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Hyacinth House l The National Bank

Black Crow's Country l Come On Over To The Other Side

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Zwei hierzulande bislang noch unbekannte Bandnamen rufen direkt bzw. indirekt Assoziationen zu lieb gewonnenen Bekannten hervor. Skandinavien mag das naheliegendste Stichwort sein, was einem angesichts der beiden Veröffentlichungen einfällt. Noch konkreter wird die Angelegenheit mit Erwähnung des qualitätsbewussten Glitterhouse Labels. Denn Hyacinth House präsentieren sich als die neuesten Zöglinge dort, während in The National Bank ein gewisser Thomas Dybdahl die Schlüsselfigur stellt…

Begriffe wie "Alternative Country" scheinen da schnell bei der Hand. Und entpuppen sich im Falle von "Black Crow's Country" im positivsten Sinne als passend. Nicht nur im wunderbaren Song "Road To Flowers" nämlich erinnern die immer wieder in Richtung Kopfstimme "brechenden" Vocals von Frontmann und Bandgründer Mack Johannson dermaßen an den jungen David Eugene Edwards, dass man sich tatsächlich in einem 16 Horsepower Werk von 2000 (das wäre dann wohl das famose "Secret South") wähnt. Johannson - diesen Namen sollte man sich ohnehin merken. Der Songwriter macht nämlich nicht nur am Mikrofon, sondern auch an der Gitarre eine ausgezeichnete Figur. Unterstützt von Bruder Fredrik Johansson am Banjo bzw. als Co-Songwriter haftet der sechsköpfigen Formation gar etwas Familiäres an. "Lucky Stranger" wütet sich anschließend durch einen stoner-rockenden Wüstenexzess und zeigt das breite, stilistisch jedoch immer stimmige Spektrum der Schweden. Abgerundet wird das düster angehauchte Folk-Material dabei von Cellistin Kristina Löfstedt. Am Ende des Tages schließlich konzentrieren sich die 13 Track allein auf den Song und seine Harmonien. Voller Hingabe entstehen so Kompositionen, welche ohne Einschränkung überzeugen. Und als einzigen Kritikpunkt zulassen, dass mit diesem Zweitwerk die Individualität der Mitwirkenden noch nicht zur vollen Größe ausgereift klingt. Dennoch vermag das zweite Werk von Hyacinth House durch die gelungene Adaption großer (und zu oft erfolgloser) Vorbilder nicht nur jene glücklich zu stimmen, welchen bei Woven Hand der Rock’n’Roll fehlt.

The National Bank empfehlen sich dagegen als gestandene, Grammy-verwöhnte Musiker. Welche sich mit diesem Nebenprojekt ganz bewusst von Singer-Songwriter-Folk, Rock'n'Roll oder gar Jazz entfernen. Schließlich wären eben dies die Referenzen, welche man angesichts der Besetzung vermuten würde. Frauenschwarm Thomas Dybdahl, der entrückte Balladen-Sänger. Big Bang Drummer Nikolai Eilertsen; die norwegische Rock-Sau. Und das Brüderpaar Horntveth, welche mit den Jaga Jazzist längst nicht nur die Grenzen des Jazz ausloten. Und nun "Come On Over To The Other Side". Ein überraschend leichtes, stringentes Werk. Welches sich die Freiheit herausnimmt, so gar nicht mit klischeehafter skandinavischer Melancholie, sondern vielmehr "uplifting" Attitüde bei Prince anzubandeln. Dazu gehört eine ordentliche Portion Funkyness, welche den auf diese Weise enorm tanzbaren Pop des norwegischen Quintetts ergänzt. Sowie die Erweiterung des instrumentalen Repertoires durchaus auch um elektronische Elemente. Das Ergebnis klingt in seinen besten Momenten durchaus reizvoll: Ein interessanter Mix aus analogem und digitalem Songgerüsten, welche dem Ohr mal in ihrer frivolen Lebensfreude, mal in schmachtender Gestik ("Taste Of Me") schmeicheln. Leider trägt das Konzept in Punkto Songwriting nicht über die gesamte Spielzeit, wirkt teilweise gar etwas banal. Weshalb der Gesamteindruck doch ambivalent ausfällt.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 54:48 / Alt.Country
Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:13 / Pop

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