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Dungen
Ta det lugnt
Keine Seltenheit eigentlich ein Album zu besprechen, bei dem man den Text nicht
versteht. Im Monat erreichen uns hier so einige finnische Death Metal Alben
oder New Yorker Hardcore Bollwerke, da versteht man oft kein Wort, obwohl die
Bands auf Englisch singen. Diese Platte ist trotz Sprachbarriere eine Ausnahme.
DUNGEN ist oder vielmehr war eine Ein-Mann-Band, trägt den bürgerlichen
Namen Gustav Ejstes, kommt aus Schweden und ist gekommen, um uns mal ordentlich
das Gehirn durchzupusten. Mission gelungen kann man nach der knappen Stunde
Spielzeit sagen. DUNGEN ist das schwedische Wort für Gebüsch und generell
wird man dieses Album sowohl mit Natur, im Speziellen Wälder und Gras verbinden.
Denn mit seiner Mischung aus Kraut-Rock, 60ies Rock und schwedischer Volksmusik
kommt der Multiinstrumentalist anscheinend mit jeder Menge Qualm im Kopf direkt
aus dem schwedischen Unterholz. Gleich der Opener „Panda“ haut einen
so von den Socken. Mit was für einer Dringlichkeit hier vorgegangen wird.
Erst ein kleines Riff-Feuerwerk und dann Harmonie bis zum abwinken, man fühlt
sich etwas an die norwegischen KAIZERS ORCHESTRA erinnert. Aber auch nur für
einen Moment, denn dann haut einem der Typ schon wieder alles um die Ohren,
was THE DOORS drauf hatten und an die Erben weitergegeben haben. Gitarrengeknödel,
ausufernde Jams, aber alles noch im Rahmen der Belastbarkeit. Kein Lied endet,
wie es begonnen hat. Hier ein Querflötensolo, dort Streicher, die einen
völlig verwirren und an schlechte 80er Haarspray-Hardrockbands erinnern
lassen, nur um dann gleich wieder in bester BEATLES-Manier um die Ecke zu poltern.
Fast alles findet hier seinen Platz. Die Melodiebögen bei „Festival“
eine Pracht und immer kann sich ein Song noch steigern, um dann mittendrin ein
absurdes Klavierstück hervorzubringen. Die Platte hätte auch gut nach
Saddle Creek gepasst. Schade nur, dass dem guten Gustav und seinen Mitmusikern
irgendwann etwas die Puste ausgeht und sich die Platte zu sehr in seinen wirren
Jams verliert; das macht anfangs Spaß und wird leider zeitweise nervig.
Trotzdem kann das den überraschenden, hervorragenden Gesamteindruck nicht
schmälern. Und nachdem Gefühle und Stimmungen international sind,
tut das mit der Sprache auch keinen Abbruch - im Gegenteil, der Exotenbonus
kommt hier voll zum Tragen.
/ Spielzeit: 53:23 / Stil
Sebastian Gloser