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Portishead

Third

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Wie umgehen mit einer Erwartungshaltung, die nach zehn Jahren Hoffen, Bangen und phasenweise Resignation längst ins Unermessliche gestiegen ist? "Am besten gar nicht", denken sich Portishead. Die haben mit Verweigerungshaltung schließlich schon Übung.
Sorgen muss sich dennoch keiner derjenigen, welcher sich (seit) Ende der Neunziger von der Magie von "Dummy" bzw. seines nicht weniger denkwürdigen Nachfolgers in den Bann ziehen ließ (lässt). Die Stimme einer Beth Gibbons wird den Sound des Trios schließlich ebenso auf ewig prägen, wie die um sie herum kreierten Soundwelten von Geoff Barrow und Adrian Utley. Und doch blieb die Zeit natürlich nicht stehen. Die Themen Bristol sowie die ungeliebte Genrebezeichnung TripHop wurden längst abgefrühstückt. Ganz abgesehen davon, dass Portishead diese Stilrichtung zwar begründet haben; wie es ihre Art ist, jedoch den ganzen Hype darum eher am Rande stehend betrachteten. Und nun "Third": Ein Werk, welches irgendwo zwischen elektrifizierter Urgewalt und gespenstisch reduzierter Zerbrechlichkeit an der Gefühlswelt seiner Zuhörer nagt. In perfektionistischer Detailarbeit, mit auf dem Seziertisch ausgebreiteten Emotionen. Wie zum Beispiel in "The Rip"; einem Song, der diese Wesenszüge programmatisch zusammenfasst. Und welcher im Kontext der elf Tracks, zumindest in seiner zweiten Hälfte, noch als Atempause gelten darf. Im Gegenzug etwa zu „Machine Gun“, welches eine Industrial-Variante unter den Bandsound betoniert. Bestimmend für den Gesamteindruck bleibt jedoch weiterhin: Trotz aller unterkühlter Sample-Innovation oder avantgardistischer Elektronik… Portishead wirken dichter, ja direkter als so mancher Singer-Songwriter, der live und direkt auf einer Bühne steht. Und das, obwohl sich "Third" strukturell einen großen Schritt von konventionellen Songaufbauten distanziert. Insofern, auch wenn es an vielen Stellen noch mehr schmerzt als bisher: Portishead definieren weiter an ihrem eigenen Sound. Losgelöster denn je von dem Geschehen um sie herum. Danke.

Bewertung: 9 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:17 / TripHop

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