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Platten für den Sommer 2006

Musik für den kommenden Urlaub...

 

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Man kennt das ja, wenn man einen Tag vor Abreise in den Sommerurlaub die Tasche packt und dann daran verzweifelt, welche Platten man noch unbedingt mitnehmen will. Der MP3-Player ist bereits voll und der Rucksack eigentlich auch schon, aber sie müssen einfach mit, die Neuentdeckungen und die Klassiker sowieso. Am liebsten würde man ja eh das komplette CD-Regal eintüten, um dann zu jeder Situation das passende Album zu haben. Für jeden schönen Moment den richtigen Soundtrack.
Weil das aber sowieso unmöglich ist, haben sich ein paar Redakteure die Mühe gemacht ihre Lieblingsplatten aufzuschreiben. Egal, ob für den Urlaub auf der Insel, auf dem Berg oder zu Hause auf dem Balkon oder im Freibad.
Hier kommen sechs Beiträge mit Essays über die Weakerthans, Tomte, Thermals, Jan Delay, Badly Drawn Boy, Broken Social Scene, Jet Black und so viele mehr...


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Der Begriff und die Auszeichnung Sommerplatte ist ja immer ein zweischneidiges Schwert. Klingt es doch sehr nach seichtem kurzlebigen Indiepop. Mojave 3 haben damit allerdings nichts zu tun. Außer vielleicht mit Indiepop, wenn man es mit Schubladen hat. „Puzzles Like You“ ist erst wenige Wochen alt und trotzdem jetzt schon ein heißer Kandidat für die Alben, die den Sommer prägen und im Herbst immer noch wunderbar wirken werden, wenn wieder die Melancholie einzieht. Von der überaus tanzbaren Hymne „To Hold Your Tiny Toes“, über die wunderschöne Single „Breaking The Ice“ bis hin zu Perlen, Perlen, Perlen... Folk, Pop, Country, Indie. Alles und viel davon. Für die Fahrt zum Strand, zum gemeinsamen Abendessen im Garten und zum leichten Wegdösen mit der Flasche Wein auf der einen Seite und deinen Freunden auf der anderen Seite.

Die lauten Momente sollte man auch im Sommerurlaub nicht zu Hause lassen. Und wer es schafft den Spagat zwischen morbidem Humor, ironischem Gothic-Touch und tonnenweise Punkrock-Hits verletzungsfrei aufs Parkett zu legen, der darf nicht fehlen. Auch drei Jahre nach Veröffentlichung und einem spitzen Nachfolgeralbum hat „Good Mourning“ nichts an seiner Klasse verloren. Das Alkaline Trio hat sie: die Hits, die Tricks und den Witz. „That said we’ve had enough / please turn that fucking radio off“ heißt es da und deswegen wird die Fahrt zu 99% mit Mixtapes und CDs bestritten. Das Autoradio wird schweigen und nicht einmal die Staumeldungen werden uns erreichen. Hören wir „Good Mourning“ eben noch einmal mehr.

Ein Nationalgefühl wollen sie uns spätestens wieder seit der WM einreden. Und irgendwann fühlt man sich müde vom dagegen Anreden und ist traurig, dass der Mist anscheinend nie aufhört. Ich bin nicht stolz Deutscher zu sein - warum auch? Ich bin lediglich hier geboren und da passt es dann schon besser, wenn Jan Delay sagt „Alles für Hamburg, nichts für Deutschland!“. In meinem Fall dann „Alles für Nürnberg“, aber nicht mal das würde mir einfallen, außer wenn ich gerade in der Nordkurve im Frankenstadion stehe. Der einzige Funken Lokalpatriotismus, der bei mir aufkommt, ist wenn The Robocop Kraus in irgendeiner x-beliebigen Stadt auf diesem Planeten spielen und gefeiert werden. Weil man sich dann freut, dass eben nicht London, New York oder Berlin auf dem Thron sitzen, sondern das im Vergleich strukturarme Nürnberg. Diesmal kommt mit „Tiger“ der Klassiker mit und dabei fällt einem wieder ein. The Robocop Kraus stammen nicht mal aus Nürnberg, sondern aus Hersbruck und schon ist auch der letzte Funken Lokalpatriotismus Schall und Rauch. Zum Glück.

