Wegweiser durch sellfish.de

independent online music  |  info@sellfish.de

Benji Hughes

A Love Extreme

benjihughes-2cd.jpg

An anderer Stelle, genauer bei Ben Weaver, ging es hier erst kürzlich um Männer mit Bärten. Mit Benji Hughes will ich diese schöne Tradition gerne fortsetzen. Passt auch prima, denn sein musikalisches Output nimmt sich in Punkto sympathischer Verschrobenheit kaum etwas.
So wurde "A Love Extreme" gleich als dekadentes Doppel-Album im Digipak veröffentlicht, wenngleich die Gesamtspielzeit mühelos auch auf einem regulären Longplayer Platz gefunden hätte. Die 25 Tracks allerdings sind deutlich weniger in Singer-Songwriter-Konventionen verhaftet. Stattdessen bedient sich der Herr aus North Carolina bei diversen Elementen der Pop-Historie und weiß dabei neben seiner rechten Hand Keefus Ciancia stets auch ein paar Effektgeräte an seiner Seite. Die organische Atmosphäre seiner Musik bleibt davon zwar ungestört - schließlich stehen zudem reichlich Gastmusiker parat - es betont aber dennoch, dass wir es hier nicht etwa mit einer Band sondern einem herrlich egomanischen Solowerk zu tun haben. Als sympathischer Verlierer schleift Hughes die Zuhörer durch sein (Nacht-)Leben. Und in den dabei inszenierten Taumel aus Euphorie und Melancholie lässt man sich gerne mitreißen. So eine Prise Rivers Cuomo blitzt dabei nicht nur sporadisch durch: "You Stood Me Up" könnte glatt als besserer Weezer-Song neuerer Generation durchgehen, dito „Tight Tee Shirt“. Dennoch sind die Lebensfunktionen des Protagonisten hörbar vitaler: Hier hat jemand seine Karriere noch vor sich und mit „A Love Extreme“ einen potenten Grundstein dafür gelegt. Ob der Troubadour jetzt wirklich etwas daraus macht, bleibt abzuwarten. Schließlich scheint sein Auftreten nur unwesentlich von der Unberechenbarkeit seiner Musik abzuweichen. Und wer weiß, ob dieses Doppelalbum in Zukunft nicht nur als charmanter Beck-Spin Off, sondern gar als Klassiker gehandelt wird.

Bewertung: 7 von 10 Sternen / Spielzeit: 68:29 / Pop

Autor:





ERROR!