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Rooney | Athlete

Calling The World | Beyond The Neighbourhood

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Gaga-Texte und Californication versus ganz traurigen Indie-Pop. Catchy as hell ist das Zweitwerk "Calling The World" von Rooney - und hinterlässt eine bleierne Schwere im Magen. Im Gegensatz dazu klemmen sich Athlete hinter den Trauerklos und machen da weiter, wo sie bei Album Nummer Zwei aufgehört hatten.

Es lohnt irgendwie nicht, noch ein zweites mal auf der Tatsache herumzureiten, dass auch Rooney-Sänger Robert Schwartzman Teil des Coppola Clans ist. Und Bruder von Schauspieler Jason Schwartzman, der die Band Phantom Ghost damals verließ, als sie mit "California" ganz groß wurden. Es lohnt deshalb nicht, weil es unerheblich ist. Zumindest auf den ersten Blick. Bei genauerer Betrachtung allerdings wird deutlich, dass Rooney deshalb diese Art von Pop-Rock machen, gerade weil Robert Schwartzman aus der Familie kommt aus der er nunmal kommt. Es liegt nämlich eine unfassbare Gelassenheit über "Calling The World" - und die lässt sich am besten dadurch erklären, dass Schwartzman kraft seiner Familie nicht viel mehr zu tun braucht, als in den Tag hinein zu leben. Surfen, Chicks, um die Welt reisen, eine Band gründen, Surfen, Party - da wundert es einen auch nicht, wenn aus der Schnapsidee, eine Band zu gründen, tatsächlich noch etwas wird. Das Debütalbum "Rooney" verkaufte sich in den USA über 400.000 mal. Jede Wette, dass "Calling The World" dem in Nichts nachstehen wird. Die Band hat nun noch besser begriffen, wie manipulativ und spielerisch Popmusik sein kann. Nirgendwo wird das so deutlich wie in der Single "When did your heart go missing?". Nun könnte man es dabei belassen, müde und altersmilde auf scheißfröhliche Amerikaner zu lächeln, sie ihren gutgelaunten Gaga-Poprock herunterspielen lassen. Aber irgendwie ist das dann doch ungerecht. Für so ein Feuerwerk der kommerziell hervorragend verwertbaren Popmusik hätte Sänger Robert Schwartzman in seiner Vergangenheit ruhig ein paar Drecksjobs erledigen können...

Etwas anders liegt die Sache bei Athlete. Dass die mit ihrem Zweitwerk "Tourist" schlagartig die Fahrtrichtung änderten und mal eben um zwei Generationen alterten, ließ sich schwer verkraften. Wenn man sich heute die Videos zu "El Salvador" und "You Got The Style" ansieht, mag man kaum glauben, was Athlete heute für eine Band sind. Ungestüm, dreckig, mitreißend und funkelnd war das Debüt "Vehicles And Animals" - traurig, elegisch, dumpf und pathetisch war dann "Tourist". Vekauft haben sich beide Alben mehrere hundert tausend mal. Hierzulande krebsen die Engländer nachwievor herum. Und das, obwohl der Coldplay-Regler mittlwerweile auf zehn hochgedreht wurde. Jetzt ist also der Weg festgeschrieben: der ausufernde Popsong wird gesucht. Geboten wird: ein komplett eigenproduziertes Album. Kein Lo-Fi, kein Grandaddy, aber auch kein Flaming Lips. "Beyond The Neighbourhood" gibt sich erwachsen. "Hurricane" ist Stadion-Pop galore, hat eine hübsche Melodie und einen strahlenden Text, bleibt aber ebensowenig hängen wie das folgende "Tokyo". Zu gut, um als Hintergrundgedudel unterzugehen. Aber zu gewollt, um zu überzeugen. Ein Dilemma, das schon viele Bands die weitere Karriere gekostet hat. Aber vedammt, da sind dann eben auch noch Songs wie "This Is What I Sound Like", die trotz aller Poliermittel so kräftig sind, dass man nicht anders kann, als Athlete zumindest ein ausgesprochen gutes Gespür für Melodien zu bescheinigen. Noch lieber wäre es einem aber, ihnen folgendes Zeugnis auszustellen: wieder so gut wie auf "Vehicles and Animals" zu sein. Bis dahin ist es ein langer Weg. Vielleicht zu lang. Die Jugend ist dahin. Sehr sehr schade.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:01 / Pop-Rock
Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:01 / Pop

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