Tomte
werden auch mit dabei sein. Alleine schon deswegen, weil mich keine andere Band in den letzten fünf Jahren mehr geprägt hat, aber auch weil ich drei von den fünf Menschen mit denen ich in den Urlaub fahren werde durch Tomte kennen gelernt habe. Wenn man eine Band über eine lange Zeit verfolgt, fällt es einem oft schwer die nächsten Schritte mitzugehen, die Band mit anderen Leuten zu teilen. Bei Tomte fällt das nur selten schwer und auch wenn mir „Eine sonnige Nacht“ und teilweise auch „Hinter all diesen Fenstern“ immer mehr bedeuten werden, „Buchstaben über der Stadt“ ist einfach zu schön, um es zu ignorieren und nicht zu lieben. Nach diesem Urlaub und nach diesem Sommer werden Menschen gehen und zumindest geografisch nicht mehr in meiner Nähe sein. Menschen, für die der Begriff „gute Freundschaft“ eine bodenlose Untertreibung wäre. Es wird weh tun und sicherlich die Gefühle im kommenden Herbst dominieren oder wenigstens mitbestimmen. „Was den Himmel erhellt“ ist dafür der Soundtrack, genau wie es interessant sein wird, ob man „New York“ fühlen kann, ohne je dort gewesen zu sein. Die Frage wird sein, ob sich New York auch in ein kleines Nest in der Bretagne transportieren lässt. Ich glaube fest daran.

Seachange
ist auch so eine Band, die fast alle MitfahrerInnen miteinander verbindet. Spätestens seit dem Immergut-Auftritt 2004. Diese Band kann man nicht nur gut finden, man muss sie lieben. Wegen ihrem Debütalbum sowieso und wegen „On Fire, With Love“ erst recht. Eine Band bei der es sich lohnt genauer hinzusehen, ihre Schritte zu verfolgen. Seachange sind laut und leise, Noise und Pop. Sie sorgen für Euphorisch und fangen dich in der nächsten Depression auf. Gut, dass die Deutschlandtour im Frühherbst schon gebucht ist und man mit Semesterferien an der Seite hoffentlich noch möglichst viele Auftritte sehen kann. Nach dem Urlaub beginnt wieder ein neuer Zeitabschnitt, Seachange werden den alten mit dem neuen verbinden und es gibt weiß Gott schlechtere Anknüpfungspunkte.

Wenn nicht diese, welche dann? Könnte man fragen, wenn man „Ozona“ von Goldrush ins CD-Case steckt. Als vor einem Jahr die Promo eintrudelte war bald klar, dass das verdammt noch mal brillant ist und ähnlich wie bei Mojave 3 sowohl perfekt im Sommer und im Herbst passt. Dann kam die Idee auf, die Band zu buchen, dann ging der Bus kaputt und den Rest kennt man ja. Umso schöner, wenn die Band kurze Zeit später dann doch noch live in deiner Stadt spielt und zum zweiten Mal in deinem Bett und auf deinem Fußboden schläft. Eine Band, die sich nicht zu schade ist, jedes Mal total verkatert Wohnzimmerkonzerte zu spielen und der man wünscht, dass sie mit ihrem nächsten Album im kommenden Herbst endlich den verdienten Erfolg bekommt.

Es gibt Bands, die will man überall mal gehört haben. Egal, wo es einen hinverschlägt. Zu Hause ging es los, als man sicht die Platte kaufte, in der ersten eigenen Wohnung ging es weiter und dazwischen will man diese Bands am Strand hören, im Auto, auf einem Berg, in der Großstadt, im Park, einfach überall. Sigur Ròs gehören bei mir dazu. Damals die Rettung, als ich in der 13. Klasse meine Facharbeit schrieb, weil es die einzige Musik war, die ich zum Arbeiten hören konnte. Beim Abitur wurden sie wieder eingelegt und seit Studienbeginn vor zwei Jahren spätestens immer drei Tage vor den Hausarbeitsabgabeterminen. Im Urlaub werde ich wissen, ob sie mich auch durchs Vordiplom gebracht haben.

Dass The Thermals die perfekte Band für den Sommer sind, ist ja eh klar. Drei Akkorde und Refrains, die völlig klischeefrei parolenbeladen daherkommen, dass es einem nur so die Faust nach oben zieht, schreien ja gerade danach im Sommer gehört zu werden. Ende August kommt das dritte Meisterwerk „The Bloud, The Body, The Mashine“ , welches den perfekten Schritt nach vorne macht. Musikalisch immer noch schön geradeaus nach vorne, aber mit einigen Raffinessen verfeinert, dass es die beiden Vorgänger noch mal toppt, ohne die alten Hits in den Schatten zu stellen. Sommermusik auch deswegen, weil das erste Mal Thermals live mit soviel Schweiß und Flüssigkeitsverlust verbunden ist, wie kein zweites Konzert bisher. Muss so vor zwei oder drei Jahren in Berlin gewesen sein. Unglaubliche Sommertage und dann das erste Mal im Knaack-Club bei gefühlten 70 Grad.

