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MISC - Dezember 2007 l #02

Nightmare On Promostreet

everton.jpgRandom_Hero.jpgNightmare....jpgFrancis_4_Coppola.jpgrotor.jpgblindingzoe.jpg

Diesmal mit:

Everton | Random Hero | V.A. - Nightmare On Antstreet | Medley Jukebox | Rotor | Blinding Zoe

Jemand Lust auf Spät/Mitt-90er-Emo im „Appleseed Cast / Mineral"-Style? Aber Hallo! Dann aufgehört. Everton, vier Jungs aus der niederösterreichischen Provinz machen genau das. Da werden textlich natürlich alle Emo-Probleme mal angerissen. Aber das passt. Man merkt, dass es von Herzen kommt und nicht am Reißbrett entworfen wurde. Richard Turkowitschs Gesang ist einnehmend und zerbrechlich zugleich. Für ein in Eigenregie aufgenommenes Debütalbum klingt das geradezu sensationell gut. Hands Down, boys and girls. Wenn das Album schon mit folgendem Satz anfängt, dann kann das ja nur gut werden: „When we walked these streets, we wanted every step to be an earthquake and every breath a hurricane to blow away our fears." Und das finde ich – mit Verlaub – unglaublich romantisch. Und Gut. Punkt. (Sebastian Zapf)

Die Bandinfo von Random Hero liest sich wie das Who is Who der grauenhaften Stationen des Aufstiegs. Bandwettbewerb, Support von Itchy Poopzkid... aber ganz so schlimm kommt es dann doch nicht. Das Debüt der vier Jungspunde aus Erlangen ist nämlich lediglich belanglos. Tut nicht weh. Hängen bleibt von den zehn Songs, die es auf „Past Is Prologue“ (Antstreet Records / Radar Music) geschafft haben nicht viel, peinlich berührt ist man allerdings auch selten. OK, das Artwork geht mal gar nicht, das klischeehafte Emo-Band-Foto im Booklet ist auch schlimm und bei den Texten sollte man auch nicht so genau hinhören, aber davon abgesehen hat es in den letzten zwei, drei Jahren schon zahlreiche weitaus schlimmere Veröffentlichungen gehagelt. Musikalisch geht es Richtung Punk- und Emopop. Erinnert in den besseren Momenten an frühe Blink 182, in den schlechteren an jede x-beliebige Emokapelle. Das nächste Mal bitte mehr Ecken und Kanten, dann geht vielleicht was. Das selbe Urteil trifft übrigens auch auf die meisten anderen Bands zu, die sich neben Random Hero auf dem Label Antstreet Records befinden bzw. ihren Weg auf den ersten Labelsampler „Nightmare On Antstreet“ gefunden haben. Da gibt es außer einem schön klassisch-trashigen Horror-Artwork nämlich gar nicht mal so viel zu entdecken. Klingt alles ganz schön gleich. Wie ein Einheitsbrei gekocht aus Punk (n’ Roll), Emopop, Hard- und ein wenig Metalcore. Frei nach Nein Nein Nein: „Deine Szene ist ein Zombie!“ Aber wer weiß, vielleicht schaffen einige Bands doch noch den Absprung in spannendere Gefilde. (Sebastian Gloser) 

Schon nach erstmaligen Hören ist klar, wieso diese Band Medley Jukebox heißt. Wenn man mal von der markanten Stimme von Steve Birtz absieht, könnte jeder Song auf dem einfallslos betitelten „Francis 4 Coppola" (Finest Noise / Radar Music) auch von einer anderen Band sein. Gesang und Ideenreichtum erinnern an Kate Mosh (vgl. „Catch You In My Dreams"), manche Instrumentierungen an Bloc Party. Richtige Schubladen aufmachen lohnt allerdings nicht. Denn schon ist man beim nächsten Song angekommen. Mal wird gegrooved, mal gerockt, mal geschrien, mal geflüstert. Mal kommt ein Piano zum Einsatz, oft die Stromgitarre. Was die Jukebox eben gerade so hergibt. Die Basis ist klassischer Indierock. Davon ausgehend, trauen sich die fünf ganz schön viel. Kein Wunder: Das Bandmotto lautet: „If you think, that stereotypes do work, then go fuck yourself". Wenn man jetzt noch bedenkt, dass die Lieblingsbands von Medley Jukebox u.a. Mogwai, Pink Floyd oder Mars Volta sind, dann kann man sich den Irrsinn schon ganz gut vorstellen. Langweilig wird das so schnell nicht. Für die Akten: Sänger Steve Birtz ist neu in der Band. Und Medley Jukebox die Nachfolgeband der 2004 aufgelösten Myein. Kennt die wer? Nein? Darum steht das hier auch am Schluss. Logisch, nicht? (Sebastian Zapf)

Es gibt Sorten von Musik, die wohl niemals aussterben werden. Alles, was irgendwie im Entferntesten mit Krautrock, Stonerock oder Psychedelicrock zu tun hat, gehört definitiv dazu, denn Hippies, Langhaarige und Kiffer wird es wohl auf alle Zeiten geben. Betrachtet man die aktuelle weltpolitische Lage, wünscht man sich sogar mehr von ihnen. Musikalisch gesehen, sieht das schon anders aus, denn nicht überall wo gegniedelt wird, entsteht auch automatisch spannende Musik. Rotor aus Berlin zum Beispiel masturbieren auf „3“ (Elektrohasch Schallplatten / Swamp Room Distribution) gute 40 Minuten vor sich hin, ohne dass irgendwas hängen bleibt. Schlagzeug, Gitarre, Bass lärmen vor sich hin, bis das Trommelfell zu bluten beginnt. Als würden die drei das Wörtchen „monoton“ neu definieren wollen. Klar, wer das Genre mag, dem gefällt vielleicht auch Rotors „3“ und wer weiß, vielleicht ist die Tatsache, dass das dritte Album der Band ohne Gesang und somit rein instrumental daherkommt, vielleicht sogar ein Fortschritt. Not my cup of tea, aber zum Glück kann ich der Band genauso egal sein, wie mir „3“ egal ist. Doch noch eine Gemeinsamkeit gefunden. (Sebastian Gloser)

Machen wir es uns mal einfach: Blinding Zoe sind eine dreiste Silverchair-Kopie. Musikalisch, stimmlich und überhaupt. Die Vorbilder sind jede Sekunde deutlich herauszuhören. Seit 2001 spielen die Karlsruher bereits zusammen. 2005 wurde die „Blinding-Zoe-EP" (Finest Noise / Radar Music) aufgenommen. Jetzt kommt sie erst auf den Markt. Eine gute Sache hat diese EP. Man bekommt wieder Lust, mal die alten Silverchair-Platten anzuhören. Das muss man als Band ja auch erstmal schaffen. Fazit: Ganz nett, aber so überflüssig wie das nun einmal ist, wenn man klingt wie eine Cover-Band. So leid es mir tut. (Sebastian Zapf)


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