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iLiKETRAiNS

Elegies To Lessons Learnt

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Von der Kategorisierung kann man iLiKETRAiNS tatsächlich ganz einfach und frei nach MySpace unter „melodramatischem Pop“ einordnen. Schon der Albumtitel legt es nahe: Hier geht es um Klagelieder. Nicht auf die weinerliche Tour, auch nicht auf die kitschige Weise, sondern eher theatralisch-romantisch. Mit großen Gesten, markanten Worten und schwer melancholischer Kerzenlicht-Atmosphäre. Gespielt von Menschen in historischen Uniformen von britischen Eisenbahnbeamten.
Diese Musik gehört in die Kirche. Kein Wunder also, dass sie auch in einer aufgenommen wurde. Eine alte Kapelle in Leeds musste dafür herhalten und hat die Gitarrenwände, die iLiKETRAiNS auf ihr Debütalbum „Elegies To Lessons Learnt“ gebannt haben, hoffentlich überlebt. Klingt nach schwerem Rotweinpop für die ganz späten Abendstunden. Vor allem aber nach Musik mit der Stimmung von Interpol und The Birthday Party, nur ein Stück weit instrumentaler. Inhaltlich geschichtsträchtig wie The Decemberists, nur viel düsterer und orchestraler. Da passt es nur zu gut, dass Ken Thomas das ganze abgemischt hat, denn eben jener hat schon mit Sigur Ròs und den jüngst verblichenen Hope Of The States zusammengearbeitet. Soundtechnisch findet sich „Elegies To Lessons Learnt“ nämlich genau zwischen diesen beiden Koordinaten wieder und fährt zunächst gut damit. Schon die im Frühjahr veröffentlichte Single „Spencer Perceval“ war mit seinen epischen neuneinhalb Minuten ein Erweckungserlebnis. Da ging es um aufwühlenden Geschichtsstoff, in den man sich sofort mit Hilfe des Internets einarbeiten wollte und dabei immer wieder den passenden Soundtrack auf Dauerrotation liefen ließ. Sphärischer, explosiver Postrock war das, garniert mit einer Prise Pop der morbidesten Sorte. Und genau da knüpft nun das Album an mit Titeln wie „Death Of An Idealist“, „Remnants Of An Army“ oder „We Go Hunting“. Das weckt natürlich sofort Assoziationen – zumindest bei denen, die sich schon früher wenigstens ein bisschen für den Geschichtsunterricht begeistern konnten. Klingt mit all den Bläsern, Streichern, Chören und vor allem den Stimmen von Dave Martin und Guy Bannister immer noch nach spätem 18., frühem 19. Jahrhundert, aufgenommen mit der Technik von heute. Doch leider muss man bei all den Stärken des Albums, die zweifelsohne in seiner klanglichen Dichte und der unterkühlten Atmosphäre liegen, nüchtern feststellen, dass „Spencer Perceval“ das packendste und interessanteste Stück ist. Die restlichen zehn Kompositionen harmonieren mit der Single auf perfekte Weise und erreichen deren Niveau trotzdem nur ganz selten. Das ist schade, denn man konnte mehr erwarten. Eine Klasse für sich sind iLiKETRAiNS dennoch und gehören neben Arcade Fire zu einer der spannendsten Bands dieser Tage.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:37 / Darkpop / Postrock

Autor:

 

iLiKETRAiNS - Spencer Perceval

 

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