Umso schöner, dass auch diesen Sommer mal wieder ein kurzer Trip nach Berlin ansteht. Label-Portraits machen, etwas bummeln und die Stadt genießen, ein wenig in Ruhe arbeiten und die Semesterferien leben. Umso schöner, wenn dann gerade noch die Band in der Stadt spielt, welche sich immer noch für mein Lieblingsalbum verantwortlicht zeichnet. „Reconstruction Site“ heißt es und die Band dazu The Weakerthans. Klar, da sind noch so viele andere Alben und Bands, die diesen Platz auch immer wieder einnehmen könnten – alleine schon Tomte, weil ich ohne Thees Uhlmann wohl nie auf die Weakerthans gekommen wäre, aber das ist für diesen einen Moment egal. Andere werden fragen, wie die Platte dem Vorgänger „Left And Leaving“ vorziehen kann. Habe ich allerdings keine Antwort darauf und ist auch völlig egal, denn diese Platte ist es einfach. Vielleicht hat sie mein Leben nicht so sehr verändert, wie „Hinter all diesen Fenstern“ oder „Lifted... the story is the soil, keep your ear to the ground“, aber sie ist nun mal am Tiefsten in meinem Herzen und da wird sie wohl für immer bleiben.

Bleibt nur noch die Frage wo ich jetzt die Girls in Hawaii, The Wrens und Yucca hinpacke...

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Wie sangen Gott & die Welt einst: „Das wird der Sommer meiner Träume!“ Ha, das hofft man natürlich jedes Jahr. Und mit der passenden Musik, den richtigen Erfrischungsgetränken und den tighten Typen die man so kennt sollte das doch alles kein Problem sein, oder? Letztens auf Düsenjäger-Konzert haben die lokalen Helden jedenfalls ihr neues Tape „Ihr werdet schon sehen!“ rausgehauen. Seitdem hat die Kassette nur mein Tapedeck verlassen, wenn ich mal schnell ein Mixtape basteln wollte. Allein „Gothic Chick“ und „Mein Plan“ treiben mir das Grinsen ins Gesicht. Da stehen vier absolute Freunde auf der Bühne. Bereit dazu, dir den Spaß deines Lebens zu vertonen. Das ist ihnen mit ihrem Tape mal wieder gelungen. Sicher nicht zum letzten Mal!

11. Februar 2006. Ein Kumpel hat Geburtstag und möchte unbedingt zur Oma Hans-Abschiedstour nach Hannover fahren. Keiner will mit. Ich eigentlich auch nicht. Kurz vor Abfahrt informiert er mich, dass auch Captain Planet Vorband sind. Scheiße. Muss ich doch mit. In der Nacht vorher noch schnell nen anderen Kumpel angehauen. Und schon hocken wir Samstag früh um elf Uhr im Zug von Nürnberg nach Hannover. Wochenendticketstyle. Acht Stunden fahren, fünf mal umsteigen. Aber meine Güte, hat sich das gelohnt. Also, Oma Hans waren schon auch nicht schlecht. Aber Captain Planet. Super! Ich hatte mir die Unterm Pflaster liegt der Strand-7-inch bereits mal online bestellt, weil ihr Hit Baumhaus irgendwo im Internet gedroppt wurde. Und ich ziemlich begeistert war. Die 7-inch hat es in sich. Und so hatte es dieses Konzert. Das war im Februar, wie gesagt. Und jetzt, im Sommer. Da kommen sie tatsächlich in unsere Region, nach Franken. Der Sommer mussssss gut werden. Keine Frage. hört mehr guten deutschsprachigen Punkrock. Es gibt so wenig davon.

Ich wohne mit meiner Freundin zusammen. Die ist Taking Back Sunday nicht ganz abgeneigt. Um ehrlich zu sein, hab ich mich damals wegen ihr erst mit Taking Back Sunday beschäftigt. Jetzt hab ich mir die neue Platte gekauft: „Louder Now“. Und ich höre sie recht oft. Noch öfters höre ich sie allerdings, weil sie meine Freundin hört. Also wird sie quasi gezwungenermaßen zu einer meiner Sommerplatten. Aber das ist wunderbar. Denn Taking Back Sunday transportieren schon immer so eine Unbeschwertheit, die mich einfach begeistert. Und letztendlich haben sie es sogar geschafft, mir dieses riesige Festival Rock im Park etwas persönlicher zu gestalten. Als ich allein im Dunkeln in Richtung Clubstage unterwegs war, da wagte ich noch verhaltene Prognosen. Aber als ich im Zelt war, da machten TBS die Bühne wirklich zu einer Clubstage. Ich bin mir sicher, im ausverkauften Prime Club kann es nicht soviel Spaß gemacht haben, wie an jenem Abend. Oft wenn meine Freundin nun unter der Dusche steht, dann höre ich Textzeilen wie „I’m an addict for dramatics / I confuse them two for love“ aus dem Bad. Und ich freue mich.

