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White Rabbits

Fort Nightly

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Wir schreiben Anfang 2009 und die White Rabbits, sechs Chaoten aus Brooklyn, New York, veröffentlichen ihr zweites Album. Ganz Indiehausen steht Kopf und feiert eine Band, die im weiteren Verlauf des Jahres auch in Europa ihre ersten Headliner-Touren spielen wird und mit einer wilden Mischung aus Verkopft- und Eingängigkeit Fanherzen in Serie bricht. Soweit ein Blick in die nichtvorhandene Glaskugel.
Wer sich allerdings im Hier und Jetzt mit „Fort Nightly“, dem Debüt der White Rabbits beschäftigt benötigt überhaupt keine übernatürlichen Fähigkeiten, muss nicht in die Zukunft sehen können und erst recht keine bescheuerte Glaskugel. Denn bereits „Fort Nightly“ offenbart alles, was eine Platte braucht, um sowohl Kritiker als auch die „ganz normalen“ Hörer zu überzeugen. Hier ist eine Band am Machen, die noch zu ganz Großem fähig ist, wenn sie nicht an Kreativitätsüberschuss, Lagerkoller oder dem gewöhnlichen Alltagswahnsinn zerbricht. Bis dahin können wir uns aber einfach nur ganz entspannt über „Fort Nightly“ freuen. Sechs Typen aus der Kulturhauptstadt der USA, die zusammen ein Haus bezogen haben, einen kommunenartiges Leben führen und zum Glück nicht nur ordentlich Party machen, sondern auch noch richtig tolle Musik entwickeln. Da gibt es natürlich Gitarren, Bass und vielseitigen Gesang, aber das war es dann schon mit den Rockkonventionen. Schlagzeuge hat man nämlich gleich zwei am Start und dann steht da noch im Zentrum vieler Songs ein Klavier, das man so in Popmusik nicht mehr erwartet hätte. Endlich mal wieder eine Band, die richtig groß klingt, ohne dabei gleich Arcade Fire sein zu wollen. Die White Rabbits brauchen keine große Theatralik, sie schreiben schlichtweg einen fantastischen Song nach dem nächsten, der gleichzeitig völlig ausflippen lässt, Ohrwurm sein kann, aber nicht zwanghaft sein will und bei aller Eingängigkeit ganz offensichtlich um die Ecke gedacht wurde. „Fort Nightly“ funktioniert beim ersten Antesten, eine Aufwärmphase braucht es hier nicht und dennoch bieten die 13 Stücke auf dem Europa-Debüt so viel Tiefgang, dass es da auch noch nach dem hundersten Durchlauf etwas zu entdecken gibt. Wer Vampire Weekend richtig dufte findet, probiert sich an „I Used To Complain, Now I Don’t“; wer es gerne direkter hat, schmeißt bei „Plot“ die Faust in die Luft und wem bei „While We Go Dancing“ keine Schmetterlinge durch den Bauch fliegen, war wohl schon lange nicht mehr richtig verliebt. In „Fort Nightly“ kann man sich jedenfalls richtig gut verlieben.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 47:51 / Indie

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