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FFF: Tag 2

One Nite in Mongkok / Casshern

Tag 2! Auf dem Plan stehen One Nite in Mongkok und Casshern. Bei ersterem Film geht es um zwei rivalisierende Banden, einen Auftragskiller mittendrin, das Landei Lai Fu und die in die Bredouille geratene Landsmännin, die Lai vor ihrem brutalen Zuhälter retten konnte. Realismus wird hier großgeschrieben. Nicht zu vergleichen mit den stylischen Aufnahmen eines Infernal Affairs. Hier gibt es verwaschene Optik. Fast als wären die Bilder per versteckter Kamera aufgenommen. Dieser Realismus macht dem Film auch zu schaffen. Klar, die Konturen zwischen Gut und Böse verlaufen schneller als man denkt, trotzdem verläuft das Gangster/Killer/Polizisten-Drama nach klar definierten Spielregeln. Und jetzt kommt der Haken: Wenn man denkt, dass der Film jetzt eher Richtung Beliebigkeit schwankt, kommt wieder eine Szene, die dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegzieht. Schwacher Start, immer mal wieder Durchhänger. Aber als ganzes betrachtet durchaus ein unterhaltsamer Copthriller. Gewohnt unbarmherzig. Wie früher auch in Hollywood. Bei High Noon oder Bullit wurde auch nicht lang gezögert. Da war der Showdown nach genau einem Schuss zu Ende. Bei One Nite in Mongkok ist das vielleicht nicht ganz so. Aber die roughe Atmosphäre und die eine oder andere Konfrontation zeigt deutlich wo die Vorbilder liegen.

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Danach lief der zumindest visuell beeindruckende Casshern. Hierbei handelt es sich um einen Anime mit echten Schauspielern und komplett digital erstellten Welten. Der Technik von Sky Captain and the World of Tomorrow nicht ganz unähnlich. Größtes Manko des Films: Eine Story, die in 90 Minuten durchaus passabel erzählt hätte werden können, wird auf stolze 142 Minuten aufgebläht. Und so kommt das Ende tatsächlich wie ein alter Kumpel ums Eck, auf den man schon ewig gewartet hat. Die Story: Der dritte Weltkrieg ist vorbei. Europa wurde ordentlich zerbombt, der Rest der Welt ist eh durch ABC-Waffen tödlich verstrahlt. Anlass genug für Dr. Azumi an einer Gentherapie zu arbeiten, die das drohende Ende der Menschheit verhindern könnte. Doch wie erwartet läuft alles schief, und statt Frieden, Freude, Eierkuchen erschafft der Professor eine faschistische Mutantenarmee, die sich selbst „Neo-Sapiens“ nennt. Dr. Azumis im Krieg verstorbener Sohn Tetsuya, kommt als wiedergeborener Superheld Casshern zurück. Um dem Bösen den Kampf anzusagen. Er wird zur letzten Hoffnung für die Widerstandskämpfer. Atemberaubend, was Kazuaki Kiriya da fürs Auge abliefert. Die Story ist geradezu biblischen Ausmaßes und trotzdem höchst simpel gehalten. Dazu eine Antikriegsbotschaft die selbst dem verständnisvollsten Kinozuschauer Magenschmerzen bereiten könnte. Naja, das klingt jetzt alles total schlecht. Aber man wurde schon gut unterhalten. Mit Abstrichen eben. Wer auf Animes steht, der muss den Film eh gesehen haben. Für alle anderen: Der Regisseur hat definitiv mehr Wert auf Bilder gelegt, als auf alles andere. Aber das muss ja nicht schlecht sein.

Sebastian Zapf


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