Tomte sind auch mit dabei. Weil Tomte eben Tomte sind. Freifahrtschein, digger. Nee, so leicht ist das nun auch nicht. Aber aufzuzählen, was ich alles mit dieser Band verbinde, das würde den Rahmen um ein Vielfaches sprengen. Alles begann mit einer vorsichtigen Freundschaft Anfang 2001. Es steigerte sich zur großen Liebe. Mittlerweile ist etwas Routine eingekehrt in den Beziehungsalltag. Man kennt sich eben. Weiß wie der andere auf bestimmte Sachen reagiert. Aber das ist schon gut so. Mit der Platte „Buchstaben über der Stadt“ haben mich Uhlo, Olli und Co. aber trotzdem überrascht. Weil ich sie für gelungener halte, als Hinter all diesen Fenstern. Weil Thees Uhlmann mit New York ein Lied knapp vorbei am Größenwahn geschrieben hat. Und vor allem, weil dieses Kribbeln wieder da ist. Genau das selbe wie damals, in dieser sonnigen Nacht. Als ich mit Jan durch die Straßen unserer Stadt wankte und alles so einfach erschien. Diesen Sommer lege ich „Norden der Welt ein“ und bin glücklich. So einfach ist das.

Jet Black haben sich ja gerade aufgelöst. Zusammen mit Barni hab ich mich nach Berlin aufgemacht um das vorletzte Konzert dieses Ausnahmeband zu sehen. Hat sich natürlich gelohnt. War ein Eins-A-Wochenende. Tomte am Tag darauf gesehen. Gleich noch die neue Platte The Dead End für Norbert mitgenommen. Als typische Sommerplatte geht das natürlich nicht durch, ist klar. Aber darum geht’s ja nicht. Das Vermächtnis einer Band, die ziemlich alles richtig gemacht hat. Mitreißend wie Hölle und genauso wie Captain Planet übrigens auf dem großartigen Unterm-Durchschnitt-Label. Ein typisches Ein-Mann-Label. Nur am Leben, dank der Liebe zur Musik. Die spürt man bei jeder Veröffentlichung. Und vor allem bei der liebevoll gestalteten Abschiedsplatte von Jet Black. Auf der Fahrt von Berlin nach Nürnberg, da wollte unser Auto nicht mehr so wie wir. Aus Angst, dass es nicht mehr anspringt, sind wir einfach durchgefahren. Sechs Stunden Hölle auf der Autobahn. Zum Glück hatten wir noch Jet Black im Ohr.

Die Weakerthans rangieren bei mir auf Platz eins. Egal um was es geht. Naja, fast egal. Auf jeden Fall hab ich sie vor vier Jahren etwa zu meiner persönlichen besten Band der Welt gekürt. Und bis heute kam niemand, der sie vom Thron stoßen konnte. Left And Leaving finde ich so grandios, da gehen die anderen beiden Alben leider immer etwas unter. Da ja aber nächstes Jahr eine neue Platte aufgenommen werden soll und die Band auch hierzulande auf Tour geht, hab ich die Fallow mal wieder rausgekramt. Was für ein Album. Alles, was die Weakerthans so großartig macht. Auf diesem Debütalbum ist es bereits in Perfektion vorhanden. Ich hab die Weakerthans ja erst mit der Veröffentlichung von Left And Leaving kennengelernt. Als meine Eltern mir 2001 die Fallow nachträglich zu Weihnachten schenkten, da hat sie natürlich nicht sofort gezündet. Verschwand nach zwei Durchgängen erstmal im CD-Regal. Jedoch nicht lang. Erst neulich war ich wieder so überwältigt von der Platte, dass ich kommentarlos die Zeilen „All night restaurant, North Kildonan. Luke warm coffee tastes like a soap“ per SMS verschickt habe. Keine fünf Minuten später kam die Antwort: „I trace your outline in spilled sugar, killing time and killing hope“. Wunderbar.

Against Me! kann ich immer hören. Wer einmal auf einem Konzert der Gainesviller Punkrocker war, der stimmt mir wahrscheinlich zu. Die „As The Eternal Cowboy“ findet regelmäßig den Weg in meine Anlage. Es reiht sich Hit an Hit. Grandiose Texte. Auf dem vorletzten Against Me!-Konzert waren ja Jupiter Jones Vorband in Regensburg. Es ist immer hervorragend, wenn zwei Lieblingsbands miteinander spielen. Wie Tomte und Kettcar damals 2001. In den Indieschuppen dieses Landes. Oder Robocop Kraus mit Art Brut in Amerika. Das ist schräg. Against Me! haben ordentlich Platten verkauft. Aber sie spielten trotzdem zum dritten Mal hintereinander im selben kleinen Nürnberger Schuppen. Mit der selben Begeisterung, mit der selben Spielfreude. Ein Sommer mit Against Me! kann kein schlechter werden…

Der Audiolith-Sampler: where destined mindblowers have their way ist der einzige Sampler, der bei mir auf Hot Rotation ist. Das hat ja auch seinen Grund. Sampler sind ja meist mehr Appetizer als vollwertiges Produkt. Hier allerdings haben wir vollwertiges Produkt mit zusätzlichem Appetizing-Faktor. Haha. Neben Plemo und bratze (neue Supergroup mit CCD und der Tante Renate) knallt ClickClickDecker mal eben wieder einen der Songs des Jahres raus: „Wer hat mir auf die Schuhe gekotzt“ heißt er. Und geht natürlich wie immer um die elementaren Dinge des Lebens. Muss er ja, wenn er mit den Textzeilen „Das bin nur ich der hier am Boden liegt, aufquillt, sich nach hause schiebt, ungewollt aus Rahmen fällt, abstumpft und Rekorde hält, overdressed und dehydriert heldenhaft die Schlacht verliert, das ist nicht mein Untergang, hab grad erst damit angefangen.“ anfängt. Wahnsinn. Das war quasi unsere Erkennungsmelodie auf dem Immergut 2006. Wer sich nun von ClickClickDecker genervt fühlt: Tut mir leid, hal und ich sind schuld. Aber ist doch egal, es ist Sommer, Baby!

