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Madrugada

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Was soll man zu so einer Tragödie noch schreiben? Die Aufnahmen zu Madrugadas mittlerweile siebten Album wurden jäh und tragisch durch den Tod des Gitarristen Robert Buras unterbrochen. Und was dann? Die zwei verbliebenen Mitglieder haben sich entschieden, das Album zu Ende zu bringen.
Es ist die mit Sicherheit schwerste Zeit in der fast zehnjährigen Geschichte der norwegischen Band und die Zukunft steht wohl auch in den Sternen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Grundstimmung der selbstbetitelten Platte eine von Melancholie und Dramatik getragene ist. Aber entgegen aller Vermutung strahlen Madrugada ebenso eine Energie und konträre Dynamik aus, fast als wollten sie sich ein Zeichen setzten: Mit Musik verarbeiten sie und machen sich gleichzeitig Mut. Trauerarbeit die einfach nur menschlich erscheint und auf den neun Tracks des neuen Albums mehr denn je in den Bann ziehen. Als Unterstützung haben sich Sänger Sivert Hoyem und Bassist Frode Jacobsen dann auch reichlich Unterstützung ins Studio eingeladen, um das Album im besten Sinne zu Ende zu bringen. Der Titel ist selbstbewusst gewählt und verrät über die Moral der Band: Eine Platte über die sich die Band selbst definiert. Und ähnlich wie auf dem - für meine Begriffe - besten Album „The Deep End“ (2005) schaffen Madrugada wieder ein ganz eigenes Universum aus unterschiedlichsten dramaturgisch perfekt inszenierten Rock-Meisterwerken. Vom gewohnt meldodieschwangeren und mitreißenden Opener „Whatever happened to you“, über das zerbrechliche „Honey Bee“ mit traurig-schönem Chor im Abgang zum Madrugada-charakteristischsten Song „Look away Lucifer“, das sich zwischen Schizophrenie und Verfolgungswahn lamentoartig-langsam zur Höhepunkt aufschaukelt um abschließend taumelnd in sich selbst explodiert. Das letzte Lied ist der traurige Schlusspunkt an den sich ein fragiles Pianosolo anschließt, das in opulenter Kulisse erebbt. Traurig, gigantisch und genial - ganz im Stile von 16 Horsepower oder den Bad Seeds. Aber trotzdem ein Album, das Madrugada keiner so schnell nachmacht und dabei verkörpert, was die Band in ihrer Essenz verkörpert: Dramaturgie, Melancholie und rohe Energie. Was mit Madruagada nach Buras´ Tod passiert? Das wissen sie wohl selbst noch nicht. Bleibt aber nur zu hoffen, dass uns solch geniale Musiker erhalten bleiben. Und das meine ich nicht ganz uneigennützig, geht es doch um eine Band, die mich selbst entscheidend im Leben begleitet hat.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 48:11 / Rock

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