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Sigur Rós

Med Sud I Eyrum Vid Spilum Endalaust

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Was für ein Coverartwork: Vier nackte Gestalten, wieder Erwarten nicht die Bandmitglieder, überqueren nackt eine Straße. Etwas wacklig eingefangen, vielleicht sogar von einer Polaroid-Kamera.
Sigur Rós, einst Islands Aushängeschild für vertonte, ausufernd inszenierte Breitwand-Epen, präsentieren ihren Sound auf Album Nummer fünf tatsächlich in einer nicht gehörten "stripped down" Version. Urplötzlich, fast scheint es, entdecken die Mitglieder ihre folkigen Wurzeln, distanzieren sich selbstbewusst von der perfektionistischen, zunehmend eingängigeren Ausarbeitung ihrer Vorgängeralben. Und überraschen mit elf derart minimalistischen Independent-Variationen, dass sie mittlerweile eher in den Kontext des kleinen Reykjavik-Labels 12Tonar denn in Major-Gefilde passen dürften. Umso überraschender, als mit Produzent Flood (u.a. Nine Inch Nails, Smashing Pumpkins) eher der Mann für elektrische/eklektische Töne an den Reglern stand. Im Ergebnis stellt "Med Sud I Eyrum Vid Spilum Endalaust" (was zu Deutsch etwa so viel bedeutet wie "Mit einem Rauschen in den Ohren spielten wie endlos") nun also nicht nur für die Künstler, sondern auch den Produzenten eine neue Facette auf der Visitenkarte dar. Neben vereinzelten euphorischen Momenten markiert "All Alright" zum Ende dann den ersten Song in englischer Sprache - Ein Indiz, wohin die musikalische Reise weiter führen wird? Immerhin wurde die Platte erstmals außerhalb der Heimat aufgenommen. Selbst wenn ich diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte: Nach 14 Jahren war es wohl einfach an der Zeit, das eigene Konzept kritisch unter die Lupe zu nehmen. Nun also Sigur Rós in einer zeitgemäßeren Variante - ohne freilich typische Trademarks gänzlich aus dem Fokus zu verlieren oder musikalischen Trends hinter her zu schielen. Eine mutige, mehr als respektabel gelungene Vorstellung.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 55:42 / Postrock

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