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Maplewood

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Nachdem sich mir beim ersten Hören des selbstbetiteltem Debuts von Maplewood noch ungute Erinnerungen an Vaters Plattenschrank aufdrängten, haben sie mich mittlerweile mit ihren zuckersüßen Harmonien völlig vereinnahmt. Wer erfährt, dass die Band in Manhattan beheimatet ist und hier Musiker von Sparklehorse und Nada Surf (Drummer Ira Elliot) beteiligt sind, wird sicherlich überrascht sein. Ein Blick auf das Cover verrät schon ein wenig wohin die Reise führt – bunte, Landschaften, weitläufige Plantagen, dahinter endlose und schneebedeckte Berge. Maplewood fabrizieren einen Sound aus längst vergessenen Tagen, sie klingen wie eine Zeitreise in das sonnenüberflutete Kalifornien der 70er Jahre. Der Opener „Indian Summer“, gleichzeitig erste Singleauskopplung, verzaubert gleich zu Beginn mit erfrischender Verträumtheit. Gefolgt vom zuckersüßen „Darlene“ möchte man beim zarten „Bright Eyes“ selig einschlummern und gelegentliche Streicher verstärken nur das wehmütige Erinnerungskino an Zeiten, zu denen ich paradoxerweise noch nicht auf der Welt war. Dass diese Musik überhaupt nicht neu ist, zeigt auch ein Blick auf diverse Referenzen: Die Beach Boys lauern hier stets unter der Oberfläche, in den ganz klebrig-poppigen Momenten schimmern America durch, und nicht nur im wunderschön-melancholischen „Poconos“ fühle ich mich an Altmeister Neil Young erinnert. Country-Einflüsse zeigen sich vor allem, wenn die Pedal-Steel („Be my friend“) ihren Auftritt bekommt. Aufpassen müssen Maplewood nur, wenn die Zuckerschicht zu dick aufgetragen wird, wie im kitschigen „Desert Queen“. Da kommen dann oben erwähnte ungute Erinnerungen an Grausamkeiten wie die Eagles hoch. Aber zum Glück passiert das nur selten, denn diese Musik steht doch überwiegend in einer ganz großen Folktradition. Und wer weiß, vielleicht sind Maplewood wirklich, wie von der amerikanischen Presse geschrieben, „Vorboten“ einer neuen (alten) Bewegung…

/ Spielzeit: 43:34 / Pop

Dominik Waßerloos


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