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Film School

Hideout

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Als Film School Ende 2005 mit ihrem selbstbetitelten Quasi-Debütalbum im Vorprogramm von The National durch Deutschland tourten konnte man der Band bereits ein überaus positives Zeugnis ausstellen. Das war vor allem live wunderbarer unterkühlter Shoegaze Pop mit sägenden Noise-Gitarren und klassisch düsterem Wave-Gesang. Beeindruckend, manchmal sogar tanzbar und man war sich sicher: Da geht noch mehr.
Zwei Jahre später stehen Film School wieder in den Startlöchern und würde man sich für die Entstehungsgeschichte von „Hideout“ nicht interessieren, könnte man einfach konstatieren: Schöne Fortführung des Bisherigen, Weiterentwicklung eher weniger. Dabei würde man aber darüber hinweggehen, dass Film School es geschafft haben einen Sound zu etablieren, obwohl man auf dem Weg zu „Hideout“ so einiges ziehen lassen musste. Konkret: erst einen Tourbus inklusive Equipment, dann drei von fünf Bandmitgliedern. Außer Sänger und Gitarrist Greg Bertens und Keyboarder Jason Ruck blieb von der Stammbesetzung zunächst niemand mehr übrig. Erstaunlich also, dass „Hideout“ trotz der großen Umwälzungen und der Integration von drei Neuen so flüssig und wie aus einem Guss klingt. Hits, die einen sofort anspringen sucht man auch diesmal vergebens. Vielmehr leben die 13 Songs wieder von ihrem Zusammenwirken als collagenartiges Klanguniversum. Die Atmosphäre definiert sich mehr denn je durch die Bilder von dunklen Clubs, schaurigen Kellergewölben und frostigen Kühlkammern. Die Gitarren schimmern vor sich hin, Bass und Schlagzeug fügen den Druck hinzu und darüber schwebt Bertens’ Stimme, die die Songs zusammenhält und den Hörer abschweifen lässt. Hinzu gesellen sich noch drei (!) verschiedene Frauenstimmen von Neu-Bassistin Lorelei Plotcyk und den Gastsängerinnen Tracy Uba und Leah Piel, die dem Klangspektrum von Film School noch eine neue Nuance hinzufügen. „Dear Me“ ist der nahezu perfekte Opener, der den Film School-Sound auf den Punkt bringt, „Lectric“ ein klassischer Tanzflächenschrubber für die 80er-Gitarrendisco, „Florida“ einfach atemberaubend und „Go Down Together“ überrascht mit Akustikgitarren-Einsatz. Hier wird ein Genre definiert: Nennen wir es einfach Spacegaze. Fans von Joy Division und Sonic Youth werden hier immer noch überglücklich, auch wenn „Hideout“ ein ganz kleines Stück hinter dem Vorgänger zurückbleibt. Aber jetzt wo das Bandgefüge steht, kann’s ja vielleicht endlich richtig losgehen, Platz nach oben ist jedenfalls immer noch.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:19 / Indie

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