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Talk To Me | Sweeney Todd

O.S.T | O.S.T.

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Zwei Soundtracks, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine - "Talk To Me" - gibt eine wunderbare Einführung in die Soulmusik der 60er Jahre. Und der andere - "Sweeney Todd" - ist vor allem für alle Tim Burton Fans von Belang.

Seit Anfang des neuen Jahrtausends grassiert das Fieber, sich unbedingt und immer wieder an die Vergangenheit zu erinnern. Unsägliche Sendungen der privaten Fernsehanstalten haben es vorgemacht: alle, die dabei waren, sollen anerkennend und rührselig nicken. Alle anderen sollen in ihren dumpfen, dummen Klischees bestätigt werden. Wenn man eine "80er"-Show, wie sie bei Sat1 ausgestrahlt wird, als musikalischen Maßstab nimmt, bestünde das vorletzte Jahrzehnt gerademal aus ein paar Tonnen Haarspray und einigen verunglückten Disco-Nummern. Dass in diesem Jahrzehnt der Punk zu Grabe getragen und Indie geboren wurde, das schert natürlich keinen der Zuschauer. Gottseidank gibt es aber noch ein paar Liebhaber der Vergangenheit, die Filme wie "Talk To Me" machen. Ein kleiner, feiner Don Cheadle Film ist das geworden, der die Soulmusik der 60er Jahre beleuchtet und ganz nebenbei das Statement abgibt, dass sich Musik immer jenseits von medialer Inszenierung und kollektiver Aufgeilung abzuspielen hat. Don Cheadle spielt den Radio-DJ Ralph "Petey" Greene, einen Ex-Sträfling, der es bis ins Radioprogramm von Washington D.C. schafft. Sein Förderer Dewey Hughes allerdings hat mehr vor mit Petey und schleift ihn bald bis in die "Tonight Show". Da wollte der Geförderte aber gar nicht hin. Am Ende zeigt sich: er trug die ganze Zeit Musik im Herzen, wollte der schwarzen Gemeinde zu ihren Rechten verhelfen und trug sein Herz auf der Zunge. Davon erzählen auch die vielen Soul-Legenden des Soundtracks, wie Eddie Floyd ("Knock On Wood"), Otis Redding ("I Can't Turn You Loose") oder Arthur Conley ("Sweet Soul Music"). Höhepunkt dieser wunderbaren Einführung für all diejenigen, die von "Memphis Soul" und "Stax-Records" noch nie etwas gehört haben, ist der "Godfather of Soul", James Brown. Dessen Live-Version von "Say it Loud - I'm Black And Proud" wird übrigens auf grandiose Art und Weise auch im Film gefeatured. Für jeden Musikliebhaber eine Pflicht!

Der neue Tim Burton Film "Sweeney Todd" basiert auf dem ausgezeichneten Musical von Hugh Wheeler, das in den 70er Jahren für Furore sorgte und bis heute eine unbegrochene Strahlkraft besitzt. Die Geschichte ist grausam: Sweeney Todd soll im 19. Jahrhundert in London gelebt und als Frisör nach Gusto Menschen die Kehle durchgeschnitten haben, um ihre Leichen an den anliegenden Pasteten-Shop von Mrs. Lovett zu verkaufen. Tim Burton hat sich nun daran gemacht, das Musical für die Leinwand umzusetzen - mit Johnny Depp als Sweeney Todd und Helena Bonham Carter als Mrs. Lovett. Da hagelte es gleich mal Oscar-Nominierungen - und das, obwohl Burton schon seit Jahren den Spirit der 90er verloren hat. Aber wer weiß, vielleicht ist "Sweeney Todd" ja tatsächlich die vielerorts verkündete Rückkehr des Kino-Visionärs und ein neuerlicher Beweis für Depps Ausstrahlung und Schauspielkunst. Zumindest seine Gesangeskunst dürfte nicht zwangsläufig in die Geschichte eingehen, davon zeugt auch diese Soundtrack. Dünn und flattrig wirkt die ungeübte Musical-Stimme. Ganz anders da Bonham Carter, die ihre Sache ausgesprochen gut macht. So ganz ohne Bezug wirkt der Soundtrack etwas gestelzt und konstruiert - aber wer weiß, vielleicht macht das alles zum Deutschlandstart von "Sweeney Todd" ja Sinn. Ab 21. Februar auf deutschen Leinwänden!

-- / Spielzeit: 46:18 / Soul
-- / Spielzeit: 46:18 / Soundtrack

 

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