Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

MISC - Oktober 2007 l #06

diesmal: hinhören vs. weghören

AM_Yeto.jpgVideokings.jpgDecember_Peals.jpgHyems.jpgAsteroid.jpgDay_Eleven.jpgMalibu_Stacy.jpg

mit: AM Yeto | Video Kings | Day Eleven | Asteroid | Hyems | December Peals | Malibu Stacy

AM YETO sind ein gelungenes Beispiel für eine Band, die es dem Hörer nicht gerade leicht macht. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum (Slumlord Records / Cargo Records) verbindet zerfahrene Songstrukturen mit poppigen Melodien und einem speziellen Groove. Ein alter Hut sozusagen. Funktioniert aber trotzdem. Über die eingängige Stimme, die an Monochrome oder Feverdream erinnert. Je nach Stimmlage. Und natürlich über die Songs an sich. Neun Stück sind auf dem Debüt drauf. Einer davon („A Satellite is born“) war auch auf der Split-7inch mit Coney Noise schon drauf. Der Rest ist absolut frisch. Und eignet sich prima zum verträumt vor sich hin stolpern. Das Bandkollektiv aus Bonn, Froschhausen, Saarlouis und Scheinfeld (vier verschiedene Bundesländer!) hat die Ehre, die erste Veröffentlichung auf Slumlord Records zu sein. Zwischen Indie und Postrock. Mal recht catchy, dann wieder fünf Minuten vor sich hin pulsierend, machen sie es einem tatsächlich nicht leicht. Aber gut.

Bei Video Kings – Die Mucke zum Film (Steamhammer / SPV) handelt es sich um den Soundtrack zu einer mäßig erfolgreichen Komödie, die nicht ganz zufällig an Kevin Smiths Kultfilm „Clerks“ erinnert. Videothekar Flo verliebt sich dabei in die neue Nachbarin Ramona, was die Filmemacher zu etlichen Anspielungen auf die Ramones verleitete. Höhepunkt: Die Gründung der Band „The Pushbars“, einer Ramones-quasi-Tribute-Band, die natürlich auch auf dem Sampler vertreten ist. Dazu gibt’s eine Bonus-CD, auf der elf Bands mit je einem Song über Ramona vertreten sind. Sind wir ehrlich, darauf kann man verzichten. Die Haupt-CD wiederum ist eine ganz schöne Mischung. Der Titelsong, ebenfalls „Ramona“ betitelt, stammt von El*ke. Und ist sicher einer der schlechteren Songs auf dem Sampler. Der Rest wurde aufgefüllt mit Songs von Muff Potter, Against Me!, den Beatsteaks, Nerf Herder, den Shout Out Louds und anderen. Das klingt nicht schlecht. Ist es auch nicht. Nur unveröffentlichte Songs sucht man vergebens. Und von den oben genannten hat man ja eh das meiste im Plattenschrank stehen. Wenn nicht, dann lohnt sich’s natürlich.

Die December Peals lassen aufhorchen. Der Gesang weckt schon nach wenigen Sekunden deutliche Assoziationen. Der erste Gedanke, dass der Sänger klingt wie Ingo von den Donots, der ist gar nicht so abwegig. Denn die EP „If You Wanne Be Loud“ (DIY / Heart Rawk) ist nicht nur von zwei Donots-Membern produziert, die werten December Peals kommen auch noch aus dem selben Kaff: Ibbenbüren. Bassist Toby und Gitarrist Patrick wohnen schon seit knapp fünf Jahren mit Guido Knollmann zusammen in einer WG. Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen. Spaß macht das aber durchaus. Sechs knackige Songs in bester Donots-Manier. Vielleicht etwas rockiger als die großen Brüder. Im Frühjahr 2008 kommt das erste Album. Mal sehen obs funktioniert. Über EP-Länge tut es das auf jeden Fall. Zumindest für all die, die die Donots nicht komplett hassen. Ach und wenn schon, die sollen sich dann halt die Parts rauspicken, die mehr an die Hives erinnern. So einfach ist das. Ein amtliches Rockbrett, meine Damen und Herren. Weit entfernt davon, innovativ zu sein. Aber meine Güte. Den Anspruch muss man ja nicht immer haben.

