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Hush Puppies l We Insist!

Silence Is Golden l Oh! Things Are So Corruptible

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Zwei mal Postrock aus Frankreich: Einmal „konservativ“ und schon etwas betagter, im anderen Fall "spekulativ" - jung und wild. In beiden Fällen aber mindestens gefällig. Und mit dem famos trockenen Sound von Peter Deimel ausgestattet, der in der Vergangenheit von Chokebore bis hin zu Tocotonic funktionierte; Hier sogar beiden Vertretern das (nötige?) i-Tüpfelchen verleiht.

Fahndet man im Internet nach dem Namen Hush Puppies, landet man zunächst bei Schuhen. Und zwar nicht bei irgendwelchen, sondern tatsächlich bei Rentnerwanderschuhen. Erst im zweiten Versuch stößt man über versprengte Beiträge der Mod-affinen Musiker, welche sich mit ihrem Zweitwerk "Silence Is Golden" systematisch von den eigenen Garage-Wurzeln entfernen. Und die, das sei angemerkt, mit 15 Jahren Bandgeschichte tatsächlich nicht mehr die Jüngsten sind. Den direkten Hit findet man ebenfalls nicht mehr auf Anhieb. Da freut man sich eher über die treibenden Beats oder den wunderbar transparenten Sound des besagten Produzenten. Der unterkühlte Charme der Aufnahmen braucht eben einige Zeit, bis der Funke auf den Hörer überspringt. Dass die fünf Franzosen neben ihrer Leidenschaft für die Orgel doch ein Händchen für veritable Hits besitzen, wird durch Tracks wie "Down, Down, Down" nichtsdestotrotz nachhaltig transportiert. Eine provenzalische, gemäßigtere Alternative zur Briten- oder Schweden-Fraktion bieten die elf Kompositionen allemal.

Das Wörtchen "gemäßigt" kommt einem angesichts der explosiven Spielfreude von We Insist! eher nicht in den Sinn. Denn dass sich im Line-Up der Formation zwei Saxophone befinden, ist längst nicht das einzig spektakuläre an "Oh! Things Are So Corruptible". Da wäre zum Beispiel noch der singende Schlagzeuger, dessen Organ in Kombination mit dem vertrackten Songmaterial nicht nur vehement an Mike Patton erinnert... sondern der passend dazu in Bühnen-Extase durchaus auch mal von seinem Sitz aufspringt und Richtung Publikum stürmt. Das Info spricht sogar noch von weiteren kongenialen Referenzen: Als da Shellac, Primus oder At The Drive-In wären. Und insbesondere den ersten beiden Anhaltspunkten kann man nur zustimmen. Vielleicht auch deswegen, weil Deimels’ Klanggerüst in diesem Fall gar ein wenig an Steve Albini erinnert. Wenngleich es der Formation nicht konsequent gelingt, bei allem Einfallsreichtum den Song nicht aus dem Fokus zu verlieren. Ein Umstand, der im Verlauf der zwölf Tracks punktuell etwas sauer aufstößt, angesichts des improvisatorischen Charakters jedoch entschuldbar ist. Und spätestens in besagten Live-Situationen endgültig zur Lappalie verkommt. In jedem Fall: Ein aufregendes Album!

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 41:41 / Postrock
Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 39:22 / Postrock

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