefüge aus Gitarren, Bass und Schlagzeug zu tun, doch hinter The Big Lie stehen Musiker (angeblich Veteranen der nordamerikanischen Musikszene), die noch nie zusammen geprobt haben, geschweige denn auf einer Bühne zu sehen waren. Geeint hat sie nur die Liebe zur Musik und so beschloss man Songs zu schreiben, sich die einzelnen Spuren im Stil von The Postal Service hin und her zu schicken, und nach und nach zu vollenden. Die Idee das selbstbetitelte Album (Defend Music / Groove Attack) zu veröffentlichen, kam aber erst auf als das Label Defend Music auf die Musik aufmerksam wurde. Allerdings unter Voraussetzung, das die wahren Namen der Mitglieder weiterhin hinter diversen Alias versteckt bleiben. Musikalisch fühlt man sich an Altbewährtes wie die Beatles („When It Ends“) oder dank mehrstimmigen Gesang im Opener „Arboreal“ an die Beach Boys erinnert. In den ruhigen Momenten gibt es angenehme Folk-Pop-Songs („Skeleton Bones“) in der Nähe von Jason Collett oder Wilco zu hören. Ein so wundervoll entspanntes Album hat die Band da aufgenommen, dass es doch sehr schade ist, sie wohl niemals auf einer Bühne betrachten zu können. Übrigens, wer ein wenig spekulieren möchte: die Bandmitglieder stammen aus Los Angeles, Vancouver, Winnipeg und Toronto.

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