Meine Freundin meint grade noch: „Nimm noch die Jan Delay-Pladde mit rein“. Gut möglich. Aber die hab ich leider noch nich. Hoffentlich kommt mir die noch rechtzeitig für diesen Sommer zwischen die Finger.

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Mal etwas anderes: Jan Delays „Mercedes-Dance“ ist meine vermutete Sommerplatte. Vermutet, genau. Denn wirklich sicher kann man sich da nämlich als Vertreter der Online-Presse gar nicht sein. Denn, laut Aufschrift auf der Promo-CD ist Vorsicht angesagt: "Der angeschlagene Zustand des Musikwesen zwang uns, diese CD mit Tiergeräuschen zu versehen sowie den Sound zu verschlechtern." Dem ist dann auch so. Und beim Versuch, Schweine-Gequäke und Kuh-Muhen während der elf Songs in meinem Kopf auszublenden, wäre ich beinahe schizophren geworden. Aber es hilft ja nichts, denn die Qualität des Materials ist hinter der "Wall Of Animal Sounds" deutlich zu spüren. Was man vorab ohnehin sicher sagen kann: Mit "Searching For The Jan Soul Rebels" hat das Ganze nicht mehr viel zu tun. Auch wenn die Single "Klar" anderes vermuten ließ: Reggae und HipHop wurden im Jahre fünf nach dem Debüt von fetten Disko-Bläsern, noch mehr Pop und einem dicken Haufen Udo Lindenberg-Soundalikes ersetzt. Udo Lindenberg, exakt. Denn spätestens als der Mann mit Hut im finalen "Im Arsch" höchstpersönlich in Erscheinung tritt, wird mir klar: So weit ist Jan Delay a.k.a. Eizi Eiz a.k.a. Phillip Eißfeldt mittlerweile gar nicht mehr vom Altmeister entfernt. "Mercedes-Dance" jedenfalls geriet ähnlich verschroben, liebäugelt ebenfalls klar mit den Achtzigern ("Plasik") und kommt bei aller subversiven textlichen Überlegenheit unglaublich elegant aus den Boxen. Da wackelt eher der Popo als dass es flasht... um mal im Jargon zu bleiben. Darum: Stock aus dem Arsch und ersteren am besten gleich als Limbo-Stab weiterverwenden. Ich find's famos und tanze den Mecedes Tanz seit dem 4. August nun endlich auch mit einer "tierbereinigten" Original-CD. Muuuuuuh!

Ich kenne das Debüt von The Bronx nicht. Dafür sind sie mir im Vorprogramm von Sick Of It All vergangenes Jahr ziemlich auf den Sack gegangen. Viel zu anstrengend waren die. Zumindest, wenn man auf eine reine Hardcore-Show aus gewesen ist. Aber jetzt küre ich das (abermals selbstbetitelte) Zweitwerk der Band zu meiner Platte des Sommers. Warum der Kurswechsel? Nun, es ist sicherlich von Vorteil, auf den Sound von Matt Caughthran, Joby J. Ford, James Tweedy und Jorma Vik vorbereitet zu sein. War ich beim ersten Hören der Aufnahmen natürlich wieder nicht. Doch die halbe Stunde hat schon da ihre Spuren hinterlassen. Und so tastete ich mich in den letzten Wochen Stück für Stück an diesen Koloss heran. Jetzt vermiest er mir wutschnaubend den Sommer. Denn "The Bronx" entpuppt sich als eine dermaßene "Auf's-Maul-Fresse-Halten!"-Platte, dass es mir schlicht die Sprache verschlägt. Und das gilt sogar für die etwas getrageneren Momente, wie dem vehement an die letzte Beatsteaks-Scheibe erinnernden "Dirty leaves". Doch nochmal zurück zur Jahreszeit, denn eigentlich entspricht der Sound der Band aus Los Angeles nun nicht unbedingt den gängigen Vorstellungen sommerlicher Musik. Aber wenn euch die Beach Club-gebräunten, tanzenden Yuppie-Fressen mal wieder so richtig nerven - dann ist das hier die vielleicht einzig wirksame Medizin dagegen. Ihr werdet mich verstehen, glaubt mir. Abgesehen davon: Der Hardcore-Rock'n'Roll von The Bronx treibt einem so den Schweiß aus den Poren, dass mir selbst in den etwas milderen letzten Wochen die Klamotten am Leib klebten... Der Ärger am Rande: Jetzt, wo ich reif dafür und heiß darauf wäre, ist das Vorgängeralbum natürlich vergriffen. Shit. Aber egal, diese 13 Songs bringen mich locker über den Rest-Sommer. Seit "Smack Smash" hat so nämlich keiner mehr gerockt. Und The Bronx können es sogar noch ein bisschen besser als die Berliner.

