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Tricky

Knowle West Boy

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Ich habe mich nie mit Trip-Hop beschäftigt, außer gerade jetzt. Keine Angst, es folgt nun keine halbgare Erklärung des Musikstils, denn diesen Fehler begeht man ja gerne mal, dass man frisch Gelerntes gleich weitergeben will und dabei aus dem Holpern und Stolpern nicht mehr rauskommt. Konzentrieren wir uns deshalb lieber auf die 13 Songs, die Tricky auf seinem neuen Album „Knowle West Boy“ versammelt hat.
Da ist zunächst festzuhalten, dass er es geschafft hat sich an einer schier unendlichen Liste an Genres abzuarbeiten, diese zu vereinen, in seine Bauart von Trip-Hop zu integrieren und dabei trotzdem nie das Ganze aus den Augen zu verlieren. Ein Großteil der Songs auf „Knowle West Boy” klingt nach schwerer Bastelarbeit und trotzdem vermittelt das Album den Eindruck, als hätte Tricky die Songs am Stück aufgenommen, wie eine ganz gewöhnliche Band, die in zwei Wochen Studiozeit ihre Stücke einspielt. So ist es wahrscheinlich nicht gelaufen, aber man kann es ja mal unterstellen. Egal ob Tricky an „Knowle West Boy” nun drei Wochen, drei Monate oder drei Jahre saß – immerhin datiert sein letztes Studioalbum von 2003 – es ist eine bemerkenswerte Leistung mit einer spielerischen Leichtigkeit Rap, Dub, Hip Hop, Downbeat, Blues, Country und noch so viel mehr zu vereinen. Tricky selbst lehnt die Bezeichnung ‚Trip-Hop’ ab und tatsächlich könnte man seine Musik ja auch einfach als Pop bezeichnen. Pop natürlich im Sinne von populär. Denn das ist Tricky bis heute, selbst wenn die Veröffentlichungspausen inzwischen größer werden und es etwas ruhiger geworden ist um den Herren, der Mitte der 90er ein Genre unbewusst mitbegründet hat. Pop, weil Tricky musikalisch vereint und gleichzeitig textlich spaltet. „Knowle West Boy” ist ein wütendes Album, auch wenn das nicht immer so rüberkommt. Beim Opener „Puppy Toy“ stolpert jemand durch einen Saloon, in der Ecke klimpert ein Klavier und irgendwo malträtiert jemand eine Gitarre mit fiesen Bluesriffs. Erst gibt es Whiskey, danach Gras, denn „Bacative“ orientiert sich eher an Jamaika, denn an staubigem Wüstenexzess. Ein ganz schöner Hit ist das. Mit ein paar Uptempo-Passagen – für Tricky-Verhältnisse – und Countryslidegitarre im Hintergrund. In diese Kerbe schlägt ganz zum Schluss auch noch einmal das erstaunliche „School Gates“, nachdem in der Zwischenzeit mit „Joseph“ meditiert, mit „Council Estate“ randaliert und mit „Slow“ getanzt und Kylie Minouge gecovert wurde. Noch einmal: erstaunlich.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 39:51 / Trip-Hop

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