Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Cartridge

Fractures

cartridge.jpg

Die Zeiten sind vorbei, in denen man Cartridge noch den Figurines-Plagiatvorwurf hätte machen können. Mittlerweile hat man zu einer eigenen Duftmarke gefunden. Deshalb klingt "Fractures" aber noch lange nicht nach Altherrenband.
Angeblich wurde das deutsche Label recordsandme ja nur wegen Cartridge gegründet. Weil man sie vor ein paar Jahren auf einer kleinen Bühne in Hamburg so unheimlich toll fand und sich in Deutschland noch niemand bereit erklärt hatte, die jungen Dänen unter Vertrag zu nehmen. Zu der Zeit waren Sänger Mathias Wullum Nielsen und Band gerade mit einem klapprigen Wohnmobil unterwegs. Das auf den Namen "Moby Dick" getaufte Gefährt trug sie durch halb Europa, verschaffte ihnen unzählige Auftrittsmöglichkeiten und dürfte hoffentlich in ferner Zukunft mal in einem Indie-Museum stehen. "Fractures", so das zweite Album, darf und muss die Band in eine neue Sphäre heben. Weg vom niedlichen Underground-Ding, hin zu den großen Clubbühnen Europas. Cartridge sind nämlich noch niedlicher, noch verspielter geworden. Wer dachte, nach Songs wie "The Dilletantes" oder "Coma State" könne nicht mehr viel kommen, muss jetzt nochmal ran. Denn schon der Opener "Brain Cloud" hat etwas welfremdes, weltumarmendes. Und ist inzwischen meilenweit entfernt vom sehr britisch angehauchten Retro-Ding namens "Enfant Terrible". Was damals noch Bloc Party, Modest Mouse und Dinosaur Jr. mit dänischem Wohlfühlfaktor war, ist jetzt ein entschlossenes, direktes und trotzdem detailreiches Popalbum geworden, dessen Frakturen von entschlossenen Grabenkämpfen innerhalb der Band zeugen. So viel Wohlklang war selten. Vor allem "The Woods" hat einen so unschlagbaren Drive, dass sich nichtmal mehr schämt, eben selbigen Begriff in den Mund zu nehmen. Überall Glockenspiele, Keyboards, Schlagzeug und Gitarren. So muss man eben klingen, wenn man ein wohliges Gefühl im Bauch erzeugen will. Und wenn "Fatal Twist Of Fate" nicht mal die schönste Dylan-Anspielung bei gleichzeitiger Dancefloor-Fähigkeit ist, ist mein Platz hier ohnehin fehlbesetzt.


Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 42:15 / Indie-Rock

 

Autor:





ERROR!