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Oliver Future

Pax Futura

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Warum hat so eine Band noch kein richtiges Label? Warum muss so eine Band von Austin nach Los Angeles ziehen, um überhaupt wahrgenommen zu werden? Und das, obwohl Oliver Future mit „Pax Futura“ eines der interessantesten Alben des Jahres gemacht haben und immerhin Adam Lasus (Clap Your Hands Say Yeah, The Robocop Kraus) an den Knöpfchen saß, um diese zwölf Songs zunächst in die Schrottpresse zu stecken, damit sie danach noch größer am Indie-Himmel strahlen.
Fragen über Fragen also, eine Suche nach Antworten folgt hier. Zunächst die Feststellung: Posterboys sind die fünf Herren von Oliver Future sicher nicht, eher schon der Typ „kauziger Nerd“, aber das schreckt ja heutzutage niemand mehr ab. Die Stimme von Hauptsongwriter Noah Lit ist überaus abwechslungsreich, was die Presse immer wieder den Namen David Bowie droppen lässt, auch mal die Durchgedrehtheit von Damon Albarn. Die Musik ist im weitesten Sinne Pop, aber ziemlich amerikanischer Prägung. Klingt ein bisschen nach jüngeren Sub Pop Bands wie The Shins oder Rogue Wave. Pop also, der ins Ohr geht, aber nie den einfachen Weg nimmt. Immer an der Grenze zwischen gerade noch radiotauglich und mächtig weit draußen. Dazu gehören auch ordentlich krachige, verzerrte Gitarren, krumme Klaviermelodien, Elektrosplitter und abgefahrene Keyboardklänge, aber irgendwie haben es Radiohead ja auch geschafft mit einem anspruchsvollen, dabei aber immer ansprechenden Sound ganz schön viele Menschen zu begeistern. Wen spätestens das abschließende „The Slow Fast“ nicht schockt, der ist wohl klinisch tot. Natürlich ist „Pax Futura“ genau die leicht verschrobene Platte, die es den meisten Labels unmöglich macht, so etwas gewinnbringend zu vermarkten und dennoch: Das Album hat doch alles. Oliver Future sind eingängig, clever, gewitzt, verspielt, grenzüberschreitend und einfach richtig gut. Und somit bleiben am Ende erst recht die zu Beginn aufgeworfenen Fragen im Raum stehen. Vielleicht ist das ja der Grund, warum die Musikindustrie heute ist, wie sie ist. Weil der Großteil der Plattenfirmen den Anschluss verpasst hat und irgendwann nur noch auf Nummer sicher gegangen ist. Früher hätte es so eine Kapelle auf Titelblätter geschafft, heute ist ihr Musikerdasein vielleicht eher Hobby als lebensfüllende Aufgabe. Zeit das zu ändern. Bitte bestellen Sie diese Platte gleich morgen oder hinterlassen sie der Band bei Gefallen zumindest eine nette Grußbotschaft an den entsprechenden Stellen. Danke.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:52 / Indie

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