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Pulling Teeth l Shipwreck A.D.

Martyr Immortal l Abyss

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Erst ziehen mir Pulling Teeth die Zähne: Schnell… und schmerzhaft. Kaum habe ich mich von dem Schrecken erholt, rocken Shipwreck A.D. den Hörer mit "Abyss" in eben dieses. Das besondere an den beiden Behandlungsmethoden: Sie machen Spaß. Deathwish Records samt ihrem Retro-Trip sei dank. Denn was das höchst integere Label von und mit Jacob Bannon (Converge) in den letzten Wochen an den Start brachte, hebt sich wohltuend vom Sound anderer szenenaher Labels ab.

Wenngleich beide Releases weniger durch besondere Innovation, als vielmehr durch ihre infernalische Brachialität überzeugen. Welche zur Abwechslung eben nicht durch fette Hochglanz-Produktionen suggeriert wird, sondern dank minimaler Mittel höchste Effizienz erzielt. Was im Falle Pulling Teeth heißt: "Martyr Immortal" hätte locker auch Anfang der Neunziger erscheinen können; als die Hardcore-Community die Grenzen zum Punk noch nicht klar gezogen hatte und dennoch erstmals vorsichtig mit Metal anbandelte. Während dieser Zeit spielten aber noch weitere Elemente eine Rolle, welche ebenfalls Spuren hinterließen: Crustcore, Thrash und Hatecore - sie alle finden sich auch unter diesem guten Dutzend angenehm rau produzierter Songs wieder. Was sich sogar im großartigen Artwork spiegelt. Pulling Teeth (unter welchen sich übrigens u.a. ex-Slumlords Mitglieder befinden) machen dabei keine Gefangenen, verstecken sich nicht hinter irgendwelchen Images und nehmen sich die Freiheit, zwischen all ihren ekstatischen Wutausbrüchen auch Platz für atmosphärische Parts zu schaffen. Womit sie in der großen Tradition von Acts wie Cursed, Integrity oder sogar Poison Idea stehen.

Die Brücke zum Hier und Jetzt schlagen anschließend Shipwreck A.D.: Sie nehmen den Faden von Formationen wie Unbroken auf, kanalisieren ihre Verzweiflung in ebenso gitarrendominierte wie derb groovendeTracks der Marke Merauder, verzichten jedoch auf Metalcore-typische Harmonielinien ebenso wie auf unnötige Gitarrensoli-Frickeleien. Stattdessen drängen sich einige interessante Breaks in den Mittelpunkt von "Abyss", welche dem Material für Augenblicke sogar Postrock-Züge verleihen. Wodurch ein packender Gesamtsound entsteht, dessen dunkle Atmosphäre von der ersten bis zur letzten Sekunde aufrechterhalten wird. Da mag der fehlende Wiedererkennungswert mancher Tracks schnell für Kritik sorgen - man wird dem (musikalisch wie inhaltlich) konzeptionellen Ansatz von Shipwreck A.D. damit jedoch nicht gerecht. Die Wirkung dieses besonderen Albums entfaltet sich schließlich gerade durch den Hörgenuss von Anfang bis Ende - und es braucht darüber hinaus einige Anläufe, die wahre Größe dieses gleichermaßen fies rockenden wie stimmungsvollen Werkes zu erfassen. Es mag abgedroschen klingen, aber mit diesen beiden Platten in der Anlage lässt sich auch die letzte Portion pseudo-fröhlicher Weihnachtsstimmung ertragen.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 25:49 / Hardcore
Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 30:43 / Hardcore

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