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Brockdorff Klang Labor

Mädchenmusik

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Wie geschmackssicher das Label Zick Zack ist, zeigt sich diesen September. Neben Jens Friebe dürfen auch Brockdorff Klang Labor wieder veröffentlichen. Der selbe Ansatz wie Friebe, mit anderem Erfolg.
Popmusik steht in großen Lettern auf den glitzernden Sakkos. Auch bei Brockdorff Klang Labor. Das Leipziger Trio macht gewissermaßen landestypisch Musik: Elektronik, Melodie, Pop. Allerdings befinden wir uns hierbei natürlich keinesfalls in seichten Gewässern, in denen billiger Tand auf Hochglanz poliert wird. Nadja von Brockdorff, Sergej Klang und Ekki Labor geben sich nicht mit kurzweiligen Hochs zufrieden. Wer hier tanzen will, muss schon genauer hinhören. Die "Mädchenmusik" ist nämlich keinesfalls misszuverstehen: so richtig griffig wird alles erst, wenn man begreift. Zum Beispiel, dass auf "Mädchenmusik" Grenzen ausgelotet werden sollen. Schwarzer Humor, popkulturelle Weitsicht, Zitatesammlungen - sie alle dienen einem einzigen Zweck. Sie sollen der missverstandenen Popmusik nicht allein ein glänzendes, zweckdienliches Äußeres, sondern vor allem ein vor Leidenschaft triefendes Inneres verpassen. Mit dem Opener "Frohe Schritte" gelingt das auf eine ganz eindringliche, eigenartige Art und Weise. Die technoide NDW-Ästhetik wird durch einen durch und durch mittreißendes Inhalt gebrochen. "Ich habe von einer Zukunft geträumt / ich hab an euch gedacht und es war tiefe Nacht / es war nie meine Absicht, euch zu überzeugen / es ist mir gelungen, und ich habe nur gesungen". Genau. Allein: Form follows nicht ganz function. Spätestens bei "Rede jetzt nicht" schläft der Fuß ein und bringt außer einem müden Wippen wenig zustande. Auch das Smiths Cover "Some girls are bigger than others" legt die Stirn eher in Falten. Aber was solls, letzten Ende bleibt ein Haufen großartiger Popstücke mit einem einzigartigen Verständnis von Text, von Inhalt, von musikalischer Form.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 40:01 / Disco

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