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The Rascals

Rascalize

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Nun rückt also auch Miles Kane mal raus mit der Sprache. Miles Kane? Richtig, das ist die eine Hälfte der Last Shadow Puppets. Die haben auch erst dieses Jahr ihr bezauberndes Debüt vorgelegt, nur dass die andere Hälfte – Arctic Monkeys-Frontmann Alex Turner – zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Alben mit seiner Hauptband raus in der Welt hatte. Bei Kane läuft das nun eben umgekehrt: Erst das Nebenprojekt, dann hoffentlich zwei Rascals-Scheiben in kurzer Zeit.
Album Nummer Eins verspricht jedenfalls eine rosige Zukunft. Vor allem für die geneigte Hörerschaft, aber natürlich auch für die Band - zumindest wenn die Damen und Herren beim englischen Revolverblatt NME das nächste mal etwas großzügiger mit Lobeshymnen um sich werfen. Auf der Insel gab es nur six out of ten, hier gibt es null Punkte für Einfallsreichtum, dafür aber acht auf die Umsetzung. Dynamische Rock n’ whatever-Bretter wie „Bond Girl“, „The Gloriefied Collector“ oder „Does Your Husband Know That You’re On The Run?“ (allein der Titel!) haben nämlich alle etwas, was den meisten artverwandten Veröffentlichungen der letzten Jahre, abging: Charakter. Da rumort der Bass, wie ein unruhiger Hund an der Kette, da entwickelt das Schlagzeug nicht selten ein Eigenleben und Miles Kane nimmt sich an Gesang und Gitarre zum Glück alle Freiheiten, die er braucht. Beim Gesang muss man slangbedingt und sicher nicht nur wegen den Last Shadow Puppets natürlich immer mal wieder an Alex Turner denken, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut, auch wenn Arne Zank zurecht bemängelt, dass Miles Kane seine Texte ein bisschen zu deutlich vorträgt. Das hätte man sich irgendwie dreckiger gewünscht. Zum Glück legen The Rascals diesen Perfektionismus aber ab, wenn es um ihre Musik geht. „Rascalize“ ist druckvoll, stellenweise bombastisch, aber zum Glück nicht glatt produziert. Das erinnert durch die ständigen Tempi-Wechsel fast schon ein bisschen an The Libertines, nur dass hier eben alles nicht so abgefucked klingt, was vielleicht daran liegt, dass die Rascals ihre Vorbilder nicht wie Doherty und Barât im 70er-Punk gefunden haben, sondern eher im Prä-Psychedelic-Rock der 50er und 60er, wo Dilettantismus noch lange nicht (so sehr) in Mode war. Besonders neu klingt deshalb auch fast nichts auf „Rascalize“, das ist retro durch und durch, nur eben auch richtig richtig gut. Natürlich könnte man sie deswegen auch als reine Kopisten verurteilen, die schamlos die Plattensammlung ihrer Eltern mit den jüngeren Alben von The Coral kreuzen, aber wenn dabei ein Ergebnis wie „Rascalize“ herauskommt, sollen sie ruhig weiter klauen. Wir wissen schließlich nicht erst seit „Gegen den Strich“: Talent borrows, genius steals.

Bewertung: 8 von 10 Sternen / Spielzeit: 37:31 / 60ies-Rock

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