Was ein Geballer, das Hyems auf ihrem ersten richtigen Album „Antinomie“ (Restrain Records / Cargo Records) da abfeuern. In knapp 45 Minuten wird ziemlich viel gekreischt, selten mal tiefer gegrowlt und leider ganz selten kickt das ganze auch mal. Das dürfte trotz halbwegs gelungener Mischung für Black Metaller weitaus interessanter sein, als für den gemeinen Death Metal-Fan. So richtig zufrieden gestellt wird aber schlussendlich keiner von beiden. Trotz häufigem Einsatz von Blastbeats und beindruckender Kreischstimme. Dazu ist vielleicht auch die Produktion zu schwach, die den Songs ein gutes Maß an Hass raubt. Die Texte sind auf Deutsch. Kann man im Booklet nachlesen. Verstehen tut man nämlich nichts. Ist aber auch nicht schlimm. Dann fällt wenigstens nicht auf, dass die Lyrics alle nach dem selben Reimschema funktionieren. Mit Jost von Lay Down Rotten und Leif von Dew-Scented sind zwei bekannte Gastsänger mit am Start. Die ersten vier Songs (bis zum Highlight „Tum Hiems“) können noch begeistern, danach wiederholt sich alles. Schade. Hyems hießen übrigens früher Hiems, benannten sich aber um, wegen einer anderen Black Metal Band, die genauso hieß. Zeugt eben nicht von Innovation das ganze.

Das - mit Verlaub - hässliche Cover des selbstbetitelten Debütalbums (Fuzzorama Records / Rough Trade) von Asteroid lässt erahnen, was für Musik die Herren machen. Der Promowisch sagt: „fuzzed out psychedelic spacerock“. Krautrock also. Ob das auf den vorherigen Veröffentlichungen, zwei Demos und einem Split-Album mit Blowback anders klang, keine Ahnung. Im Wikipedia-Eintrag steht zumindest was von Stoner Rock und Doom Metal. Alles klar. Aber so unrecht haben die Herren dann auch wieder nicht. Das schwedische Trio erinnert durchaus an Black Sabbath oder Kyuss. Mit dem Unterschied, dass sie sich für die Vocals den System of a Down-Frontmann Serj Tankian geliehen zu haben scheinen. So klingt das ganze zumindest. Hört sich ganz gut an. Aber sind wir ehrlich: Überraschungsärmer geht’s kaum. 70er-Jahre-Riffs treffen auf groovige Bassläufe, die Stoner- und Krautrockfans bestimmt froh stimmen. Ob es allerdings dann dafür reicht, auch in euren Plattenschrank zu wandern, das möchte ich doch stark bezweifeln.

Day Eleven stammen aus Tampere in Finnland. Ihrem zweiten Album „Sleepwalkers“ (Dockyard1 / Soulfood) nach zu urteilen, ticken die Uhren da noch ein wenig anders. Das klingt so dermaßen nach den 90ern, damit lockt man im Jahr 2007 niemand mehr hinter dem Ofen hervor. In der lokalen Alternative-Disco zwischen Him und Nickelback findet sich aber bestimmt noch ein Plätzchen. Die Band selbst ist sich sicher, ein „zeitloses Heavy-Rock-Album with a timeless twist“ aufgenommen zu haben. So kann man das natürlich auch sagen. Radiokompatibler Grunge-Abgesang, wenig aufregend.

Die belgischen Malibu Stacy zwingen dich auf ihrem Debütalbum „G“ (Strange Ways Records / Indigo) ganze 13 mal genauer hinzuhören. Das klingt 13 mal echt gut. Über die zusätzlichen drei Bonustracks (u.a. eine Coverversion von „Walk Like An Egyptian“) hüllen wir den Mantel des Schweigens. Das aufreizende Plattencover ließe ja eher auf unterdurchschnittlichen Alternative- wahlweise NuMetal-Mist schließen. Aber weit gefehlt. „G“ ist eine vor kleinen Hits strotzende Sommerplatte. Fantastischer und energetischer Power-Pop, der sich bei jedem Song ein anderes Vorbild sucht. So werden The Killers und Buffalo Tom zitiert, andere Songs klingen nach Das Pop, Weezer, Jimmy Eat World, The Strokes. Man könnte noch einige Zeilen weiter name droppen. Es ist ein wenig komisch. Alles wirkt wie schon mal gehört. Und dennoch will man der Band keinen eigenen Stil absprechen. Der Moog Prodigy Synthie kommt nicht zu oft zum Einsatz. Indierock/Pop tritt auf New Wave-Anleihen. Aber immer auf der Sonnenseite des Lebens. Produziert wurde die CD übrigens vom Yuppie Flu-Sänger Matteo Agostinelli. Und sie will vor allem eins: Gude Laune verbreiten! Ist bei einer Band, die ihren Namen der Zeichentrickserie „The Simpsons“ entliehen hat, aber auch nicht weiter verwunderlich.

Autor:


Zum Seitenanfang

ERROR!