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Platten für den Sommer - das wird kompliziert. Stellt es mich doch schon vor schier unlösbare Probleme, überhaupt für den Urlaub zu packen und dabei Sinnvolles von nicht Sinnvollem zu trennen. Aber bevor es mit „Ähm ich hätte hier noch drei Kisten CDs gehen die noch irgendwo ins Auto…?“ endet, hier meine ultimativ endgültige musikalische Grundausstattung für den Sommer 2006. Und sollte kein Zentimeter Platz mehr im Kofferraum sein (wer hatte eigentlich die Idee mit dem Schlauchboot…?!), kaufe ich für diese Alben eben einen Anhänger.

Sonnenaufgang, vielleicht ein erster morgendlicher Strandspaziergang, die Wellen plätschern sanft und die Luft ist noch kühl. Begleiten wird mich in diesen Momente wahrscheinlich The Album Leaf. Denn für solche Augenblicke ist „In a safe place“ gemacht: sanfte Elektronik, manchmal mit Stimme unterlegt, genau so klar wie der Sommertag, über den sich noch nicht die lähmende Hitze gelegt hat. Das Album schärft die Sinne, denn in der Zurückhaltung liegt seine Stärke. Genau das Richtige, um aufzuwachen, egal was gestern Abend passiert ist. Oder um Frühstück zu machen, während deine Freunde noch schlafen. Schließlich soll ja niemand so früh durch zu viel Lärm geweckt werden – und wenn du dann zu laut mit den Tellern klapperst, bekommen die anderen wenigstens auch noch etwas von diesem Sommermorgen mit.

Zum Frühstück gibt’s dann natürlich frische Croissants, einen Milchkaffee und das ganze garniert mit Badly Drawn Boy. „The Hour of Bewilderbeast“ hat mit über einer Stunde Spielzeit genau die richtige Länge für einen ausgedehnten Brunch auf der Terrasse und liefert wunderschön entspannte Melodien sowie verspielte Schrägheiten, die die letzten Nebelschwaden der Nacht aus den Köpfen verscheuchen. Und da Ferien ja immer viel zu kurz sind, stört auch die leichte Melancholie, die darüber liegt, nicht – in diesem Augenblick ist sie einfach die Erinnerung daran, dass solche Frühstücke mit diesen Menschen etwas ganz Besonderes sind. Und das ist ja nicht das Schlechteste.

Dann kriecht die Hitze heran. Die einen treibt sie an den Strand, da geht wenigstens Wind, die anderen ins Haus, da ist wenigstens Schatten. Egal. Black Rebel Motorcycle Club haben mit „Howl“ mein Mittagshitzealbum 2006 gemacht. Irgendwie das ganze letzte Jahr untergegangen und missachtet, hat es sich kurz vor dem Urlaub in mein Bewusstsein geschlichen. Jetzt ist die Gelegenheit da, ihm endlich die gebührende Aufmerksamkeit zukommen zu lassen – den tieftraurigen bis wunderschönen Texten und natürlich der Musik. Einfach nur zuhören, die Augen zumachen und sich möglichst wenig bewegen – möglicher Nebeneffekt wäre zwar ein kleiner Ausflug in den staubigen Mittleren Westen der USA, aber wen stört das schon, solange sich der Atlantik vor der Tür nicht in einen vertrockneten Salzsee verwandelt?

Auf gar keinen Fall fehlen darf in diesem Sommer „Return to the Sea“ von den Islands. Die Kanadier haben ein ganz bezaubernd fluffig schräges Popalbum gemacht. Eine Sommerplatte ohne zuviel Zucker und genau das Richtige, um ein bisschen in Schwung zu kommen. Und „Jogging Gorgeous Summer“ liefert dann auch noch die schönschnulzigste Textzeile der Saison: „Millions of Sunsets, but the one I’ll remember/ is the one where you told me you love me forever”. Das ist doch mal eine Ansage – bitte umsetzen, glücklich werden, und mit diesem kleinen Hilfeschubs der Islands alles andere einfach mal vergessen.

