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Pawnshop Orchestra
Vaudeville
„Es hat alles keinen Sinn“ singt Daniel Decker aka PAWNSHOP ORCHESTRA
in „Ein Wunsch“. Und auch wenn das manchmal so richtig klingt, wenn
man die Welt betrachtet, ist man trotzdem froh, dass diese Textpassage eine
Ausnahme in Sachen Weltschmerz darstellt, denn meistens geht es auf „Vaudeville“
zwar um die nachdenklichen Momente im Leben, aber nie ohne den so wichtigen
Hoffnungsschimmer und Blick nach vorne. Daniel Decker ist der Komponist dieser
elf vorliegenden Songs, sowohl Musik als Texte stammen von ihm, doch glücklicherweise
hat er seine Band nicht einfach Daniel Decker genannt, wie das im Moment so
viele tun, die ihren Eigennamen zum Bandnamen machen. Die Idee ist doch eigentlich
von gestern und schließlich macht das ja auch Sinn, denn auf „Vaudeville“
gibt es einige Mitmusiker an Bass, Piano oder Schlagzeug (Florian Dürrmann
von KANTE) zu hören, die dieses an sich recht schlichte Werk zu einem abwechslungsreichen
machen. Irgendwo zwischen Folk, Country und Indiepop verliert sich dieses Album,
was vorher vielleicht mal als singer-songwriter-pop bezeichnet werden konnte.
Reduziert und manchmal trotzdem so druckvoll und voluminös, wie beim Opener
„Drei Wünsche“, wo die Stimme nach oben geht und die Instrumente
mitziehen. So ein Album ist nicht einfach, zu viele befindlichkeitsfixierte
Möchtegern-CONOR OBERSTs gab es in letzter Zeit aus Deutschland. Die jammern
und vielleicht ganz nett Gitarre spielen können, aber nie verstanden haben,
worum es bei ihren Vorbildern BOB DYLAN oder CONOR OBERST geht. PAWNSHOP ORCHESTRA
oder eben Daniel Decker sind da anders. Natürlich geht es hier auch um
das Zweifeln und das Scheitern, aber er „weiß, dass es weitergeht“
und teilt uns das in einer sehr sympathischen Weise mit. Mal ruhiger und zurückgelehnter,
mal flotter wie bei „Manchmal“ oder der ersten Single „Auf
unbestimmte Zeit“. So viele gute, unpeinliche Gedanken wie in „Bei
dir“ oder „Wenn du weißt“ gab es schon länger nicht
mehr. Das ist sowohl musikalisch als textlich ein anspruchvolles Werk, das durch
seine Schlichtheit glänzt und dabei immer weiter wächst. Wieder einmal
ein Fall, wo nicht viel anders, aber eben einiges besser gemacht wurde!
/ Spielzeit: 42:16 / Songwriter-Pop
Sebastian Gloser