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Adele

19

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Der Witz an einem Pete Doherty oder einer Skandalnudel wie Amy Winehouse ist ja, dass sie gefundenes Fressen für den Boulevard sind, andererseits neben Drogen nehmen, aber tatsächlich auch richtig gute Musik machen. Das vergisst man ja mal schnell bei all den immergleichen News, dass beide auf ihrem Gebiet recht einzigartig oder zumindest unverwechselbar sind.
Adele aus London ist da zum Beispiel schon ein Stück austauschbarer und dennoch oder gerade deswegen mit ihrem Album „19“ bis auf Platz 1 der britischen Charts katapultiert worden. Die untätowierte, weniger anrüchigere, aber sicherlich deutlich cleanere Version der Winehouse ist - daher auch der Albumtitel - gerade mal 19 Jahre alt und weiß offensichtlich ganz genau wie man große Songs schreibt. Das klingt - und deswegen auch die lange Hinführung zum Thema - zumindest teilweise wie der zur Zeit so erfolgreiche Soulpop von Amy Winehouse, was sicher kein Nachteil in diesen Tagen ist. Der Hang zur großen Geste ist auch hier besonders ausgeprägt, vor allem wenn die Sprache auf die Singles von Adele kommt: Das bereits vergangenen Herbst erschienene „Hometown Glory“ ist ein melancholisches Stück, das in erster Linie von Adeles Stimme und Klavier getragen wird und zusätzlich mit einigen Streichern aufwarten kann. Da kann man schon mal Gänsehaut kriegen. Auf „19“ gibt es die Nummer als Albumausklang und hinterlässt definitiv einen bleibenden Eindruck. Und weil gutgemachte Popmusik fast immer funktioniert, geht natürlich auch die zweite Single „Chasing Pavements“ äußerst gut rein. Gerade dieser Song wird es wohl sein, weswegen Adele die Winehouse-Vergleiche nicht so schnell abschütteln werden kann. Davon abgesehen gibt es aber auch deutlich differenzierte Klänge auf dem Album. Der Opener „Daydreamer“ ist ein ruhiges Akustikstück, „Crazy For You“ Soul in Reinkultur und überhaupt kommt hier die klassische Songwriterin viel deutlicher raus, als beim Amy-Püppchen. Der Witz ist, Adele wirkt als Person so viel echter als Winehouse und kommt als Künstlerin doch kalkulierter rüber. Den guten Willen darf man ihr deswegen aber natürlich nicht absprechen und das Talent erst recht nicht. Wird sich zeigen in welche Richtung das in Zukunft geht: Mainstreampop oder noch mehr Eigenständigkeit.

Bewertung: 6 von 10 Sternen / Spielzeit: 43:38 / Songwriterpop

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