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A Whisper In The Noise

Dry Land

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Es gibt zwei effektive Möglichkeiten, die eigene Musik ins Gespräch zu bringen. Man kann zum Beispiel ein so gutes Album abliefern, dass die Fachpresse einfach darüber berichten muss. Die andere Variante ist, dass man spektakuläre Namen in den Aufnahmeprozess integriert. A Whisper In The Noise haben beide Möglichkeiten voll ausgeschöpft und fahren gut damit.
Um festzustellen, dass „Dry Land“ eine richtig tolle Platte geworden ist, braucht man eigentlich nur zwei gesunde Ohren und etwas Geduld, aber dazu später mehr. Zunächst eine Information, die für so manchen intensiven Musikhörer nicht unwichtig ist. Denn es soll ja Leute geben, die bereits dann Musik kaufen, wenn nur die richtigen Namen in den Credits auftauchen. Der Punkt an dem der Produzent zum Label, also zu seiner eigenen Marke wird. Rick Rubin ist so einer. In Deutschland vielleicht Tobias Levin oder Moses Schneider. Leuten, denen man bereits durch ihre eigene Geschmacksauswahl blind vertraut. Für manche bewirkt das dann genau das Gegenteil und sorgt für Abschreckung, für andere geht es als hoch einzuschätzendes Qualitätsmerkmal durch. Chicagos finest Steve Albini (u.a. Nirvana, Neurosis, McLusky) gehört auch zu diesem erlesenen Kreis. Der Star ist dann gerne mal nicht die Mannschaft, sondern der Produzent. Aber vielleicht ist das ja gerade der Trick. Der Fokus geht dann weg von den Bandmitgliedern, hin zum namhaften Knöpfchendreher. Der Blick richtet sich auf den Sound und das Gesamtwerk und nicht mehr auf Nebensächlichkeiten. Und das macht auch in diesem Fall Sinn, denn mal ehrlich, wen interessiert jetzt, dass A Whisper In The Noise aus ständig wechselnden Besetzungen besteht? Spielt es eine Rolle, dass sie Mitglieder aus Hanska, Minnesota kommen? Bringt es uns der Band näher, zu wissen, dass sie das Baby von West Thordson ist. Nein, tut es nicht. Außer man will sich näher mit dieser sicherlich interessanten Kombo beschäftigen. Für den Moment reicht es aber aus, dass „Dry Land“ ein fantastisches Werk ist. Eines, dass seine Kraft aus der Ruhe schöpft. Songs tauchen auf und verziehen sich wieder in eine undurchschaubare Wand aus Nebel. Sie entwickeln sich deshalb erst, wenn man genauer oder öfter hinsieht bzw. -hört. Dabei scheint es so, als bräuchte das Künstlerkollektiv gar keine ausschweifenden Stücke, um ihre bedrückende Atmosphäre aufzubauen. Dagegen spricht natürlich die Laufzeit von „Dry Land“ und dennoch kommt einem das ganze viel kurzweiliger vor. Basis aller Songs ist das bezaubernde Klavierspiel von Mastermind West Thordson; dazu gesellet sich dann ein sprödes Schlagzeug, zuweilen auch düstern brodelnde Bass-Hooks oder auch eine Violine. Orchestral, aber nie aufgesetzt. Fordernd, aber nicht anstrengend. Mit drei Worten: beeindruckend und faszinierend.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 54:50 / Indie

Autor:

 

A Whisper In The Noise - Tale Of Two Doves





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