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Dangerboy l Hammerhead

same l Stay Where The Pepper Grows

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In diesem Text spiegelt sich mehr als ein stilistischer Generationenkonflikt. Denn wo Dangerboy ihre Abrechnung mit der Gegenwartsgesellschaft in tanzbare Postpunk-Tracks packen, nahmen Hammerhead auf dem nun wiederveröffentlichten Debüt keinerlei Rücksicht auf die Gefühlswelt ihres Publikums. Also: Kopf und Beine treffen bei unserer Rezension auf einen Bauch voller Wut und Frustration. Viel mehr als die (teilweise) deutschen Texte, so steht schnell fest, haben die beiden Ruhrpott-Bands nicht gemein.
Denn wenn "Stay Where The Pepper Grows" vor 13 Jahren erschien und wohl nie irgendeinem Zeitgeist zuzuordnen sein wird, holen sich Dangerboy ihre Inspiration direkt aus den Achtzigern. Und bedienen sich in dessen Repertoire gleich großzügig. NDW-Momente, DAF plus ein Hauch Fehlfarben mischt sich mit atmosphärischen Soundkulissen, ein paar Bläsersätzen und im rechten Moment straight rockenden Hooklines. Dass die Stimme des Sängers leider wenig charismatisch klingt, passt denn auch irgendwie zu den über weiten Teilen stilsicheren - aber auf den ersten Blick kaum spektakulären Tracks der Formation. Doch dann, bei Track sieben - treffend "Dangerboy" betitelt - haben mich die drei Herren sowie die Dame (welche auf so klangvolle Pseudonymen wie Harpo Calypso, Teddy Tornado, Philomena, Zyklopenmann hören) dann doch gepackt. Und das Info sollte Recht behalten, wenn es von "coolen Säuen" spricht.
Szenenwechsel. Wo ihr selbstbetiteltes "weises Album" vier Jahre später ein kolossaler Hassbrocken mit beachtlicher Breitenwirkung war, ging der Vorgänger - bedingt durch Vertriebsprobleme und weitere Stolpersteine - 1994 beinahe unter. Diejenigen, welche damals dennoch Notiz von "Stay Where The Pepper Grows" nahmen, werden diese Tatsache mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit jedoch bestens im Bewusstsein haben. Schließlich war der Hammerhead-Sound zwischen US-Hard-/Hatecore der alten Schule, Crustpunk und einem Arsch voll Rock schon damals einzigartig intensiv. Wovon man sich ab sofort wieder überzeugen kann: Im von Guido Lucas bzw. Thilo Schenk großartig remasterten Sound wird die Macht der 13 Tracks besser eingefangen denn je. Ohne den Aufnahmen ihren essentiellen Schmutz zu entziehen, dröhnt die asoziale Kraft von Songs wie "The Ones Out" oder dem anschließenden Reißer "Disintegration" energetischer denn ja aus den Boxen. Und ohne weitere unnötige Sperenzchen, dafür im originalen Artwork sowie durch das erwähnte Remastering aufgewertet gibt es jetzt kein Vorbeikommen mehr an dieser jahrelang vergriffenen Platte. Selbst wenn unser Magazin in den Augen dieser mittlerweile leicht senilen Bonner Rüpel sicherlich zum "Medienproletariat" deklariert wird (man lese nur die Lost&Found-Abrechnung - zu deren Kunden ich mich vor Jahren als Szene-Einsteiger auch zählte - auf ihrer Homepage): "Stay Where The Pepper Grows" weckt den Asi in mir. Und das ist wohl auch gut so.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:07 / Postpunk
Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 32:12 / Punk

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