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Jupiter Jones Interview

Es ist eben auch eine Geldfrage

 

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Die Emopunker von Jupiter Jones sind zufrieden. Die Arbeiten an der Unplugged-DVD „… leise“ sind nahezu abgeschlossen. Als Veröffentlichungsdatum ist Anfang April angepeilt. Eine dazugehörige Akustik-Tour für Ende April anvisiert. Ob sie stattfindet, steht noch in den Sternen. „Man muss einfach sehen, ob sich das auch rechnet“, sagt Sascha Eigner. Gitarrist der Band und Chef des Labels „Mathildas und Titus Tonträger“. Es ist eben auch eine Geldfrage.

Heute sind Jupiter Jones aber erst einmal im Roten Salon des Nürnberger Z-Bau zu Gast, um endlich ihre aktuelle Platte gebührend vorzustellen. Veröffentlicht haben sie ihr zweites Album „Entweder geht diese scheussliche Tapete – oder ich“ 2007 selbst. Mit Go-Kart Records waren sie nicht mehr zufrieden. „Deren Ansichten und unsere Ansichten haben nicht mehr zueinander gepasst“, sagt Sascha. Eine weitere Zusammenarbeit war nicht mehr möglich. Kurz darauf wurde mit verschiedenen Labels verhandelt. Das zog sich ein gutes dreiviertel Jahr hin. Am Ende stand die Enttäuschung. Der Geschäftsführer eines größeren Labels rief nach dem Weihnachtsurlaub an: Er hätte sich überlegt, dass er ein paar Vertragspunkte ändern wolle. Zum Nachteil der Band. „Dabei waren die Vertragskonditionen eh schon an der unteren Grenze, was man als Band machen kann“, so Sascha. Also brachte man die CD doch selbst raus. Aus der ursprünglichen „Notlösung“ wurde „das beste, was der Band passieren konnte. War zwar ein Arsch voll Arbeit“, stöhnt Sascha auf, aber es hat sich gelohnt. Die erste Auflage der CD (immerhin 2000 Stück) war nach vier Wochen ausverkauft. Ein Segen für die Band, die für die Albumaufnahmen einen ordentlichen Kredit aufnehmen musste.

Das liebe Geld ist immer wieder Thema. Denn: „Nochmal fünf Jahre mit dem selben Herzblut und dem Engagement halten wir sicher nicht aus, wenn es auf diesem Niveau weitergeht“. Das klingt hart. Aber es ist die Realität. Zwei der vier Bandmitglieder gehen einem normalen Beruf nach. Für Sascha gibt’s in den nächsten Jahren nur zwei Lösungen. Entweder so erfolgreich werden, dass man davon leben kann. Oder das ganze auf Hobbylevel runterfahren. „Wir werden ja auch nur Stück für Stück live größer. Und wir haben keine Kohle um uns auf ne große Supporttour einzukaufen. Keine Ahnung warum, aber wir haben uns zielsicher den steinigsten Weg ausgesucht, den man gehen kann“, sagt er und lacht.

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"Wir haben uns zielsicher den steinigsten Weg ausgesucht." Sascha mit Hund.

Ans Auflösen wird aber nicht gedacht. Bei Jupiter Jones wirkt immer noch alles, wie eine Klassenfahrt mit den besten Kumpels. So herzlich im einen Moment, so hämisch im nächsten. Wie das unter guten Freunden eben ist. Neue Songs haben sie noch nicht. Das hat auch mit dem eigenen Label zu tun, denn „die Arbeit nebenbei ist manchmal einfach zuviel, um sich hinzusetzen und neue Songs zu schreiben.“ Dennoch ist nach der Unplugged-Nummer eine neue Studio-Platte geplant. Trotz sinkender Plattenverkäufe. „Das spüren auch wir ganz ganz krass“, stellt Sascha fest und fährt fort: „Dabei ist der Stellenwert der Musik gar nicht weniger geworden, sondern viel größer. Die Leute kaufen halt nur keine CDs mehr, sondern brennen sich vieles“. Dabei scheint allein mit CD-Verkäufen ohnehin kaum noch Gewinn möglich. „Wenn da mal 1,80 Euro bei der Band hängen bleiben, dann kann man echt froh sein“.

Und 2008? Um Zeit für neue Songs zu finden, versucht es die verstreute Band (Münster, Hamburg, Eifel) demnächst mit Probesessions. Wie man das von den großen Bands kennt. So richtig mit Ferienhaus mieten. Ob die CD dann wieder auf eigenem Label oder wo anders rauskommt, wird man sehen. „Wenn uns keiner will, machen wir es halt wieder selbst. Wir wissen ja mittlerweile, wie das geht“. Sänger Nicky, der nebenbei unter dem Namen Heisterkamp mit Jan von John Q. Public ruhige Akustikgitarrensongs schreibt, gibt Entwarnung bezüglich dem möglichen Verschwinden von Punk aus ihrer Musik. „Wir haben nicht vor, ruhiger zu werden.“

Auf der Aftershowparty im Club Stereo trifft Bassist Klaus noch auf Jeff, den einstigen Vocal-Coach der Band. Die Welt ist eben ein Dorf. Auf dem Weg zum Bahnhof sagt Klaus: „Zwei Wochen bevor ich bei Jupiter Jones eingestiegen bin (Oktober 2004), hab ich mir noch die CD gekauft. Das hätte ich mir auch sparen können.“ Lacht und verschwindet per Zug nach Hamburg. Jupiter Jones finanzieren sich also im wahrsten Sinne des Wortes selbst. Hoffentlich noch lange.

Text: Sebastian Zapf
Interview: Sebastian Zapf und Sebastian Gloser
Fotos: Pressefreigabe (1) / Sebastian Gloser (2)


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