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Say Anything

In Defense Of The Genre

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Der latente Hang zum Größenwahn deutete sich bereits mit dem Debüt an: Selbiges erschien - zumindest hierzulande - verspätet in aufgemotzter Doppel-CD Version. Und verschaffte Say Anything vorab in den Staaten Erfolg auf breiter Ebene.
Wohlwollend zur Kenntnis genommen von all jenen, welche ihren Emopopcore gerne mit gleichermaßen Pathos wie Augenzwinkern mögen. Die so genannte "seriöse Musikpresse" dagegen reagierte mit Kopfschütteln. Was sich angesichts des Nachfolgers mit Sicherheit nicht ändern wird. Mit "In Defense Of The Genre" hat Frontmann Max Bemis nun nämlich offenbar endgültig jegliche Bodenhaftung verloren. Beziehungsweise seinen lang gehegten Traum verwirklicht: Ein College-Emo-Rock-Opus im Doppelalbum-Format. Inklusive allem, was dazu gehört: Eine irre Storyline mit Referenzen zu Progrock-Konzeptalben der siebziger Jahre. Samt passendem, schrecklich-schönem Coverartwork. Wer da zwischen den Zeilen ein wenig Spott in Richtung Coheed And Cambria lesen will, liegt sicherlich nicht ganz verkehrt. Wobei die mittlerweile sechsköpfige Formation nichtsdestotrotz unzählige Unterstützung aus dem eigenen Umfeld erfährt: Unter den weit über zwanzig Gästen finden sich Namen wie Alkaline Trio's Matt Skiba, Fred Mascherino (Taking Back Sunday) oder der allgegenwärtige Chris Carrabba. Meines Erachtens übrigens alle zusammen lange nicht so Aufsehen erregend wie die Beteiligung des Mainstream-Rockers Pete Yorn. Und die Musik: Eine mit vehementem Hang zum Bombast (Keyboards! Synthies!! Streicher!!!) ausgelebte Leidenschaft zu poppigen Melodien, vorgetragen weitgehend im Emorock-Format - bzw. dessen höchstmöglicher epischer Breite! Dass sich unter den 27 Tracks (vor allem auf CD zwei) nicht nur Highlights befinden, muss noch nicht einmal als Vorwurf gewertet werden. Schließlich gelingt es Bemis tatsächlich, zu keiner Zeit Langeweile aufkommen zu lassen und den Spannungsbogen durch mehrere echte Höhepunkte stets aufrecht zu erhalten. Womit er genreintern bald als eine Art Emo-"Mellon Collie And The Infinite Sadness"- Visionär gehandelt werden könnte. Außerdem: Angesichts des vorzeitigen Ablebens von Piebald werden sogar manche Kritiker noch verlegen auf dieses humoristisch-ohrwurmlastige Spektakel zurückgreifen...

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 89:00 / Emorock

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