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(RZA as) Bobby Digital l Nas

Digi Snacks l Untitled

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Mit seinem Alter Ego Bobby Digital musste der Wu Tang Clan-Chefdenker schon jede Menge Hiebe einstecken. Und angesichts des Coverartworks der neuesten Episode seines Comic-Helden bekommt man nicht gerade das Gefühl, diesem Trend würde entgegen gesteuert werden. Auch im Falle Nas scheint der Weg, ein „selbstbetiteltes Album“ zu veröffentlichen, eher als Griff nach dem letzten Strohhalm denn ein Anknüpfen an vergangene Leistungen.

Dabei muss man ehrlicher Weise zugeben, dass "Digi Snacks" den RZA endlich einmal wieder in guter, zumindest besserer Verfassung präsentiert. Das formidable letzte Werk des Clans mag da schon ein Hinweis gewesen sein. Und so weiß der Mix aus Pop ("Long Time Coming"), Spoken Word-Interludes sowie des öfteren beeindruckend experimentellen HipHop-Wurzeln („Drama“) über weite Teile durchaus zu gefallen. Der kürzlich zum viertbesten Produzenten aller Zeiten gekürte Künstler, dessen bürgerlicher Name Robert Diggs lautet, liefert zwar nicht sein Meisterstück ab. Stellt aber ein ums andere Mal unter Beweis, dass er auch mit minimalistischsten Mitteln in der Lage ist, kleine Ohrwürmer ("Up Again", "You Can't Stop Me Now") zu kreieren. Eine ziemlich potente Gästeliste, darunter George Clinton sowie abermals John Frusciante, war übrigens auch diesmal unvermeidbar. Zumindest mit Thea, die hier zwei Tracks mit ihrer vehement an Roisin Murphy erinnernden Stimme veredelt, lässt der RZA tatsächlich aufhorchen. Zwar hätte es weder der überlangen Spielzeit (dabei dachte ich angesichts des Titels eher an ein Snippet…) noch der beiden Europa-Bonustracks (vom „Afro Samurai Soundtrack“) bedurft; und selbst das magere Booklet stellt einen Kritikpunkt dar. Doch weil es unter den 16 Tracks - neben dem in dieser Serie leider obligatorischen Mittelmaß - endlich wieder ein paar wirklich vernünftige Tracks zu hören gibt, wollen wir gerne Gnade walten lassen.

… und schütteln Sekunden später den Kopf, dass im Falle Nas exakt (!) das gleiche Sample für den bis auf ein (!!) Detail gleich betitelten Song verwendet wurde: „You Can’t Stop Me Now“ wird zu „You Can’t Stop Us Now“. Und greift in beiden Werken auf The Whatnaut’s Exzerpt aus “Message From A Black Man” zurück – was damit eine enorm ähnliche Strophe und den exakt (!!!) gleichen Refrain ergibt. Ziemlich verrückt; vor allem weil man angesichts der ähnlichen Release-Dates keinem der beiden Interpreten Abkupferei vorwerfen könnte. Vielleicht nur das Indiz, in Zukunft ´mal wieder etwas tiefer nach verschollenen Soundfiles zu wühlen… Dass er mit altem Minimalismus noch Akzente setzten kann, zeigt Nas dafür gleich im Opener "Queens Get The Money": Keine Drums, nur zwei gegenläufige Piano-Parts plus die Raps von Nasir Jones sorgen für den typischen Vibe, welcher „Illmatic“ seinerzeit zu einem Klassiker machte. Das lahme "Make The World Go Round" mit seinen schlechten Synths und Soulvocals dagegen stehen für die zahlreichen negativen Seiten dieses neunten Longplayers. Gleiches gilt für die Crossover-Gitarrenriffs aus "Sly Fox" - sowas will ich im Jahr 2008 einfach nicht mehr hören; und schon gar nicht von einem der Besten des Genres! Mit der Obama-Wahlkampfhilfe „Black President“ endet ein Werk, welches als Statement gedacht war – und leider als derbe Enttäuschung endete.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 75:28 / HipHop
Bewertung: 5 von 10 Sternen / Spielzeit: 54:10 / HipHop

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