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Die Radierer

Der Andalusische Bär

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Der bis zum Wahnsinn gedehnte subversive Humor der Radierer ist zurück. Das erste gemeinsame Album seit Jahren ist zugleich Standortbestimmung Deutschland wie auch hinterhältiger Angriff auf den deutschen Kunstbetrieb - oder einfach nur blödsinnig.
Bis Mitte der 80er Jahre hatten sich die Radierer ganze drei Alben, einen Hit ("Aufstand Im Schlaraffenland") und einen ganz eigenen Underground-Status erarbeitet. Erspielt. Oder auch einfach nur erschlichen. Denn nichts liegt der Band um Texter Christian Bodenstein und Jürgen Beuth ferner als genau das zu sein: eine richtige Band. Genüßlich wird ein deutscher Post-Punk aus der Taufe gehoben, der so fremdartig und unwirklich erscheint, dass man es zwangsläufig mit einer Karikatur selbiger zu tun haben muss. Was sind die Radierer? Ernstzunehmende Spaßcombo? Fein konstruiertes Kunstprojekt? Komplexes Musiktheater? Oder einfach nur Müll? Beuth und Bodenstein müsste es eigentlich eine Freude sein, dem Hörer ins Gesicht zu schauen, wenn er das erste mal "Der Andalusische Bär" zu hören bekommt. Gleich am Anfang, "Sextourist", wie es da durch die Anlage poltert und es heisst: "Ich bin ein Sklave meiner Triebe, eigentlich suche ich die wahre Liebe". Gerade so, als gäbe es Wizo noch, und sie hätten sich nun darauf versteift, Rammstein-Songs zu dekonstruieren. Vielleicht tut man Beuth und Bodenstein und den Radierern unrecht, wenn man sie zu sehr in die Kunstecke drängt. Anders aber kann "Der Andalusische Bär" nicht funktionieren. Denn lustig ist hier gar nicht. Und wenn es in "Ein Ton" heisst: "Ein Ton, ein Ton und schon hat man ein Lied. Ein Ton genügt, für ein gutes Lied", dann muss man fast zwangsläufig an Murphys Gesetz denken.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:15 / Punk

 

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