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Bedouin Soundclash Interview

„Wir versuchen etwas mehr als Kanadier zu sein“ (BSC)

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Endlich mal ein paar Kanadier, denen trotz kalter Füße das Herz nicht eingefroren ist! BEDOUIN SOUNDCLASH haben mit „Sounding A Mosaic“ ein Album an den Start gebracht, auf dem sie sich hartnäckig jeder Klassifizierung verwehren.

Und weil deren Debüt- Album nicht nur in Nordamerika voll eingeschlagen ist (Sofort-Buchung für die WARPED TOUR 2005) sondern auch in Europa erste Erfolge verlauten lässt, war es für uns höchste Zeit die drei Kanadier mal ordentlich auszuquetschen.

Per Mail hatte ich die Gelegenheit, Sänger und Gitarrist Jay Malinowski über dessen musikalische Einflüsse auszuquetschen (Kanada und Reggae-Sound passt ja auch wie die Faust auf´s Auge), ihm eine Selbstdiagnose des BEDOUIN SOUNDCLASH-Sounds zu entlocken und erste Details über das neue Album zu erfahren.


Basti: Könnt ihr euch kurz vorstellen und erzählen wie es zu BEDOUIN SOUNDCLASH kam?

Jay: Also eigentlich hat alles schon in der Schule angefangen: Da hab ich Eon (Eon Sinclair: Bassist, Anm. d. Red.) getroffen, der die Straße rüber in einem Studentenwohnheim gewohnt hat. So sind wir Freude geworden und haben uns zum Beispiel viel über Musik unterhalten.

Wir haben beide unsere Liebe zum Reggae entdeckt, auch wenn wir jeweils einen ganz anderen Ausgangspunkt hatten: Ich kam mehr nach THE CLASH, THE SPECIALS, DESMOND DEKKER - also eher die Ska-Richtung, während Eon mehr vom indischen Background kam und ein großes Wissen über Dancehall und das alles hatte.
Wir haben dann angefangen mit Platten zu handeln und haben nach ein paar Wochen rausgefunden, dass wir beide Instrumente spielen...

Wir hatten aber eigentlich nie vor eine Band zu gründen, aber dann haben wir noch Pat getroffen, der mehr einen Jazz-Background hatte. Ab da haben wir angefangen Musik zu machen, auch weil ich den Platten aus den 80ern einfachangehört hab, dass es noch sehr viel weiter gehen kann als das, was in dem Moment aktuell war.

Wir wollten selber Musik machen, die uns persönlich ansprach, inspiriert von großartigen Platten von THE CLASH, THE SPECIALS, BERES HAMMOND, THE MAYTALS und so weiter...
So hat eigentlich alles angefangen, heute sind wir drei Freunde, die Musik lieben - das würde uns wohl am besten beschreiben...

Basti: Für uns ist es schon manchmal schwer die ganzen verschiedenen Bands in bestimmte Muster oder Genres zu pressen. Bei BEDOUIN SOUNDCLASH (BSC) ist es mir so schwer wie noch nie gefallen. Also, wie würdet ihr selber euren Musikstil beschreiben?

Jay: Das ist absolut richtig, es ist schwer zu beschreiben... Aber ganz nüchtern betrachtet besteht BSC in erster Linie aus dem Einfluss von Punk, Ska, Reggae, World Music und so weiter. Aber eigentlich beschreibt das uns nicht wirklich. Ich würde mal sagen wir sind eine Reggae-, Punk-, World-, Soul-Band...

Basti: Gut, dann war es schon mal nicht so falsch, wenn ich euch als Band bezeichnet habe, die besonders vom Reggae beeinflusst ist. Jetzt muss man aber wissen, dass ihr alle drei Kanadier seid… dann erzähl uns mal, wie ihr zu diesem Kandier-unypischen Sound kamt.

Jay: Ja, also uns macht es richtig Spaß, einen Joke draus zu machen, dass wir Kandier sind und so eine Musik machen. Besonders wenn wir in den Staaten sind, wo die Leute wirklich keinen blassen Schimmer von Kanada haben, außer vielleicht dass sie sich als was besser fühlen.

Was sie nicht wissen, ist, dass gerade Toronto einen großen Anteil an indischer Bevölkerung hat und auch einen der größten Karnevals (genannt „Caribana“) in Nord-Amerika beheimatet. Reggae ist also überall, auch im Radio und beeinflusst in jedem Fall das kulturelle Flair in der Stadt.

