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Frank Spilker. Gruppe

Mit all den Leuten

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Frank Spilker. Gruppe. Das klingt ein bisschen wie ein Kommando des 2. Juni, zumindest aber wie ein radikales Kollektiv, doch weit gefehlt, denn „Mit all den Leuten“ ist vor allem eins: Ein fast lupenreines Solo-Album. Frank Spilker, normalerweise Sänger, Gitarrist und Texter der Hamburger Indie-Institution Die Sterne hatte Bock auf Alleinherrschaft und nutzt den neuen Freiraum für eine wunderbare Sammlung von 13 Stücken.
Ganz allein ist Spilker dabei dann natürlich doch nicht, nach Wandergitarre und ruhigen Folksongs war ihm anscheinend nicht, weswegen er zwei Kumpels für Bass und Schlagzeug rekrutiert hat. Das hat zur Folge, dass „Mit all den Leuten“ dann erst mal gar nicht so viel anders klingt wie ein Sterne-Album minus Tasten. Warum sollte es auch? Spilker hat über Nacht weder seine Art zu texten geändert, noch seinen Gesangstil. Der Unterschied liegt eher darin, dass man dem Album anmerkt, dass nicht jeder Song bis ins letzte Detail basisdemokratisch ausdiskutiert wurde. Den Nummern wohnen keine Kompromisse inne und lässt sie etwas lockerer daherkommen. Könnte man natürlich jetzt trotzdem alles als Die Sterne-B-Seiten abtun, aber das würde den teilweise fantastischen Songs nicht gerecht werden. Diese neue Lockerheit und die Tatsache, dass Spilker die Songs wahrscheinlich über die Jahre gesammelt hat, hat zwar zur Folge, dass alles etwas zusammenhangslos wirkt und die Stücke eben mehr als Kollektion auftreten, denn als echtes Album, doch das macht gar nichts, gibt es doch Spilker die Möglichkeit etwas mehr auszuprobieren, für seine Verhältnisse vielleicht sogar zu experimentieren. Und ganz ehrlich bei manchen Songs sollten seine Sterne-Kollegen tatsächlich etwas eifersüchtig werden und sich ärgern, dass sie nicht ihren Weg zur Hauptband gefunden haben. Der Opener „Ich steh heute auch mal hinter der Bar“ nutzt gleich mal die neue Freiheit und gönnt sich einen schmunzelnden und beobachtenden Blick von hinterm Tresen. „Das war ihr Leben“ könnte in doppelt so schnell und vier Mal so dreckig gespielt eine alte Boxhamsters-Nummer sein und „Me Only“ (ja englisch!) ist eine Verneigung inklusive Abneigung vor The Smiths und gegenüber Morrissey. „Der Mond und ich“ offenbart einen bisher gutgehüteten Humor, zu „Es sieht gut aus“ kann man wunderbar mitschnippen, sogar tanzen und „Kommt alle her“ ist eine Spilker-typische Kampfansage, diesmal allerdings im Country-Outfit. „Ich geh’ gebückt“ hätte dann tatsächlich textlich wie musikalisch ein klassischer Sterne-Song sein können, obwohl das Spilker selbst vielleicht anders sehen würde und schließlich muss er das ja am besten wissen, wo der Unterschied liegt. Der Unterschied zum letzten Sterne-Album „Räuber und Gedärm“ ist dann aber doch kein großer: sind nämlich beides super Platten.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 50:09 / Indie

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