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Home Of The Lame

Sing What You Know

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Das ist schon ganz schön unfair, dass gerade Home Of The Lame der Act auf dem Grand Hotel van Cleef ist, der bisher wahrscheinlich die geringsten Erfolge erzielen konnte. Im Vergleich mit Tomte und Kettcar natürlich sowieso, aber wahrscheinlich auch mit den meisten anderen Veröffentlichungen des Hamburger Labels. Dabei ist er der mit Abstand beste Sänger des Hauses und ein vorzüglicher Songwriter dazu.
Warum das so ist, muss an dieser Stelle nicht diskutiert werden, dafür gibt es zahlreiche Gründe, die letztendlich aber relativ wenig mit Qualität zu tun haben. Denn daran liegt es sicher nicht, dass Felix Gebhard aka Home Of The Lame der große Zuspruch bisher verwehrt geblieben ist. Qualität hat er zu Genüge anzubieten. Und während alle jammern, dass es in Deutschland keine großen Songwriter gäbe und sich ausgehungert auf Get Well Soon stürzen, vergessen die meisten, dass es die längst gibt. Natürlich ist Felix Gebhard nicht von der Sorte Streber, er kann keine 17 Instrumente spielen und die Frisur ist halt auch wenig tauglich für die große Coverstory, doch das kann nicht das Argument sein, diesen sympathischen Typen so zu ignorieren. Wer in Deutschland keinen Bruce Bringsteen minus Stadionrock oder keinen Kristofer Aström minus totale Depression suchen will, wird auch keinen finden. Wer genauer hinsieht, hat ihn schon längst gefunden. Felix Gebhard macht nicht erst seit gestern in Songwriter-Pop, weil das gerade so gut geht. Er hat bereits zwei interessante EPs und ein überaus gelungenes Album vorgelegt. Mal mehr alleine im Singer/Songwriter-Gewand, mal mehr Pop und mit Band, wie auch auf der neuen Platte. Und wie immer bei dieser Sorte Musik braucht es seine Zeit, bis sich die Songs im Ohr festsetzen. Dann aber richtig. Gebhard wirkt befreiter denn je, lässt die melancholischen Momente nicht aus, hat aber auch keine Angst davor mal einen lupenreinen Ohrwurm zu schreiben. Davon gibt es gleich mehrere auf „Sing What You Know“. „The Radio“ zum Beispiel ist lupenreiner Pop, der auf jeder guten Station gespielt werden könnte, doch genau darum geht es in dem Stück. Es wird nicht passieren. Weil sich keiner mehr traut vom gewohnten Format abzuweichen. Raffiniert diese Botschaft in einer fast schon glattpolierten Nummer zu transportieren. „I see music as a form of art, you know”, singt er da und man muss unweigerlich an die ganzen Nullen denken, die sabbernd vor ihrem Rechner sitzen, während sie sich die neuesten Alben für lau aus dem Netz ziehen. „Sing What You Know“ klingt, als hätte sich Gebhard in der Vergangenheit öfter mal durch den Kopf gehen lassen, warum er das eigentlich alles macht. Eine bessere Antwort als dieses Album hätte er darauf nicht geben können.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 45:23 / Songwriter-Pop

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