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Videoclub

We Could Set Fire

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Würden wir den Titel Demo der Woche vergeben, Videoclub könnten ihn locker abstauben. Fünf Songs und einen Remix haben sie auf ihre EP „We Could Set Fire“ gepackt und sorgen damit nach langer Zeit dafür, dass die Sparte Crossover endlich mal wieder positiv besetzt wird. „Postpunk mit venezolanischer Note“, „Indierock mit Ohrwurmcharakter“ und „Postcore mit Popappeal“ sind alles Labels, die dem Vierer aus Münster gut zu Gesicht stehen.
Der Begriff „Demo“ ist in der heutigen Zeit eigentlich gar nicht mehr zutreffend, denn bereits ganz junge Bands liefern heute nur noch selten Tapes mit mieser Soundqualität ab. Schon früh wird auf eine ordentliche Produktion viel Wert gelegt. Vorbei die Zeiten eines verkratzten und selbstbeschrifteten CD-Rohlings, inzwischen hat jeder selbst die Technik oder das nötige Umfeld, um eine ordentliche Veröffentlichung an den Start zu bringen. „We Could Set Fire“ gehört da definitiv dazu. Natürlich ist da in jeder Beziehung noch Luft nach oben, aber das bereits Vorhandene ist schon mehr als ansehnlich und hörbar. Ein schickes Artwork, eine saubere Produktion, die gleichzeitig nicht zu glatt wirkt und vor allem spitzenmäßiges Songwriting. Gleich beim Opener „Circo“ stimmt einfach alles: Eine Gitarre, die einem sofort in die Beine geht, eine markante Basslinie und wenig später ein Refrain, der nach den Sternen greift. Elias Gonzalez singt darüber auf englisch und spanisch, bei der Bridge gibt es ein bisschen Gekeife aus dem Hintergrund. Das klingt frisch und ungestüm, tanzbar und verdammt clever, aber auf keinen Fall kalkuliert. Zum Ende des Songs gibt es sogar noch ein Salsagitarren-Solo, das an The Mars Volta erinnert, sich aber nicht in ausgiebiger Virtuosität übt, sondern schlichtweg songdienlich erscheint. Wunderbar auch der „Felix The Cable Remix“ von „Circo“, der dem Stück eine völlig neueg melancholische Seite gibt. „Saturday Night Lights“ startet mit etwas Mathrock, bevor der Song mit ordentlich Geschrammel zu einem weiteren brillant-eingängigen Refrain übergeht. Natürlich nicht die letzte Wendung, die das Stück genommen hat. Überhaupt legen Videoclub einen Facettenreichtum an den Tag, dass man fast Angst haben muss ihnen könnten schon bald die Ideen ausgehen. Aber selbst dann könnten sie wahrscheinlich noch blitzsaubere Postpunknummern schreiben, um sie im Anschluss mächtig durchzuschütteln. Wie Tokyo Police Club mit mehr Mut, wie Kate Mosh ohne Mosh oder einfach nur richtig gut.

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/ Spielzeit: 22:01 / Indie

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