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MISC - Juni 2008 l #31

sellfish.de spezial: verschwunden und wieder gefunden

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Diesmal mit:

Celeste | please.me | Reseda | Four Tet

„Nihiliste(s)“ (Denovali Records) haben Celeste ihr Album genannt und nehmen uns mit diesem mit auf eine knapp 45-minütige Tour de Force aus Progressive Rock und Blackmetal. Wüstes Geschrei trifft auf brutales Riff-Gemetzel und kommt dabei noch nicht mal stumpf rüber. Die Botschaft ist dabei simpel und wird deutlich, wenn man den schicken Pappschuber aufklappt. Da sind sie Texte so eingefärbt, dass ein umgedrehtes Kreuz durchschimmert. Diese recht subtile Botschaft, hätte es allerdings gar nicht gebraucht. Wer sich „Nihiliste(s)“ anhört, merkt schnell, dass es sich bei den Mitgliedern von Celeste ganz offensichtlich nicht um regelmäßige Kirchgänger handelt. Die große Leistung des Albums ist, dass die zehn Stücke trotz der wenig neuen Genrezutaten doch recht frisch klingt. Monumental gut. (Sebastian Gloser)

Die Buxtehuder Band please.me legt mit ihrem Zweitwerk, der 6-Track-EP „Souvenirs" (Popup Records) ein solides Indiepop-Album ab, das gut und gerne auch mal in der Disco gelegt werden darf. Da funktioniert das sicher gut. In Sachen Songwriting ist da alles im grünen Bereich. Ohrwürmer scheinen ihre Spezialität zu sein. Dafür ist die Musik auch richtig zuckersüß geworden. Ein Album, wie eine Überdosis Zuckerwatte. So klingen die Songs wie Miles zu ihren poppigsten Zeiten. Oder Crash Tokio ohne Drive. Gemastered wurde „Souvenirs" übrigens von „Grand Hotel van Cleef"-Hausproduzent Swen Meyer. Mir ist das ganze – trotz des schräg-gewagten Kopfstimmen-Songs „Dictionary" – zu lieb, zu gefällig, zu reißbrettmäßig. Zu „heyheyhey", zu „nanana". Man summt das gerne mit. Die Gitarren tun nie weh, die Lyrics schon. Ein Hauch Kilians, ein Funken Timid Tiger. Eine einprägsame Stimme. Das Ergebnis ist ganz gut. Aber wie so vieles auf der Welt Geschmackssache. (Sebastian Zapf)

Reseda kommen aus dem Norden Schwedens und dort ist es bekanntlich draußen noch etwas dunkler und drinnen noch etwas melancholischer. Die EP „The Piano Sessions“ (Comet Records) scheint das jedenfalls deutlich unterstreichen zu wollen. Drei Stücke in 15 Minuten, die – logisch – alle von Klavier getragen werden und eine Traurigkeit an den Tag legen, die eigentlich schwer zu ertragen ist. Geht aber trotzdem gut, weil traurige Musik fast immer funktioniert. Zumindest wenn sich der Pathos in Grenzen hält und Klischees außen vor gelassen werden. Darum bemühen sich Reseda auch, schaffen es aber freilich nicht ganz. Macht nichts, ihre dezenten Pop-Entwürfe sind trotzdem schön, verraten aber noch nicht wirklich wo die Reise letztendlich hingeht. Für die nächste Veröffentlichung hat die Truppe weitere Facetten ihres Schaffens angekündigt. Wir sind gespannt. (Sebastian Gloser)

Kieran Hebden alias Four Tet hat sich mal wieder ein neues elektronisches Arbeitsfeld gesucht. Stillstand ist eben doch der Tod. Nach gesampeltem Digital-Folk und brizzelnder Electronica und aktueller Remixarbeit für Thom Yorke bewegt sich der Engländer auf dem Minialbum „Ringer“ (Domino Records) dezent in Richtung Techno, der mit Krautrock- und Afrobeat-Elementen auch noch äußerst originär daherkommt. Die Single „Ringer“ ist mit pluggernden Beats und flirrender LSD-Orgel fast ein Chill-Out-Track, bis nach acht Minuten Spielzeit kurz aber heftig das Schlagzeug loskracht. Da sollten durchaus auch einmal Postrock-Fans reinhören. Und auch die drei weiteren Tracks sind keinen Deut schlechter und funktionieren sowohl im Wohnzimmer als auch im Club-Kontext. Wer „This Bliss“ von Pantha du Prince mochte, sollte auch diese CD bzw. 2x12'' besitzen. (Christoph Dorner)


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