Allerdings ist es auch eine Art von Missverständnis, dass man uns für eine „Reggae-Band“ hält, weil wir das einfach nicht sind. Wir lassen uns enorm von der Kultur beeinflussen, sind uns aber auch bewusst, dass das nicht unbedingt die Art von Musik sein sollte, die man spielt wenn man in Kanada aufgewachsen ist. Also lassen wir all das in unsere Musik einfließen, was wir bis dahin erlebt haben und versuchen so, etwas mehr als Kanadier zu sein.

Basti: Euer Debüt “Sounding A Mosaic” war zuerst in Übersee und jetzt auch bei uns in Europa ein echter Überraschungserfolg. I

st das nicht eine Menge Druck, wenn das erste Album so einschlägt und wie geht ihr damit auf eurem neuen Album um? Immerhin habt ihr ja mal ganz nebenbei einen mittleren Kickstart hingelegt: Die BBC hat euch nur für ein Interview und ein Exklusiv-Konzert nach London geflogen und in Amerika wurdet ihr aus dem Stand für die gesamte Länge der WARPED TOUR 2005 gebucht.

Glaubt ihr, dass ihr diesen Wahnsinnserfolg mit eurem neuen Album wiederholen könnt?

Jay: Nun ja, unser nächstes Album „Street Gospels” ist eigentlich schon fertig... Ich habe aber nie irgendeine Form von Blockade oder ähnliches dabei erlebt und ich habe mich auch niemals eingeschränkt gefühlt, z.B. dass ich jetzt nur noch kommerzielle Sachen schreiben müsste (wenn das so wäre hätten wir niemals mit der Band angefangen).

Songs schreiben macht uns Spaß und normalerweise haben wir sowieso innerhalb eines Jahres genügend Material um ein neues Album zusammenzustellen - deshalb haben wir uns auch nie unter Druck gefühlt.

Es ist nicht unser Job irgendwelche Sachen berühmt oder beliebt zu machen, wir sind keine Pop-Band, deshalb ist es uns wichtig nur das zu machen, hinter dem wir auch stehen können. Es ist deshalb auch nicht besonders schwierig für mich über Sachen zu schreiben, wenn sie mich derart inspirieren.

Basti: Wo wir grad die ganze Zeit vom neuen Album sprechen: Was erwartet uns denn da und wie wird sich der Sound zum Vorgänger verändern?

Jay: Nun, mit allem was ich so privat an Musik höre, entwickle ich mich auch weiter und beeinflusst damit auch stark unsere Alben. Dazu gehörte in der Zeit während das neue Album entstand, vor allem viel Soca und Calypso.

Ich denke, dass das neue Album viel mehr Song-orientierter ist und es schon um einiges näher an dem Level dran ist, wo ich BEDOUIN SOUNDCLASH letztendlich in Zukunft sehe.

Ich bin persönlich sehr stolz darauf, genauso übrigens wie der Rest der Band.

Basti: Bands wie BSC mit ihrem Reggae-Sound werden ja oft vorschnell als “Sunshine”- oder “Fun”-Bands bezeichnet. Habt ihr Probleme mit solch einem Schubladendenken und was ist eure Motivation - was wollt ihr mit euren Lyrics und eurer Musik erreichen?

Jay: Jemand hat zu mir mal gesagt, dass die wesentliche Message in unserer Musik die Hoffnung ist - und das kann ich so unterschreiben. Wir machen natürlich in erster Linie Musik um zu feiern und zu unterhalten. Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass all unsere Lyrics „fun“ sind, sondern das einfach dem Reggae-Sound eher so anhängt.

Als Songwriter will ich einfach nur eine gute Story erzählen, die bestenfalls so wenig „Ich´s“ wie möglich beinhaltet: Einfache Storys haben meist die tiefgründigsten Messages - Bob Dylan, Paul Simon, Joe Strummer oder Billy Bragg haben das perfekt beherrscht.

Basti: Und zum Abschluss noch die obligatorische Frage nach den Plänen für diesen Sommer: Welche Festivals stehen im Terminkalender und wann geht´s auf Tour?

Jay: Also wir werden den kompletten Sommer bis Mitte August mit der WARPED TOUR unterwegs sein. Im Moment ist eine UK-Tour im Anschluss im Gespräch, wo wir dann auch die Veröffentlichung unseres neuen Albums promoten wollen.

Basti: Vielen Dank für das Interview und dich hoffe man sieht sich baldmöglichst auf Tour in Deutschland.

Interview: Bastian Streitberger

Foto: www.sideonedummy.de


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