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Tapes 'n Tapes

Walk It Off

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Einen Hype kann man sich als Band in Zeiten von MySpace, Blogs und gratis MP3s ja so schnell einfangen, wie der Otto-Normal-Verbraucher eine Erkältung. Hochgelobt wird man schnell, fallen gelassen noch schneller. Die Zeit sich anständig zu entwickeln bekommen heute nur noch wenig Kapellen und wenn das zweite Album nicht mehr abgefeiert wird, ist bereits die Zukunft in Frage gestellt.
Tapes ’n Tapes gehören zu diesen Bands. Obwohl ihr zweites Album „Walk It Off“ genau da anknüpft, wo der Vorgänger „The Loon“ aufgehört hat, werden die Kritiken diesmal wohl etwas beschiedener ausfallen. Verstehen muss man das nicht unbedingt, es ist wohl eher so, dass all diejenigen, die vor knapp zwei Jahren das Debüt zu sehr in den Himmel gelobt haben, jetzt irgendetwas korrigieren wollen. Zweimal daneben ist allerdings auch vorbei. Fakt ist: Die beiden Alben nehmen sich nicht viel. Da ist immer noch spröder Indierock mit Tanzflächenaffinität und gutem Songwriting. Der Vergleich mit Modest Mouse hält in den kauzigen Momenten des Albums immer noch stand und weil Josh Grier immer noch nicht singen kann, darf die Band weiter in einer Reihe mit Clap Your Hands Say Yeah genannt werden. Das Farbenspiel beim Artwork haben sie ebenfalls beibehalten. Die Unterschiede sind eher im Detail zu finden. Tatsächlich springen einen auf „Walk It Off” nicht mehr sofort so viele eindeutige Singles entgegen, wie vielleicht noch bei „The Loon“. Doch weniger Hitpotential haben Tapes ’n Tapes deswegen noch lange nicht, die Kracher sind nur etwas besser versteckt. Wer behauptet „Hang Them All“ könnte neben „Insistor“ nicht auf der Tanzfläche bestehen, hat nicht richtig hingehört und „Conquest“ ist mindestens genauso schön wie „Cowbell“. Einzelne Stücke herauszupicken macht diesmal aber eigentlich noch weniger Sinn, als beim Debüt. Der Vierer aus Minneapolis kommt diesmal nämlich deutlich kompakter daher, was wohl vor allem auch an der Produktion von Dave Fridmann (Mercury Rev, The Flaming Lips) liegen dürfte. Mit dem zweiten Album nähert sich die Band vielmehr ihrem schwer rockigen Live-Sound und lässt den Indiepop zwar nicht außen vor, aber doch gemäßigter zu Tage treten. Alles kracht und scheppert ein ganzes Stück lauter und dennoch bleibt noch die Ruhe für zwei relativ verhaltene Stücke wie „Anvil“ und „Lines“. „Walk It Off” ist kein Meisterwerk, aber „The Loon“ war es ebenfalls nicht. Beides sind einfach ziemlich gute Platten und erst Album Nummer drei wird wohl Aufschluss darüber geben, wie groß Tapes ’n Tapes noch werden können.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 44:13 / Indie

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