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FFF: Tag 7

The Dark Hours / Neightbour No. 13 / The Descent / Some

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Einmal recht freundlich winken für die Kamera bitte, Nee hier drüben!

Vorletzter Tag. Volles Programm. Zunächst der kanadische Psychothriller The Dark Hours. Die Psychiaterin Samantha Goodman beurteilt den Sexualstraftäter Harlan Pyne etwas zu unfair. Zumindest, wenn es nach Pynes Meinung geht. Klar, was der macht. Er ergreift die Flucht und folgt der Psychiaterin Richtung Wochenendhaus in die kanadische Wildnis. Ebenfalls vor Ort: Samanthas Gatte David und ihre kleine Schwester Melody. Auch Pyne bringt einen Handlanger zur Verstärkung mit. Denn heute will er den Spieß umdrehen. Sieht er sich doch als Opfer in dem ganzen Fall. So zwingt er die drei unfreiwilligen Gastgeber, mittels der praktischen Axt in seiner Hand, zu einem „Wahrheit oder Pflicht“-Spiel der besonderen Art. Nach und nach kommen wir der Wahrheit ein wenig näher. Nicht nur was Pyne betrifft. Denn Leichen im Keller, die haben wir doch alle! Atmosphärischer kleiner Psychothriller, der vor allem dank seinen guten Schauspielerleistungen überzeugen kann. Die Story ist bis zur letzten Sekunde gut ausgetüftelt. Dem ein oder anderen mag es vielleicht ein wenig konstruiert erscheinen. Ich erkläre mich aber zum Fan solcher Psychospielchen.

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Schlechter Film, schlechte Klamotten.

Als Rachegeschichte mit Showdown im Old-Boy-Format angekündigt, scheitert Neighbour No. 13 bereits nach wenigen Minuten kläglich. Keine Ahnung wieso Takashi Miike in dem Streifen einen Cameo-Auftritt hinlegt. Alles dreht sich um Juzo. In der Kindheit von den Mitschülern gequält - mittlerweile erwachsen - trifft er auf seinen damaligen Peiniger Akai und seine Familie. Dank seinem gewalttätigem Alter Ego bleibt es nicht nur bei bösen Sprüchen. Richtige Rache soll es sein. Bis es dazu kommt, vergeht allerdings eine halbe Ewigkeit. Der Showdown findet an dem Ort statt, an dem Juzo seine Qualen erleiden musste. Nämlich in der Schule. Oho, wie provokant. In Zeiten von Battle Royale und Co. macht das allerdings nicht viel her. Das hat man alles schon mal besser gesehen. Eine nette Idee, schwach umgesetzt.

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ungesunde Hautfarbe, wohl zu lange unter der Sonnenbank gewesen...

Richtig spannend wurde es dann beim englischen The Descent. Regisseur Neil Marshall (Dog Soldiers) hat hier ein schmutziges Horrorjuwel erschaffen. Sechs junge Frauen treffen sich, um gemeinsam eine Höhlenwanderung zu bestreiten. Blöd, dass der einzige Ausgang von einem Geröllrutsch blockiert wird. Ein anderer Ausgang muss her. Kein Problem, laut Plan soll es ja drei Ein- und Ausgänge geben. Doch die Frauen wissen nicht, dass sie in der falschen Höhle gelandet sind. Viel mehr zu erzählen wäre nahezu ein Verbrechen. Doch Klaustrophobie und Co. sind für die Frauen bald nur noch das geringste Problem. In den Tiefen der Höhle warten noch ganz andere „Überraschungen“ auf sie. Spannung pur. Vom Betreten der Höhle bis zum Ende. „A caving trip gone bloody wrong“. Genau, Blut fließt auch einiges in dem packenden Horrorschocker. Die Expedition im Dunkeln fordert ihre Opfer. Und der Zuschauer sitzt gebannt im Kinosessel. In Sachen Spannung und ernsthaftem Horror featuring Blutvergießen definitiv die erste Wahl auf dem diesjährigen Fantasy Film Fest.

Sebastian Zapf

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Morgens um halb zehn in Südkorea...

Some. Ein durchdachter südkoreanischer Thriller, der auch gut am frühen Abend hätte laufen können und nicht zur Geisterstunde, wenn das Kino fast völlig leer ist. Action-Mysterie-Krimi ist wohl die passendere Bezeichnung für diesen Film, denn „gethrillt“ wird hier eher wenig. Unnötiges und gewaltsames Blutvergießen findet auch selten statt, was dem Film ganz gut tut und etwas Abwechslung auf dem FFF bietet. Mitten in die Story wird der Zuschauer geworfen, eine junge Nachrichtensprecherin bekommt von einem merkwürdigen Fremden einen MP3-Player überreicht und plötzlich wird ihr mehr Aufmerksamkeit gewidmet, als ihr eigentlich lieb ist. Düstere Typen, die bevorzugt schwarze Klamotten und Baseballcaps tragen, eine Motorrad-Gang, die gerne mal freiwillig oder unfreiwillig bewusstseinserweiternde Drogen nehmen und mitten drin Detektiv Kang, der genauso wie die Nachrichtensprecherin Seo Yoo-jin bald an allen Fronten kämpfen muss. Alles dreht sich um Kokain im Wert von 10 Millionen Dollar, welches aus der Sicherheitsverwahrung der Polizei verschwunden ist. Dass Seo Yoo-jin eine tragende Rolle zur Lösung des Falles zukommt wird schnell klar, warum sie aber zunehmend deja-vus hat und damit aktiv die Zukunft gestalten kann ist weniger klar. Ein vertrackter Action-Krimi mit rasanten Tunnel-Auto-Verfolgungsjagden, die jeden Gran Turismo-Fan ein Strahlen ins Gesicht zaubert und der von der Leistung seiner Schauspieler lebt, die nie überdrehen und leider aber auch nicht verhindern können, dass der Film stellenweise etwas blass bleibt. Ein passabler, schön anzusehender Film, dem leider der letzte Kick bzw. das gewisse Etwas fehlt.

Sebastian Gloser


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