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Shearwater

Rook

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Ob dieses Album nach Sonnenaufgang aufgenommen wurde? Oder zumindest die Songs in den ganz späten Abend- oder Morgenstunden geschrieben wurden? Man weiß es nicht, aber „Rook“ würde ausgezeichnet passen, um einen langsam aus dem Bett zu holen, ins selbige zu bringen oder einfach den Soundtrack zu liefern für die Zeit, wenn die letzte Kneipe geschlossen hat, die ersten Leute zur Arbeit gehen und die Vögel schon eine ganze Weile ihr Liedchen geträllert haben.
Shearwater ist die Band von Jonathan Meiberg und man sollte vielleicht nicht unerwähnt lassen, dass der Herr nebenbei auch Keyboarder bei Okkervil River ist. Die holen ja gerade alle ab, die auf schön kautzigen Post-Bright-Eyes-Indiefolk stehen. Während Meiberg dort eine eher untergeordnete Rolle spielt, darf er sich bei seinem Baby Shearwater mal so richtig austoben. Dass das dann auch noch richtig gut klingt und in keiner Sekunde den typischen Seitenprojektcharakter aufweist, dürfte bei so manchem für feuchte Augen sorgen. Warum sollte es aber auch wie ein Seitenprojekt klingen? Das hier ist Meibergs Ding und bei seinen Alben strebt er natürlich nach der selben Perfektion, wie ein Will Shef bei den bereits deutlich bekannteren Okkervil River. Lange genug um den heißen Brei herumgeredet – wie klingt „Rook“ denn nun eigentlich? Letztendlich wie die bereits genannten Zutaten vermuten lassen. Meiberg rückt als Meister der Tasten das Klavier in den Vordergrund, pflegt ebenfalls eine Liebe für Indiefolkpop, der gerne auch mal kantig sein darf und zum Schluss wird diese Mischung noch durch die ein oder andere Spielerei verfeinert. Interessant ist, dass die zehn Songs schwer entschleunigt daherkommen, sich langsam aufbauen, anmutig entwickeln und trotzdem weniger als 40 Minuten Spielzeit benötigen, um sich dem Hörer aufzudrängen. Gleich der Opener „On The Death Of The Waters“ ist recht repräsentativ für die ganze Platte. Kopfstimme und ein behutsames Klavierspiel bilden das Grundgerüst des Songs, bevor nach der Hälfte eine verzerrte Postrockgitarre reingrätscht und die unauffällige Nummer zu etwas Besonderem macht. So verhält sich das mit fast allen Stücken: Immer ist da irgendein Element, dass die Stücke unverwechselbar macht. Richtig gut gelingt das ansonsten noch bei „Lost Boys“ und dem rockigen „Century Eyes“, wobei es eigentlich wenig Sinn macht einzelne Teilchen aus diesem stimmigen Gesamtwerk herauszuschneiden. Man stelle sich vor Okkervil River und A Whisper In The Noise treffen sich im Studio, haben aber nur das Budget für zwei Tage. Das Ergebnis ist reduzierter, aber nicht minder faszinierend.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 38:17 / Indie

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