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Sahara Hotnights l Shooting John

What If Leaving Is A Loving Thing l Happiness +/-

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Laute, gutgelaunte Mädels – bedächtige, melancholische Jungs: In Skandinavien ticken die Uhren etwas anders als im Rest der Welt. Aber musikalisch wird, wie hier aus Schweden, immer noch Monat für Monat bemerkenswertes exportiert.

Ja doch, Kommentare über das Aussehen der vier Schönheiten aus Umea können eigentlich nicht ausbleiben: Schließlich präsentieren sich die Sahara Hotnights auf dem Frontcover wie direkt aus einem Model-Casting. In ihrer Heimat sind sie jedoch, trotz lediglich vier Alben in einer ganzen Dekade, nicht nur aus derart oberflächlichen Gründen längst Superstars: Dieses Quartett definiert quasi mit jedem Album den Begriff „Catchyness“ auf’s neue. Mit "What If Leaving..." setzt frau nun via Bad Taste Records - der bewährten Heimat von u.a. Danko Jones, Looptroop und Logh - zum Sprung auf Resteuropa an. Wer dachte, anhand der vorab veröffentlichten, mitreißenden Single "Cheek To Cheek" sei bereits das Ende der Hymnen-Fahnenstange erreicht, irrt: Unter den zehn Tracks findet sich mindestens eine Handvoll weiterer potentieller Hits zwischen Power-Pop, Rock'n'Roll und Dancefloor-kompatiblem Indierock. Riot Grrrl geht zwar anders. Stattdessen gibt dafür sicherlich die Produzenten-Hand von Björn Yttling, der als Trio mit Peter and John ja selbst fortwährend Erfolge feiert, eine seriöse Chart-Garantie. Oder ihr jahrelanger Fan Dave Grohl. Ein bestätigter Supportslot für Sugerplum Fairy in diesem Herbst bei uns sollte schließlich den Rest erledigen...

Stimmungswechsel, Ortswechsel. Aus dem Süden Schwedens, genauer Malmö, stammen Shooting John, die vor gar nicht so langer Zeit als Trio starteten. Im Booklet machen es sich mittlerweile gleich fünf Herren und eine Dame bequem. Mögen ein Teil davon nur temporäre Wegbegleiter sein – allein die ausgewählten mehrstimmigen Gesänge in den behutsam instrumentierten Stücken sind eine Wohltat. „Happiness +/-“ wurde in der eigenen Heimat bereits im letzten Jahr veröffentlicht, die Neuauflage ihres Debüts bei uns bringt es dafür auf zwei Bonustracks. Sicher, die auf Basis von Americana, Singer-Songwriter und einer Prise Folk kreierte Musik mag keinen Innovationspreis gewinnen. Ein derartiges Ziel war aber wohl auch niemals anvisiert: Vielmehr schütten uns hier Gitarrist Martin Björk und der charismatische Sänger Peter Gravlund ihre Herzen aus: Unterstützt von Rhodes, Piano, ein paar Streichern sowie zahlreichen anderen, überwiegend akustischen Farbtupfern. Die elegante Melancholie, welche über 50 Minuten verbreitet wird, weckt phasenweise liebgewonnene Erinnerungen. Doch nein, Shooting John sind (noch) nicht die neuen Midnight Choir. Das wäre zu viel der Mutmaßung angesichts dieses gelungenen, jedoch noch nicht vollkommen schlüssigen Debüts. Immerhin hatten Glitterhouse Records schon einen Blick auf das Trio geworfen und die Schweden zum diesjährigen Orange Blossom Festival eingeladen. Was durchaus einem ersten Adelsschlag gleich kommt.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 37:35 / Rock'n'Roll
Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 49:52 / Americana

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