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MISC - Januar 2008 l #01

der große Promomischmach

axel_wolph.jpgwölli.jpggreat_carnival_stuff.jpgBajofondo.jpgReseda.jpgp.p.box.jpgBroken_Teeth.jpg

Diesmal mit:

Axel Wolph | Wölli & Goldene Zeiten Orchestra | V.A. - Great Carnival Stuff | Bajofondo | Reseda | p.o.box | Broken Teeth

Alex Wolph ist Singer/Songwriter und Produzent und ganz schön big im business. Ein Business allerdings, dass bisher anscheinend irgendwie an uns vorbei gegangen ist. Seine neueste Veröffentlichung nennt sich „Wedding Songs“ (United Indies / Monkey Moods / Universal Music Publishing) und ist „eine so ernste wie ironische Platte übers Heiraten“ geworden. Uns fehlt dafür anscheinend der Humor. Und auch bei der Single „Ein bisschen Nikotin“ (digitale VÖ) von Ex-Die Toten Hosen-Drummer Wölli und dem Goldene Zeiten Orchestra fehlt uns jeder Zugang. Beim Thema Rauchverbot mag es zwei Meinungen geben, zu dieser unnötigen Veröffentlichung gibt es nur eine.

Schon eher finden wir einen Zugang bei der Techno/Minimal-Compilation „Great Carnival Stuff“ (Groove Attack). Auf dem Cover lächelt uns ein scheußlicher Clown entgegen und der Titel wäre auch ein tighter Bandname gewesen. Ist er aber nicht, dafür aber die treffende Umschreibung für elf Tracks, die extra für die Karnevalszeit produziert wurden und sich passenderweise mit dem „Groove und Spirit [aus] Rio, Venedig, Trinidad-Tobago, Köln und Mainz“ auseinandersetzen. Dementsprechend klingt das für Tracks nach Minimal-Bauart ganz schön abwechslungsreich und könnte somit auch bei Leuten funktionieren, die ansonsten wenig mit dieser Sparte anfangen können. Und auch „Mar Dulce“ (Surco Records / Universal) von Bajofondo funktioniert ganz gut, selbst wenn man von Loungemusik südamerikanischer Prägung keine Ahnung hat. „Mar Dulce“ klingt ein bisschen wie ein „Café del Mar“-Sampler in gut. Kopf dahinter ist Gustavo Santaolalla, der bereits zweimal den Oscar als bester Filmkomponist („Brokeback Mountain“ und „Babel“) einstreichen konnte. Andere Soundtracks, die man kennen könnte, weil man die Filme gesehen hat: „21 Gramm“ oder „Reise des jungen Ché – Motorcycle Diaries“. Der Mann hat es also drauf richtig gut abzuliefern. „Mar Dulce“ ist nicht meine Tasse Tee, aber wer Elvis Costello und Nelly Furtado zu sich ins Studio holen kann, ist mit Sicherheit einer von den Guten.

Reseda wiederum kommen aus dem Norden Schwedens und dort ist es bekanntlich draußen noch etwas dunkler und drinnen noch etwas melancholischer. Die EP „The Piano Sessions“ (Comet Records / Radar) scheint das jedenfalls deutlich unterstreichen zu wollen. Drei Stücke in 15 Minuten, die – logisch – alle von Klavier getragen werden und eine Traurigkeit an den Tag legen, die eigentlich schwer zu ertragen ist. Geht aber trotzdem gut, weil traurige Musik fast immer funktioniert. Zumindest wenn sich der Pathos in Grenzen hält und Klischees außen vor gelassen werden. Darum bemühen sich Reseda auch, schaffen es aber freilich nicht ganz. Macht nichts, ihre dezenten Pop-Entwürfe sind trotzdem schön, verraten aber noch nicht wirklich wo die Reise letztendlich hingeht. Für die nächste Veröffentlichung hat die Truppe weitere Facetten ihres Schaffens angekündigt. Wir sind gespannt.

Ska-Punk. Was habe ich diesen Zirkus früher geliebt. Habe mich über Tanzflächen geschubst und durch Konzerte gepogt. Diese Mischung aus guter Laune und der aggressiven Note des Punkrocks. Und heute? Kann ich das seit Jahren nicht mehr hören. Die einzige Ska-Band im weiteren Sinne, die mich noch interessiert ist The Movement. Und daran können leider auch p.o.box aus Nancy nichts ändern. Obwohl man ihnen zugute halten muss, dass sie dem Genre wenigstens eine kleine neue Nuance hinzufügen, denn die Franzosen mischen ihren klassischen Bläser-Ska und Off Beat-Punk mit einer ordentlichen Prise Screamo. Das gibt immerhin einen Pluspunkt für den Innovationswillen, ansonsten ist „...And The Lipstick Traces“ (Long Beach Records / Rough Trade) aber nicht wirklich spannend. Eine Spitzenposition innerhalb des eigenen Lagers ist aber dennoch drin. Für Broken Teeth und ihr Album „Electric“ (Tex-Tone / Cargo Records) gilt das nicht. Ihr Mix aus Rock n’ Roll, Hardrock und Brian Johnson-Gedächtnis-Stimme wird nie auch nur annähernd an das Original AC/DC herankommen.

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