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Times New Viking

Rip It Off

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Matador, Labelhaus von Cat Power, Yo La Tengo oder Belle and Sebastian hat sich neue Bewohner ins Haus geholt. Times New Viking heißen die, haben davor auf Siltbreeze bereits zwei Alben veröffentlicht und sind Jared Phillips an der Gitarre, Adam Elliott am Schlagzeug und Beth Murphy am Keyboard. Wie, da ist kein Bass dabei? Richtig, denn den brauchen sie für die 16 unheimlich kurzen und verschrammelten Songs auf ihrem neuen Album „Rip It Off“ nicht.
Den Gesang hört man nämlich auch ohne Bass kaum. Wobei „Gesang“ mehr als nur geschmeichelt ist. Nennen wir es lieber „noisy shoutings“. „Übersteuerung“ ist schließlich das Zauberwort der Band aus Columbus, Ohio, die über sich selbst sagt „Times New Viking play pop songs with guitar keyboards drums“. Ah ja, sehr präzise. Außerdem heißt es noch auf der pappcollagierten CD-Hülle „please play loud“. Dieser Aufforderung sollte allerdings mit Vorsicht nachgegangen werden, denn erstens könnten die Nachbarn, Eltern oder auch Mitbewohner ganz schön sauer werden, zweitens die Boxen der Anlage schlapp machen oder zuletzt gar das Trommelfell beim Walkmanhören platzen. Denn bei „Rip It Off“ bekommt man einen einzigen, dreißigminütigen Take vor die Beine geknallt, der vorher noch auf eine hundertmal überspielte Kassette überschrieben wurde und mal nach 60ies Garage Rock oder Schrammelpunk klingt, dabei aber nie die poppigen Hooks oder Melodien - sofern sie denn überhaupt noch zu hören sind - verliert. DIY-Lo-Fi oder auch Mates Of State in sauer, wechseln sich doch männlicher und weiblicher Gesang ab bzw. schreien sich beide gleichzeitig an. Das ist durchaus nicht uninteressant, denn klingt das Ganze beim ersten Hören noch so, als würde eine Kettensäge eine Schultafel bearbeiten, hört man schon beim zweiten und dritten Durchgang durchaus melodiösere Teile, wie zum Beispiel „(my head)“, heraus und freundet sich mit den kaum verständlichen Texten und überstrapazierten Gitarreklängen an. In „Faces On Fire“ heißt es „let`s do something that hasn`t been done yet”. Das Rad erfinden die drei von Times New Viking mit „Rip It Off“ vielleicht nicht neu, klingen dafür aber erfrischend anders in Zeiten ewig gleich klingenden Indie-Pops. Am besten das Album auf eine Kassette spielen und ab damit in den Walkman. Kurz genug ist es ja. Aber bitte denkt an eure Ohren, die sind nämlich empfindlich.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 31:01 / Lo-Fi Rock

Autor: Vivien Mierzkalla





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