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Hell Is For Heroes

Der etwas andere Newcomer

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"the neon handshake" heißt das debütalbum der engländer von HELL IS FOR HEROES und ist meiner bescheidenen meinung nach schon jetzt eines der heißesten anwärter auf den titel "album des jahres". ähnlich geht es wohl auch der britischen presse: der terminkalender der fünf ist eng gedrängt, weshalb es gar nicht so leicht war, eines der bandmitglieder an die strippe zu bekommen.
letztlich klappe es aber doch und ich hatte einen bestens gelaunten joe birch am telefon, dessen zuständigkeitsbereich normalerweise das schlagzeug ist.
und weil der gute während unseres gespräches gerade einen spaziergang durch seinen londoner stadtteil machte, musste ich leider auch gelegentliche störungen durch die sirene vorbeifahrender polizeiwagen in kauf nehmen... abgesehen von diese hürde gab es aber jede menge interessanten gesprächsstoff und schließlich die erleichternde feststellung, dass meine derzeitige lieblingsband auch jenseits von ihrer musik einiges zu sagen hat.


joe, das erste was ich hier von euch - noch vor euerem album - zu hören bekam, war, dass ihr den "kerrang newcomer of the year"-award gewonnen habt. wie sind denn die reaktionen auf euer debüt ansonsten ausgefallen?

wir sind ja schon seit zwei jahren kontinuierlich unterwegs und hatten durch support-shows schon eine ordentliche anzahl an fans. als dann vor ein paar wochen das album erschien, war das schon eine große sache. es kam deutlich besser an, als wir zu hoffen gewagt hatten. es steckt nach all den konzerten und singles viel arbeit in der scheibe, die sich jetzt zu unserer freude auszuzahlen scheint. die konzerte jedenfalls werden immer größer...

mich würde interessieren, wer genau hinter HELL IS FOR HEROES steckt. kannst du die einzelnen mitglieder der band in ein paar worten charakterisieren?

gerne. unser sänger justin schlosberg wurde in südafrika geboren und hat eine sehr interessante familiengeschichte. er stieß als letztes zur band, schreibt die texte und ließt jede menge bücher; zum beispiel die veröffentlichungen von noam chomsky. er ist ein sehr intelligenter bursche, der aber auch mal ganz gerne etwas trinkt. der rest von uns, dass sind noch fin (bass), tom (gitarre), will (gitarre) und ich, hat sich vor über zehn jahren in der schule kennengelernt. wir kommen alle aus london. fin ist eher der ruhige typ, der aber auch ganz schön was auf dem kasten hat. will und tom haben beide jede menge kreative ideen, die sie in unsere musik einbringen. tom ist übrigens ein großer BLACK SABBATH-fan. mit 14 haben wir all die amerikanischen bands gehört: FUGAZI, MINOR THREAT, DEFTONES, SMASHING PUMPKINS. vor drei jahren haben wir dann angefangen, in einem studio in westlondon zusammen zu jammen. durch einen freund haben wir dann justin kennengelernt.

ich habe mir vorhin euere homepage angeschaut und dabei auch einige politische statements gefunden. wie wichtig ist dieses thema für HELL IS FOR HEROES?

ich würde nicht sagen, dass wir eine übermäßig politische band sind. wir wollen einfach zu einigen themen unsere standpunkte klarstellen. wir glauben an die freiheit des individuums und wollen niemandem vorgeben, was er zu denken hat. wenn uns leute nach unserer meinung fragen, bekommen sie die natürlich. nimm' das beispiel irak und die extreme britische haltung in diesem konflikt: meiner meinung nach sind keineswegs alle informationen ans tageslicht gekommen, was die wahren intentionen von amerika und großbritannien sind. ich habe gerade ein buch mit dem titel "the new rulers of the world" gelesen, was mir die augen in vielerlei hinsicht geöffnet hat. wir sind in einem neuen zeitalter des imperialismus angekommen, wie es ihn in der geschichte der briten ja schon eimal gab. das ganze ist natürlich auch thema in unseren songs - aber eben nicht ausschließlich.

ich frage mal ganz konkret nach meinem lieblingssong "few against many": worum geht es da?

da geht es eigentlich ganz wörtlich um das thema "minderheiten gegen mehrheiten". es spiegelt ein bißchen das gefühl wieder, unter welchen bedingungen wir das album gemacht haben. wir waren auf uns alleine gestellt und hatten nicht viele fans. ich denke, man kann dazu aber auch einen ganz persönlichen bezug haben. es gibt oft diese situationen, in denen man meint, funktionieren zu müssen und es den anderen recht zu machen. "few against many" ist eines von mehreren stücken auf "the neon handshake" in dem es darum geht, das 'selbst' zu stärken: höre auf dein herz und tu das, was du für richtig hälst.

