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Oceansize

Frames

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War das Oceansize-Debüt „Effloresce“ anno 2003 noch ein ungeschliffener Rohdiamant, wirkte bereits der Nachfolger „Everyone Into Position“ wie die Perfektion der eigenen Mittel: Progrock, der virtuos vorgetragen wird, sich dabei aber nie ausschließlich am eigenen Können gefällt, sondern aus Brutalität und feiner Elektronik erstaunliche Songs baut. Ein weiteres Meisterwerk zu erwarten, wäre vermessen gewesen und dennoch stellt „Frames“ schon eine kleine Enttäuschung dar.
Denn die acht neuen Kompositionen sind genau genommen nicht einmal Stagnation auf hohem Niveau, sondern wirken irgendwie ein wenig zusammengeschustert. Während der Opener „Commemorative____T-shirt“ noch wie altbewährte Oceansize-Kost klingt und „Savant“ unbeschreibliche Klasse demonstriert, entpuppt sich „Only Twin“ und „An Old Friend Of The Christies“ als zwei Stücke, die ein wenig ziellos umher irren, und erst von „Sleeping Dogs And Dead Lions“ wieder aufgefangen zu werden. Eben jenes hätte man auch problemlos auf dem Vorgänger finden können und wirkt deshalb wie eine B-Seite, die man wieder hervorgekramt hat. Qualitativ hochwertig ist sie allemal, aber auch ein bisschen fehl am Platz. Die Songs entwickeln sich zuweilen recht vorhersehbar, wenn man das bei solch verschachtelten - nur oberflächlich betrachtet - chaotisch erscheinenden und vor allem opulenten Songs überhaupt sagen kann. Soll heißen: die Ausbrüche und das wütende Geschnaube von Mike Vennart & Co. tauchen da auf, wo man sie erwartet; die Breaks sitzen, überraschen aber selten und mehr Ideen hatten sie zuletzt ebenfalls. All das könnte man natürlich als Randnotizen wahrnehmen, denn wie soll man von Grund auf progressive Musik noch viel weiterdenken. Irgendwo sind auch dem größten Kosmos Grenzen gesetzt. Oder doch nicht? Eine Band wie Radiohead hat zumindest zwischenzeitlich das Gegenteil bewiesen, was nicht bedeutet, dass sich Oceansize nun in Elektronikeskapaden flüchten müssen, um wieder spannend zu sein. Interessant wäre so ein Experiment vielleicht aber schon. Vielleicht brauchen sie aber auch einfach nur diesen kleinen Durchhänger, um wieder zu alter Stärke zurückzufinden. Vielleicht hat sie die Phase, als sie ihren Bassisten ersetzen und einige Tourneen absagen mussten, doch mehr aus der Bahn geworfen, als zunächst angenommen. Klären lässt sich das wahrscheinlich erst, wenn Oceansize den nächsten Meilenstein vorlegen. Bis dahin trösten wir uns mit einem sehr gelungenen, aber nicht perfekten Album, welches zahlreiche Werke anderer Bands des Genres noch locker in die Tasche stecken kann.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 65:56 / Progrock

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