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Jack Peñate

Matinée

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Die INTRO nennt das Debütalbum des Londoners Jack Peñate eine „beängstigend abgeklärte Popmusikplatte“ und das mag man sofort unterschreiben. Man könnte aber auch sagen, dass „Matinée“ megamäßig langweilig ist. Endlich kann man einmal laut schreien: „Don’t believe the hype!“ – Nur um sich dann in ein paar Jahren heimlich und mit rotem Kopf bei Amazon den Backkatalog des heute 22-Jährigen zu bestellen.
Vielleicht schämt man sich tatsächlich schon bald für diese Zeilen, aber für den Moment muss einfach festgehalten werden, dass „Matinée“ wirklich sehr sehr abgeklärt klingt – und zwar im negativen Sinne. Spannungsarm und altbacken. Da können noch so viele Vergleiche zu Paul Wellers Style Council gezogen werden, das hier ist zwar hemdsärmlig, dabei aber nicht zupackend. Natürlich liest sich die Geschichte mal wieder spitzenmäßig: die Gitarre in jungen Jahren bekommen, die erste Band spät gegründet – nur um sich bald wieder von ihr zu trennen, seit ein paar Jahren in Londons Pubs unterwegs und plötzlich steht der Indie-Major XL Recordings vor der Tür und wedelt mit einem Plattenvertrag. Der Vorwurf lautet nicht, dass er ihn angenommen hat, sondern, dass er ihn nicht genutzt hat. Ein paar flotte Melodien, etwas Songwriter-Theatralik und eine Top10-Single machen eben noch kein gutes Album und so gerät „Matinée“ zum Wechselbad der Gefühle. Die Singles riecht man auf 100 Meter und hätte er zehn davon im Repertoire, man würde den Hut ziehen und gratulieren. Doch Peñate will mehr als das. Er will Emotionen schüren, will beweisen, dass er neben seinen fröhlichen Pubrocksongs, auch tiefergehende Nummern zu bieten hat. Das Schlimmste daran ist, dass man ihm seine Fröhlichkeit und erst recht nicht seine Tragik abnimmt. Hätte er sie mal besser im stillen Kämmerchen behalten. Oder für ein extra Album aufgespart. Denn mit dieser Herangehensweise ist das erste und trotz allem natürlich überaus beachtliche Werk genau das geworden, was man nach den Singles bereits erwartet hatte: ein vielseitiges, knalliges, buntes, abwechslungsreiches, toll produziertes, ambitioniertes... belangloses Album. Schade, denn man wird mal wieder das Gefühl nicht los, dass hier jemand verheizt wird, den man wo anders - und das kann man auch gerne geografisch deuten - behutsamer aufgebaut hätte. Jack Penate ist wahrscheinlich besser, als der Wirbel, der um ihn herum gemacht wird – jetzt muss er versuchen alleine die Luft wieder abzulassen.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:20 / Gitarrenpop

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