Ein Album, dass mich schon das ganze Jahr begleitet, darf natürlich auch mit in den Urlaub fahren: Broken Social Scene. Sommerferien sind ja sowieso schon immer das bessere Neujahr, denn wann verändert sich sonst so viel und dieser Herbst wird einige Veränderungen bringen. Am besten gelingt sowas bekanntlich mit der Unterstützung guter Freunde. Also nehme ich nach Frankreich nicht nur fünf davon mit, sondern auch die Vorzeigekommune aus Toronto. Macht gleich noch einmal gefühlte 327 Freunde mehr. Und am Ende des Sommers werden wir uns alle gegenseitig beistehen, wenn es wieder zurück geht in den normalen Wahnsinn. Ein paar Gläschen wovon auch immer, „Our Faces Split the Coast in Half“ aus dem CD-Player und man verspürt schon fast automatisch das Bedürfnis, allen mal wieder zu sagen, wie unglaublich toll sie doch sind. Und was heißt in solchen Momenten schon „mal wieder“.

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Das Schicksal bestimmt so manchen Umstand, doch die Musik bestimme immer noch ich. So habe ich dieses Jahr etwas mehr Zeit meinen Sommer zu verbringen. Rogue Wave sind da stets beim Stadtbummel oder im Park dabei. Unterschiedliche Stimmungen prägen dieses Album und prägen derzeit mich. Meist kommen meine Zukunftsgedanken und Erinnerungen, Sehnsüchte und Erfüllungen in Bewegung wenn „ Track 1“ auf dem Display aufleuchtet und somit dieses tolle Album startet. Dieser Sommer 2006 wird für mich, als jener der Liebe, des Abschiedes und des Wiedersehens in die Geschichtsbücher eingehen. Vielleicht gibt mir gerade aus diesem Grund, neben meiner Seelenverwandten und meinen unglaublich lieben Freunden „Descended Like Vultures“ die Zuneigung und die Kraft, die man braucht, um das Schicksal so zunehmen wie es ist.

Kurze Hosen, Sonnenbrille und ein luftiges Hemd. Freunde und eine Wiese. Die Leichtigkeit des Sommers lässt so einiges einfach daher kommen und dabei flüstern mir Nouvelle Vague mit ihrem gleichnamigen Debüt die passenden Klänge ins Ohr. Ein paar alte Hits in Neuem Bossa Nova Gewand geschnürt in einem Picknick-Korb voller leckerer Früchte - das liegt mir leicht auf dem Gemüt und leicht im Magen. So lässt es sich selbst mit dem düsteren „Love Will Tear Us Apart“ von Joy Division oder dem Depeche Mode-Klassiker „Just can’t get enough“ locker und beschwingt aushalten. Ja, ja davon kann ich nicht genug bekommen. Und zu den kälteren Tagen im Jahr erstrahlen diese Hits wieder in alt gewohnter Schönheit. Die Moderne macht es möglich, Songs in Sommer und Winterversion zu genießen. Doch jetzt genieß ich erst einmal den Rest der Sommersonne mit kühlem Getränk in der Hand und Freunden auf der Wiese.

So war es auch im Sommer 2000, als ich erstmals von Oasis begleitet wurde. Da war „(What’s The Story) Moring Glory?“ noch Neuland für mich. Das ist nun sechs Jahre her und diese Liebe ist gewachsen und wird wohl niemals einschlafen. Komischerweise verschwindet es irgendwie meist den Winter über in hinteren, staubigen CD-Regalecken, bevor es dann zu den heißesten Monaten des Jahres wieder hervor kommt und rausgeputzt in immer wieder neuem Glanz erstrahlt. Und so ist es auch dieses Jahr wieder gewesen, zwar erst ein bisschen später, aber dafür umso intensiver.

Mit der Broken Social Scene Familie auf Wandertour heißt für mich, raus aus den aufgeheizten Räumen – raus auf die Straße. Und dann vorbei an Menschen und Häusern, durch Alleen, über Berge und Täler - um dann angekommen auf einer Wiese in völligem Wohlbehagen neue Ideen zusammen zu spinnen. Ich könnt da ewig liegen. Und danach mir in einem wunderschönen See eine Abkühlung zu holen, die bei diesen fast schon tropischen Temperaturen wirklich nötig ist. Nur Schade das „You forgot it in People“ leider wasserscheu ist und nicht mit mir baden gehen will.

Wo die Reise nun hingehen wird ist noch ungewiss, aber für die nächsten Etappen sind diese Alben aber schon jetzt eingepackt...

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Was eine Sommerplatte ist, lässt sich für mich oft erst im Nachhinein, wenn einen die Platten durch den dann zurückliegenden Sommer begleitet haben, sagen. Aus diesem Grund folgen hier auch nicht immer ganz aktuelle, aber doch ungemein zeitlose, an ganz besondere Erinnerungen gekoppelte Alben.