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euer label will euch gerne in eine schublade mit KORN und anderen nu-metalbands stecken.

naja, ehrlich gesagt gehören die nicht unbedingt zu unseren einflüssen. sie machen zwar auch aggressive musik, aber dieses rap-ding ist nicht das, wo wir herkommen. auf der anderen seite waren wir mit PAPA ROACH auf tour und das war wirklich großartig für uns. als band ist es uns natürlich am liebsten, wenn unsere songs beachtung finden und wir nicht einfach in eine bestimmte schublade gesteckt werden. genial wäre es, wenn die leute auch nach zehn jahren anstelle von "oh nein, nu-metal" noch sagen würden: "das klingt frisch und relevant".

als einzigen offensichtlichen einfluss würde ich bei euch QUICKSAND dulden...

...ah, wir sind definitiv fans dieser band. "manic compression" war ein wahnsinnsalbum. genauso aber auch GORILLA BISQUITS und die ganze old school-schiene. diese bands haben gemacht was sie wollten, ohne dabei regeln zu befolgen oder zwanghaft innovativ zu sein. mit "the neon handshake" konnten wir uns den traum erfüllen, ein album ganz nach unseren wünschen zu machen. wir mußten niemandem gefallen.

ein weiterer interessanter punkt an euerer scheibe ist die brillante produktion. dafür seid ihr ja extra nach schweden geflogen, richtig?

ja. aufgenommen haben wir die tracks aber in dem studio in los angeles, in dem schon NIRVANA, RAGE AGAINST THE MACHINE und SYSTEM OF A DOWN zu gange waren. dann ging es nach schweden, wo wir die sachen mit pelle henricsson und eskil lövström abgemischt haben. die beiden waren auch für "the shape of punk to come" von REFUSED zuständig, von denen wir allesamt große fans sind. den kontakt haben wir über das internet hergestellt. die beiden sahen dann ein konzert von uns und waren scheinbar recht angetan. wir haben danach was getrunken und uns über musik unterhalten. da hat es geklickt und wir beschlossen, zusammen zu arbeiten. sehr zum leidwesen unseres labels übrigens, die lieber ein fettes amerikanisches mastering gehabt hätten. am wichtigsten war uns jedoch, das live-gefühl zu transportieren... und etwas besseres als wie es jetzt lief, können wir uns für unser debüt einfach nicht vorstellen.

"the neon handshake" wird dieser tage bei uns veröffentlicht. ich hoffe, dass ihr euch dann auch live hier blicken lasst?

unsere agentur bucht wohl diese woche ein paar auftritte in deutschland. wir freuen uns tierisch darauf, denn als wir letztes jahr mit PAPA ROACH bei euch waren, war das eine großartige erfahrung - schließlich waren wir in den ganzen städten noch nie gewesen. es macht einfach spaß, neue orte kennenzulernen und leute zu treffen. aber auch die publikumsreaktionen bei den shows waren wirklich herzerwärmend. darum sollten auch unsere eigenen konzerte dieses jahr super werde - unabhängig ob 50 oder 200 leute anwesend sind. es wird wohl auf ein halbes dutzend konzerte bei euch herauslaufen.

wie sieht es mit der weiteren planung bei euch aus. stehen irgendwelche videoclips oder etwa schon das zweite album an?

ein guten kumpel von uns, der auch das artwork für die singles und das album machte, war bei den aufnahmen dabei und hat dort fleißig gefilmt. inzwischen gibt es etwa 40 stunden material von uns in allen möglichen situationen. daraus sollte in bester BON JOVI-manier eine schöne kleine dvd mit jeder menge unsinn darauf entstehen, haha. nein, ernsthaft, im nächsten jahr wollen wir einfach so viel wie möglich live spielen. wenn alles klappt sogar bei "rock am ring" und "rock im park".


Michael Streitberger


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