Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Jimmy Eat World

Chase The Light

Jimmy_Eat_World.jpg

Bye Bye Lieblingsband. Mit „Clarity“ hatten Jimmy Eat World einem ganzen Genre einen Sound verpasst, mit dem - bis zum 11. September 2001 - betitelten „Bleed American“ hatten sie sich weiterentwickelt und Songs für die Ewigkeit geschrieben. „Futures“ enttäuschte einen über weite Strecken, was sicherlich aber auch der aalglatten Produktion von Gil Norton geschuldet war.
Und jetzt? Schockieren uns die vier Herren aus Nebraska mit einem Album, dass mit dem Begriff „belanglos“ noch gut wegkommen würde. Von Emopunk, über Emocore und Powerpop hin zum mediokren Schnulzenradiorockpop. Langsam muss man sich ernsthaft fragen, welche Zielgruppe das noch ansprechen soll. Fans der ersten Stunde haben sich bei „Futures“ verabschiedet, Geduldige tun das spätestens mit „Chase The Light“ und der Emonachwuchs hat sich längst in die Untiefen von MySpace und Richtung Glampoprock à la My Chemical Romance aufgemacht. Hatte die „Stay On My Side Tonight“-EP noch Hoffnung auf Besserung und Rückkehr zu alten Stärken und Mark Trombino gemacht, ist davon 2007 nichts mehr übrig. Auf „Chase The Light“ gibt es keine Ecken und Kanten mehr, an denen man sich reiben könnte. Kein brachialen Riffs wie bei „Sult, Sweat, Sugar“ oder „Robot Factory“, keine Experimente mehr wie bei „Goodbye Sky Harbor“ oder „Get It Faster“. Die Verzweiflung aus früheren Tagen ist nun entgültig dem Pop gewichen. Logisch, die Herren werden ja auch älter, haben Frauen, sogar Kinder, aber ob das als Erklärung und Entschuldigung ausreicht, so ein Album abzuliefern? Tatsächlich entsteht nach einigen Hördurchgängen wieder dieses typische Jimmy Eat World-Gefühl. Die großen Melodien und die dramatischen Refrains sind immer noch da. Wenn man so will macht die Stimme von Jim Adkins heute mehr her, als jemals zuvor, aber will man das überhaupt? Überhaupt, was hier an Gesangsarbeit geleistet und an Backgroundchören aufgefahren wird, ist schon erstaunlich, nur schießen sie dabei auch immer wieder übers Ziel hinaus. Man weiß nicht so recht, ob man sie nun für so eingängige Nummern wie „Electable (Give It Up)“, „Feeling Lucky“ oder „Firefight“ hassen oder lieben soll. Hört man sich dazu aber „Bleed American“ im Vergleich an, fehlt einem bei den neuen Songs so einiges an Charakter und gibt man sich im Anschluss eine Runde „Clarity“, kommen einem sowieso die Tränen. Tränen der Enttäuschung. Weil man einfach zugeben muss, dass sich Jimmy Eat World inzwischen ganz schön gut eingerichtet haben. In ihrem unaufgeregtem Leben, in dem Schattenseiten anscheinend nur noch eine ganz kleine Rolle spielen. Nicht, dass man ihnen diese wünscht, aber ihrer Musik würde es sicherlich nicht schlecht tun. Hört man nicht genau hin, könnte einem das sogar gefallen, aber auch nur weil man dann lediglich die Oberfläche streift. Und genau das ist der Ort, an dem Jimmy Eat World inzwischen angekommen sind.

Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:09 / Pop

Autor:





ERROR!