Das neue Album von Pale wartet schon auf die Veröffentlichung, während ich mich noch einmal am sonnigen Gitarrenpop des Vorgängers erfreue. Obwohl natürlich auch der Vorgänger schon einige Glanzlichter bereit hielt, haben sich die Aachener spätestens mit „How To Survive Chance“ aus dem Szenekorsett befreit. Auf dem Gaspedal steht „Optimismus“ geschrieben und Pale treten es ganz fest durch. Diese kleinen eingängigen Hymnen wie „Goodbye Trouble“, „Sometimes, Somewhere“ und besonders „Hello, Lucky Thing“ können einfach alles, vor allem rocken und dabei gute Laune verbreiten. Darüber hinaus zeigen sich Pale auf „How To Survive Chance“ mit Elektro-Sprenkeln, Piano-Balladen und Bläsereinsatz vielseitig wie nie zuvor - so schmeckt der Sommer!

Wenn ich von einer Platte mit Überzeugung behaupten kann, sie habe mein Leben verändert, ist dies „Hinter all diesen Fenstern“ von Tomte. Was Thees Uhlmann und seine Hansestadt-Guerilla hier fabriziert haben wird auch diesen Sommer überdauern und in diversen Poesie-Alben noch genug Platz zum Verewigen finden. Melodien wie Zucker, die sich einfach nicht kaputt hören wollen, Gänsehaut-Texte - „Hinter all diesen Fenstern“ ist Trost- und Mutmacher in Albumform. Tomte haben hier für mich ein wohl unerreichbares, vor Dringlichkeit überschwappendes Meisterwerk erschaffen. Freudetrunken auf die Tanzfläche zu „Schreit den Namen meiner Mutter“ stolpern, bei Dennis Beckers perlenden Gitarren „Du bist den ganzen Weg gerannt“ ins Staunen versetzt werden, im unpeinlich-kitschigen „Endlich Einmal“ einen Hund besingen und währenddessen das Leben erklärt bekommen, alles möglich mit dieser Platte. Und im Urlaub sehe ich mich schon zum grandiosen Abschluss „Die Schönheit der Chance“ die Faust in die Meeresluft recken und rotwein-seelig krakeln: „Das ist nicht die Sonne die untergeht, sondern die Erde die sich dreht!“

Girls in Hawaii könnten allein schon aufgrund des Bandnamens als Act für die heiße Zeit des Jahres durchgehen. Nun sind die „Girls“ allesamt männlich, stammen aus dem doch eher beschaulichen Belgien und Hula-Rhythmen sind auf „From Here To There“ auch nicht zu entdecken. Dagegen wartet auf diesem Album aber meist zurückgelehnter Indie-Pop mit viel Melancholie gewürzt. Dass Girls in Hawaii eine visuelle Band sind, beweist nicht nur ein Blick in das Booklet oder der Besuch eines ihrer fantastischen Live-Konzerte: Man sitzt im Zug, weitläufige Landschaften ziehen vorüber und man versinkt in leicht wehmütigen Gedankenwelten - dieses Album ist der Soundtrack dazu. Am besten im Sommer!

Tocotronic regeln! Mindestens einmal im Jahr wird „K.O.O.K“ wieder herausgekramt um sich am Jackpot, dem Geschenk meines Lebens, einem Tag ohne Schatten oder dem Rock-Pop in Concert zu erfreuen. Für meinen Geschmack ist dieses Album die perfekte Symbiose aus altem und neuem Schaffen der Band. Die Texte, so banal wie genial, laden einfach zum glückseligen Mitsingen ein. Live darf ich sie in wenigen Tagen wieder bestaunen, und mich dabei an mittlerweile Sonic Youth-ähnlichen Gitarren-Infernos auf der Bühne erfreuen. Während der Wind die Wolken vertreibt, werde ich warmes Bier trinkend, das Unglück zurückschlagen und ihm aus voller Kehle hinterher brüllen: „Let There Be Rock“!

Kein Wunder dass Sänger und Songwriter Jonah Matranga mit dieser, nun muss ich das Wort doch noch in den Mund nehmen, EMO-Blaupause namens „Thriller“ gelegentlich auf der Bühne die Tränen überkamen. Mit seinem Emocore-Allstar-Ensemble New End Original hat er hier einen absoluten Volltreffer gelandet. Schon der Auftakt “Lukewarm” zündet wie eine Rakete, diese Ohrwurm-Gitarren und Die-Faust-nach-oben-Texte („I never wanna say my best days are behind me“) sind und bleiben einfach unerreicht. Energiegeladen geht es weiter, die Band kann aber auch in ruhig, wie das sterbensschöne „Better than this“ beweist – bei diesem Lied wären sogar Wunderkerzen nicht peinlich. Nur schade, dass es nach augenblicklichem Stand wohl nichts mehr mit einer Wiedervereinigung, und damit dem sehnlichst erwarteten Nachfolger, wird. Zum Abschluss möchte ich noch mal den Opener zitieren: "There is a summer, it's all the time, for everyone of us.“ Richtig!

Soviele liebgewonnene Alben gäbe es noch, aber Perlen wie das im sellfish.de-Kollegenkreis unterschätzte „Let go“ von Nada Surf, Samiams „Astray“ oder „Crooked Rain, Crooked Rain“ von Pavement werden dann bis zum nächsten Sommer warten müssen.

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