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Slut

StillNo1

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Das letzte Lebenszeichen der Bayern ereilte Musikliebhaber vor gut zwei Jahren, als die Jungs Brechts Dreigroschenoper am Theater in Ingolstadt neu einkleideten um einige der Stücke dann kurz darauf auch zu veröffentlichen. Mittlerweile ist 2008 und Slut waren fleißig. Elf neue Songs liegen vor, fertig produziert, gemischt, gepresst und verschickt, um als einer der ersten Anwärter für das Album des Jahres ins Rennen zu gehen.
Dass die Band mittlerweile einen gewissen Status in Indie-Deutschland inne hat, daran mag wohl kaum noch einer zweifeln. Vor diesem Hintergrund hat die Band sich für den Albumtitel „Still No1“ entschieden, was von einem gesundem Selbstbewusstsein zeugt, das gerade mit dieser Platte im Rücken mehr als angebracht ist. Ihr mittlerweile viertes Majoralbum ist eine Ansammlung von Popperlen allerhöchster Güte, bei denen einem von Durchlauf zu Durchlauf mehr das Herz aufgeht. Slut spazieren leichtfüßig durch einen Wald aus hübschen kleinen Harmonien während sie im nächsten Moment melancholisch und in sich gekehrt in der Dämmerung verharren und innehalten. „Come On“ öffnet gleich zu Beginn große Türen, lässt Licht hinein und strahlt mit Chor im Hintergrund immer heller. Als erste Singleauskoppelung wählte man „If I Had A Heart“, das rhythmisch düster und mit grandios disharmonisch anmutenden Synthesizern Joy Division-ähnliche Gänsehaut verursacht. Die Songs auf „Still No1“ werden wie gewohnt durch Sänger Christian Neuburgers eindringlich klare Stimme getragen, wie beim andächtigen „Wednesday“. Da fallen Sätze wie „There’s a hundred million people having their opinion each and the whole world goes to sleep“, zu einer Klavierbegleitung, deren Melodie manch’ Eisklotz als kitschig getragen empfinden würde – der Mensch mit Herz nennt’s befindlichkeitsfixiert. Im positivsten aller Sinne. Wenn sich zum Beispiel ein Song wie „Odds And Ends“ aufbaut und immer wieder aufstampft, bis er schließlich Luft holt und die Leichtigkeit zulässt. Oder „Say Yes To Everything“, der zu Klavier und mehrstimmigem Gesang anfangs langsamen Walzer tanzt, sich immer schneller dreht um dann glückselig trunken durch die Gegend zu taumeln. Hinter „Better Living“ lässt sich hingegen ein weiterer Singlekandidat vermuten, mit einem Gitarrenriff, das so manche junge Kapelle von der Insel neidisch werden lässt. „Failed On You“ kommt dann noch mal mit der regenschweren Melancholie aus den Anfangstagen der Band daher, während „Tomorrow Will Be Mine“ gegen Ende des Albums noch mal im Stakkato durch frisch gefallenen Schnee stapft. Christian singt im Titelsong: „If I could do it again / I change nothing”. Wäre die absolute richtige Entscheidung.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:46 / Indiepop

Autor: Anna-Katharina Riedel





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