Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Coheed & Cambria l Jimmy Eat World

No World For Tomorrow l Chase This Light

coheed-jimmy.jpg

Emo 2007: Jimmy Eat World arbeiten im Jahre acht nach "Clarity" bzw. seit dem Konsolidierungswerk "Bleed American" systematisch an ihrer eigenen Dekonstruktion. Ohne Ende in Sicht. Während Coheed And Cambria mit "No World For Tomorrow" und Longplayer Nummer vier das Ende einer Saga einläuten, welches sich die Anhängerschaft in vielerlei Hinsicht spektakulärer vorgestellt haben dürfte.

Schließlich mangelte es im Bandkontext bislang nicht an Superlativen. Es mögen die aktuellen Ereignisse gewesen sein, welche Sänger und Gitarrist Claudio Sanchez dazu bewogen haben, die immer verworrenere Geschichte seiner beiden Hauptakteure so konsequent zu Ende zu führen. Schließlich verlangte das desolate Line Up seiner Band ebenfalls nach klaren Entscheidungen. Diese scheinen nun getroffen. Nach wie vor steckt das neue Material musikalisch voller Ideen und Wendungen sowie den allseits beliebten frickeligen Verspieltheiten. Und zumindest mit dem Titeltrack ergänzt man das Repertoire um einen veritablen Hit in typischer Bandtradition. Das Überraschungsmoment dagegen verschwand ja spätestens mit dem Vorgängerwerk. Weshalb Coheed And Cambria besondere Anstrengungen unternehmen werden müssen, um noch einmal ihre Relevanz im Zirkus populärer progressiver Musik zu untermalen. Würde man sich jetzt zu einem vorzeitigen Ableben der Band entscheiden, wäre "No World For Tomorrow" zumindest ein adäquates Statement einer Formation, welche wie kaum eine zweite mit komplexen Songbauten den Weg vom Independent-Insider hin zum internationalen Major-Thema bewerkstelligte. Das alles ist jedoch immer noch keine Entschuldigung für das entsetzliche Coverartwork... oder muss hier tatsächlich wieder die Retro-Welle herhalten? Abgesehen davon jedoch eine weitere anständige Leistung.

Im Falle Jimmy Eat World dagegen reift mein Gefühl, dass die ehemals so mitreißende Formation inzwischen definitiv über ihren Zenit existiert. "Chase This Light" steckt nur noch voller vormals gehörter Versatzstücke sämtlicher Schaffensperioden. Doch diese Besinnung auf die eigene Vergangenheit ruft keinesfalls Begeisterungsstürme hervor: Dem Material fehlt stattdessen schlichtweg jegliche Attraktivität; beinahe lieblos wirken die einzelnen Passagen zusammengewürfelt. In etwa nach dem (unterstellten) Motto: „Hauptsache die Akkorde tun niemandem weh, Jim Adkins leidende Vocals werden den Rest schon erledigen…“. Wie es den Amerikanern gelang, beim Arrangieren der neuen Kompositionen jedweden Hymnencharakter auszusparen, bleibt mir ein Rätsel. Eine dreiviertel Stunde plätschert am Hörer (welcher sich in meinem Fall durchaus zum Kreise der J.E.W.Fans zählte) schockierend gesichtsloser Poprock vorbei, ohne auch nur einmal tiefere Spuren zu hinterlassen. Und das nach einem knappen Dutzend Hördurchgängen. So schnell gibt man ja schließlich nicht auf. Das Fazit bleibt dennoch gnadenlos: Emopop 2007… in diesem Falle nett, ohne Frage. Mit Blick auf den Backkatalog aber bestürzend blutleer.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 60:21 / Emocore
Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 45:24 / Emopop

Autor:





ERROR!